lausebande-02 -2021
Titelthema :: Seite 79 Wünschenswert sei bei der Wiederöffnung der Schulen eine begleitende Test-Strategie. Zudem brauche es klare, landesweite Vorgaben für eine mögliche Öffnung: Bei welchen Zahlen kön- nen die Schulen öffnen, wann ist ein Wechselmo- dell möglich, wie kann das umgesetzt werden? Das Land hätte die Zeit nach dem ersten Lockdown für die Beantwortung dieser Fragen nutzen müssen. „Ich habe den Eindruck, in der Landesregierung herrschte lange das Prinzip Hoffnung, getreu dem Motto, das wird uns schon nicht treffen.“ Viele der Probleme, vor denen Schulen jetzt stünden, seien nicht neu, sie werden nur durch Corona verschärft: Personalnot, volle Klassen, mangelhafte Hygiene-Standards, unzureichende technische Ausstattung, fehlende Chancengleich- heit. Daher sagt der GEW-Vorsitzende: „Kurz- fristig brauchen wir vernünftige Lösungen, die Kinder, Eltern und Lehrer mittragen können. Per- spektivisch müssen wir strukturelle Veränderun- gen in Angriff nehmen, um das System Schule zu verbessern. Wir müssen Schulen und Kitas besser ausstatten, um mehr Chancengleichheit gewähr- leisten zu können.“ Da vermutlich noch länger mit Einschränkungen im Schulbetrieb zu rechnen sei, müsse es jetzt darum gehen, wo nötig den Lehrplan zu straffen. „Hier braucht es Vorgaben von der Landesregie- rung. Das können die Schulen nicht selbst verant- worten, das ist eine bildungspolitische Entschei- dung.“ Zudem wünscht sich Günther Fuchs, dass in der aktuellen Diskussion um eine Wiederöff- nung nicht nur die Abschlusslehrgänge bedacht werden: „Wir brauchen ebenso schnell Lösungen für die Jahrgangsstufen 1 bis 3 und 7 bis 8, da dort basale Kompetenzen vermittelt werden.“ (Stand 18.1.). Zugleich aber hat man sich dort ganz bewusst dafür entschieden, Kitas und Schu- len weiter zu öffnen. So sind private Besuche in Irland komplett untersagt, Parks und Spielplätze geschlossen, die Schulen aber bleiben geöffnet. Portugal verzeichnet eine der höchsten Inzidenzen in Europa, fast alle Intensivbetten für Corona-Pati- enten im Land sind belegt. Daher wurde Mitte Ja- nuar erneut ein harter Lockdown mit strenger Aus- gangssperre verhängt, die Schulen aber bleiben geöffnet. Frankreich lässt die Schulen ebenfalls offen – wie auch schon im Frühjahr. Damals wur- den nur die höheren Jahrgänge in den Wechselun- terricht geschickt. In den Schulen wird auf die Ein- haltung von Hygiene- und Abstandregeln geachtet und eine strikte Trennung von Klassen. Natürlich weiß man, dass es auch an Schulen zu Infektionen kommen kann. Viel wichtiger aber scheint in die- sen Ländern die Erkenntnis, dass wochenlanges Homeschooling für einige Kinder fatale Folgen hat. Das sagen die Lehrer Die Lehrer stehen in der ganzen Debatte zwischen den Stühlen: Einerseits möchten sie ihre Schüler schnellstmöglich wieder in den Schulen unter- richten können, andererseits wollen sie sich nur ungern einem erhöhten Ansteckungsrisiko aus- setzen. Da sich die Altersstruktur in der Lausitz auch in der Lehrerschaft widerspiegelt, zählen viele Lehrkräfte zu Risikogruppen. „Jeder Tag, an dem die Kinder nicht in Kita oder Schule gehen können, ist kein guter Tag. Aber wir müssen das Recht auf Gesundheit und das Recht auf Bildung vereinbaren können“, fordert daher Günther Fuchs, Landesvorsitzender der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft GEW Brandenburg. » „Lehrer und Schüler müssen wissen, wie sie die Technik optimal in den Unterricht integrieren kön- nen. Denn das ist die Zukunft der modernen Schule. Diesen Weg müssen Schulen, Eltern und Politik gemeinsam gehen.“ Joanna Kesicka, Vorsitzende Landesschülerrat Sachsen
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