lausebande-02 -2021

Titelthema :: Seite 85 oder richtig antippen. Die Programme, Technologien und Apps dafür gibt es. Am Leonardo Da Vinci Cam- pus hat man die Mittel aus dem Digitalpakt nicht nur für die Anschaffung von Endgeräten für Schüler und Lehrer genutzt. So wurden Druckerplotter, 3-D-Dru- cker, Lasercutter, Cutterplotter, Hochleistungs-PCs, ein Tonstudio mit modernster Aufnahmetechnik und Verarbeitungssoftware wie Raum- und Video- Mikrofon, Möglichkeiten der professionellen Video- aufnahme und Verarbeitungstechnik mit zwei 4k Kameras und Videoschnitteinheit und Fotostudio angeschafft. „Damit können Filme nicht nur ge- dreht, sondern auch geschnitten werden. Auf unse- rem YouTube-Kanal sind viele der so entstandene Produkte zu sehen. Insbesondere der Medien- und Kommunikationskurs im Gymnasium profitiert er- heblich. Aber auch das Kreativitätsmodul und alle Theaterangebote werden durch die neue Bühnen- technik ihre Ergebnisse erheblich verbessern“, be- richtet Campus-Leiterin Dr. Irene Petrovic-Wettstädt. Im Sportprofil ist es jetzt möglich, die eigenen Bewe- gungsabläufe zu filmen und anschließend zu korri- gieren, wie es sonst nur bei Leistungssportlern üb- lich ist. Schülerfirmen können sich mit dem eigenen T-Shirt-Druck befassen oder Angebote wie die erste digitale Schülerzeitung umsetzen. Föderalismus als Bremse Aktuell ist es so, dass sich Einzelne allein auf den Weg machen und dafür oft genug auf kostspielige, aber professionelle und gut gemachte Technologi- en und Technik der großen US-Konzerne zurück- greifen. Das ist per se nicht verwerflich, wirft aber zwei Fragen auf: Wie verhält es sich in diesen Fäl- len mit dem Datenschutz? Dürfen sensible Daten deutscher Schüler auf den Clouds US-amerikani- scher Firmen gespeichert werden? Zweitens, kön- nen sich diese Technik, die den von den Ländern bereitgestellten kostenfreien Lösungen in mancher Hinsicht offenbar überlegen ist, nicht alle Schulen leisten. Bei unserer Recherche ist aufgefallen, dass es meist die privaten Schulen sind, die den finanzi- ellen Spielraum für die kostspielige Lösung haben. Oder jene Schulen, die über einen starken För- derverein verfügen. Hier läuft Deutschland also Gefahr, dass die Schere zwischen den staatlichen, „normalen“ Schulen und jenen Schulen, die mit ihren pädagogischen Konzepten schon immer vo- rangegangen sind, noch weiter auseinandergeht. Klare Konzepte statt Planlosigkeit Des Weiteren brauchen wir mit Blick auf die kom- menden Monate klare Konzepte, wie Schule unter Pandemie-Bedingungen funktionieren kann. Im Sommer haben Bundes- und Landespolitiker immer wieder gefordert, die Schulen und Kitas müssten so lange wie möglich offenbleiben. Obwohl absehbar war, dass die Infektionszahlen spätestens im Herbst wieder hoch gehen, wollten die Verantwortlichen nichts von Wechselmodellen hören. Bei den Schlie- ßungen und den Öffnungen gab und gibt es ein Hin und Her, das von Bundesland zu Bundesland va- riiert. So durften im Frühjahr die Grundschüler in Hoyerswerda und Weißwasser schon wieder in die Schule gehen, während Kinder aus Spremberg noch Wochen zu Hause beschult wurden. Hier war und ist eine erschreckende Planlosigkeit festzustellen. Machen statt reden Die Kultusministerkonferenz hat sich beim Thema Di- gitalisierung der Schulen bisher auch nicht mit Ruhm bekleckert. Nun wird mit der brandenburgischen Bil- dungsministerin an der Spitze auch noch der Bock zum Gärtner gemacht. Die Ministerin hat es verschla- fen, Brandenburg bei der Digitalisierung der Bildung auf den richtigen Weg zu bringen. Nun will ihr das ausgerechnet als KMK-Präsidentin gelingen? Der Di- gitalpakt ist finanziell gut ausgestattet, es mangelt of- fenbar weniger amGeld, als vielmehr amWillen. Dass die Politik mehr Tempo vorlegen könnte, wenn sie wollte, zeigt ein Blick auf die Entwicklung des Corona- Impfstoffs oder den Bau des Tesla-Werks in Grünhei- de. Hier sind Projekte offenbar wichtig genug, dass sie im Vergleich zur sonst üblichen Bürokratie quasi in Lichtgeschwindigkeit realisiert werden. Krise als Chance Vielleicht aber ist die Krise auch eine Chance für die deutsche Bildungspolitik. Wenn es schlecht läuft, ist nach der Pandemie vor der Pandemie und der Man- gel wird weiter verwaltet. Wenn es gut läuft, haben die unter Corona wie unter dem Brennglas aufge- zeigten Defizite die Bildungspolitiker wachgerüttelt. Dann nutzen sie diese Krise als Chance für langfris- tige Veränderungen am System. Dann stellen sie das SystemSchule ganz neu auf – orientiert an den längst vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Gute Beispiele, wie moderne Schule aussieht, gibt es zuhauf. Lassen wir uns von ihnen inspirieren! »

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