lausebande-02 -2021

Titelthema :: Seite 84 So bestand eine Challenge darin, Mitschüler an- zurufen und ihnen Komplimente zu machen, eine andere forderte dazu auf, Indoor-Sportarten zu er- finden und zu teilen. Das erfolgreiche Konzept des digitalen Fernun- terrichts hat bereits eine weitere Neuerung ins Spiel gebracht: Da das individuelle Lernen so gut klappt, wird nun darüber nachgedacht, den festen Stundenplan nach Öffnung der Schule etwas zu lo- ckern. Es ist am Ende das, was das Erfolgskonzept der Schule ausmacht: Die Kinder als Individuen wahrnehmen, ihnen eigenverantwortliches Han- deln ermöglichen und sie bei diesem Prozess so weit wie nötig begleiten. Digitale Bildung im intern. Vergleich Die internationale Vergleichsstudie ICILS (Internati- onal Computer and Information Literacy Study) hat 2018 zum zweiten Mal auf die digitalen Kompetenzen von Schülern und Lehrern und auf die technische Ausstattung an Schulen geschaut. Während deut- sche Achtklässler bei den computer- und informati- onsbezogenen Kompetenzen überdurchschnittlich gut abschneiden, ist bei der technischen Ausstattung und der Nutzung digitaler Technik noch viel Luft nach oben. In Deutschland teilen sich 9,7 Schüler ein digitales Gerät, in den USA 1,6 Schüler, in Finnland 3,4 und in Dänemark 4,6 Schüler. Während in Däne- mark 90 Prozent der Schüler ein eigenes Endgerät mit in den Unterricht bringen, sind es in Deutschland 15 Prozent. Nur 26 Prozent der Achtklässler besuchen eine Schule mit guter WLAN-Ausstattung für Lehrer und Schüler, EU-weit sind es 67 Prozent der Schüler. Wie die Digitalisierung der Bildung gelingen kann Unser ausführlicher Rückblick auf das zurückliegen- de Jahr und die Umsetzung des Digitalpakts, aber auch auf die schönen Beispiele, wie Fernunterricht gelingen kann, hat eines gezeigt: Deutschland muss sich mächtig anstrengen, um beim Thema digita- le Bildung endlich den Anschluss zu finden. Dazu müssen jetzt ganz dringend jene Herausforderungen angegangen werden, die schon lange bestehen und die wir mehrfach aufgezeigt haben. Die Digitalisie- rung ist nur einer dieser Punkte. Hier muss bereits in der Ausbildung der künftigen Lehrer angesetzt wer- den. „Eine medienpädagogische Grundbildung aller Lehrer*innen und Erzieher*innen ist leider immer noch nicht an der Tagesordnung. Deshalb ist die um- fassende Integration ins Lehramtsstudium oder das Referendariat noch ein weiter Weg, den wir alle ge- hen müssen, auch, weil Medien oft auf das Techni- sche beschränkt werden, anstatt in ihrer Breite zum Thema zu werden“, sagt die Medienpädagogin Prof. Dr. Mandy Schiefner-Rohs (s. S. 92). Echte Digitalisierung wagen Wichtig in der jetzigen Debatte ist es, die Digitalisie- rung der Schulen nicht auf die technische Ausstat- tung zu reduzieren. „Viel entscheidender ist doch die Frage nach den inhaltlichen Konzepten: Was setzen wir ein, wo und wie?“, mahnt Günther Fuchs, GEW- Landesvorsitzender in Brandenburg. Das Versenden von Arbeitsblättern als PDF oder deren Einstellen in eine Cloud hat noch nicht viel mit Digitalisierung zu tun. Es geht nicht darum, analoge Lerninhalte ein- fach ins Digitale zu übertragen. Die Digitalisierung bietet – richtig umgesetzt – so viel mehr Chancen. Am Marie-Curie-Gymnasium in Nauen hat sich das Kollegium schon früh auf Inhalte statt Endgeräte fokussiert. In der Unterrichtspraxis geht es um mehr als das Anschauen von Lernvideos. „Das spielt die Stärke digitalen Unterrichts nicht aus“, gibt Mei- necke zu bedenken. Vielmehr geht es um den sinn- vollen Einsatz von Apps oder Technik. So wurde die Geometrie imMathe-Leistungskurs mit Hilfe von VR- Brillen virtuell entdeckt. Wichtig ist, dass die Tech- nologien die Kinder interaktiv einbeziehen, dass die Kinder selbst kreativ werden und nicht nur falsch Digitale Technik soll praktischen Unterricht nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen. (c) raxpixel.com Freepik

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