lausebande-02 -2021

Titelthema :: Seite 92 Wen sehen Sie da vor allem in der Verantwortung: die Bundespoli- tik, die Landespolitik, die Hoch- schulen? Ich sehe alle in der Pflicht, je- der mit seinen jeweiligen Aufga- ben und Kompetenzbereichen: So muss die Bundes- und Lan- despolitik Rahmenvorgaben ma- chen, wie es u.a. in den Standards der Lehrer*innenbildung durch die KMK geschehen ist. Dies soll- te dann aber auch in Landesvor- gaben überführt werden, so wie wir in Rheinland-Pfalz curriculare Standards haben, die gerade mit Perspektive der Digitalisierung überarbeitet werden. Und nicht zuletzt auch die Hochschulen und Fort- und Weiterbildungsinstitu- te, die dementsprechende Angebo- te machen müssen. Hierzu ist aber auch medienkompetentes Perso- nal und eine gewisse Ausstattung von Nöten. Und nicht zuletzt sehe ich die Studierenden in der Ver- antwortung, die sich immer wie- der – auch kritisch – mit den Fol- gen von Digitalisierung (nicht nur) für Lehre, Lernen und die Schule auseinandersetzen müssen. Weiterlesen unter: Wie steht es um die Vermitt- lung digitaler Kompetenzen im Lehramtsstudium in Deutsch- land? Die Situation in Deutschland ist sehr unterschiedlich: Je nach Bundesland ist das The- ma Medienpädagogik in der Lehrer*innenbildung curricular verankert, wie bei uns in Rhein- land-Pfalz und damit in Pflicht- veranstaltungen Thema in der Lehrer*innenbildung oder aber auch nicht. In einigen Hochschu- len gibt es medienpädagogische Lehrstühle, in anderen nicht. D.h. Lehramtsstudierende kom- men ganz unterschiedlich mit di- gitalen Medien in ihrem Studium, aber auch in schulischen Prakti- ka oder dem Referendariat, in Be- rührung. So kann es sein, dass das Praktikum in einer Schule ab- solviert wird, die kein WLAN hat, oder man erlebt eine voll ausge- stattete Schule. Was könnte und müsste noch bes- ser werden? Ich meine, wir brauchen eine Grundbildung Medienbildung, auch und insbesondere in der Lehrer*innenbildung. Dabei geht es aber nicht nur um die Nutzung digitaler Medien, son- dern auch um medienpädago- gische und -ethische Perspekti- ven, d.h. auch die Aufgabe von Medienerziehung oder die Refle- xion gesellschaftlicher Verände- rungen. Und hier ist die gesam- te Lehrer*innenbildung gefragt, also nicht nur die Hochschule, sondern auch die zweite Phase so- wie die Fort- und Weiterbildung. Denn an der Lehrer*innenbildung sind viele Institutionen beteiligt. Ich halte es daher für bedeutsam, alle Involvierten mit ‚ins Boot’ zu nehmen. Dazu gehören Universi- täten mit ihren fachdidaktischen wie bildungswissenschaftlichen Lehrstühlen, aber auch Lernor- te der zweiten Phase (Referen- dariat) und der Fort- und Wei- terbildung, und nicht zuletzt die Schulen selbst. Es bringt ja wenig, digitale Medien an der Hochschu- le zu fokussieren, wenn im Refe- rendariat oder in der Schule dann andere Dinge wichtiger sind. Zu- dem müsste die Trennung zwi- schen analog und digital, wie sie in der aktuellen Debatte rund um den Fernunterricht geführt wird, aufgehoben werden: Es gibt tolle Konzepte der Gestaltung von Me- dienbildungsräumen, die auch Nähe erzeugen können, genauso wie es Präsenzunterricht gibt, der keine Resonanz auslöst. Wir dür- fen das eine nicht gegen das an- dere ausspielen, sondern gemein- sam überlegen, wie wir Schule im 21. Jahrhundert gestalten können und wollen. Künftige Lehrer kommen während ihres Studiums und an den Schulen noch zu wenig mit digitalen Medien in Berührung. Warum sich das ändern soll- te und wieso es dafür eine bessere Medienbildung braucht, verrät Prof. Dr. Mandy Schiefner-Rohs im Interview. Die Medienpädagogin forscht an der TU Kaiserslautern u.a. zu Digitalisierung und Lehrer*innenbildung. Analoge und digitale Medienbildung gehören zusammen www.lausebande.de

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