lausebande-02-2025

34 › Aktuelles passung des Stromverbrauchs an Zeiten mit niedrigeren Preisen ermöglichen. So lädt das E-Auto nachts während günstigerer Tarifzeiten. Dafür tragen Verbraucher bei dynamischen Tarifen auch das volle Preisrisiko. Wer in Preisspitzen viel Strom benötigt, kann auch deutlich teurer als im herkömmlichen Tarif zur Kasse gebeten werden. Insofern muss der Verbrauch beständig überwacht und angepasst werden – ein anspruchsvoller Alltag, der wohl eher technisch Versierten oder Fans eines Smart Homes vorbehalten ist. Dynamische Stromtarife sind für Kunden nicht verpflichtend und ein Wechsel aus Tarifen mit planbaren und sicheren Kosten sollte auch wohl überlegt sein. Versorger haben neben Tarifen mit durchgängigem Festpreis in der Regel Tarife mit einem variablen Anteil für günstigeren Strombezug beispielsweise in der Nacht für Nachtspeicherheizungen. Mit Blick auf den aktuellen Vermarktungsdruck einiger Versorger hin zu dynamischen Stromtarifen sollte Verbrauchern auch klar sein, dass dies letztendlich ein Geschäftsmodell ist. Zum einen könnten Zeiten geringer Nachfrage und niedriger Preise abgeschwächt werden, wenn viele Verbraucher die Dynamik nutzen, die Nachfrage in den Nebenzeiten erhöhen und damit Preisvorteile verringern, während sie in Zeiten hoher Preise weiterhin das volle Preisrisiko tragen. Zudem dürfte es schwerfallen, bei zunehmender Volatilität die Preisschwankungen immer im Blick zu behalten – in der Branche wird hier von einer Preisverwässerung gesprochen. Verbraucher wissen unter Umständen nicht mehr, wann sie welchen Preis zahlen. Ein weiteres Risiko könnte im transparenteren Verbrauch gesehen werden. Versorger könnten somit eine Optimierung der Kosten zu Lasten der Verbraucher vornehmen. Insofern sollte man sich genau informieren, bevor man den sicheren Hafen verlässt – oder lieber einen gewissen Grad an Autarkie anstreben. Dazu passen auch die Expertentipps der Stadtwerke Forst und Cottbus sowie des Elektropioniers Spreewald-Energy in diesem Sonderthema. Sie alle empfehlen sichere Tarife oder die Investition in Lösungen wie Solar, um einen gewissen Grad an Autarkie anzustreben. Im Gesetz heißt es dazu sinngemäß lediglich, dass dynamische Tarife „lastvariable oder tageszeitabhängige Tarife“ sind. In der Praxis wird der dynamische Tarif überwiegend an die Stundenpreise des Spotmarktes gekoppelt (www.epexspot.com) und besteht aus einem Verbrauchspreis und einem Grundpreis, die sich jeweils zusammensetzen aus mehreren variablen und einem festen Bestandteil. Die variablen Bestandteile umfassen a) den sich täglich ändernden Spotmarktpreis an der EPEX Spot SE (spezifischer Großhandelspreis für jede einzelne Stunde des Folgetages, für die am Vortag Strom gekauft wird: www.epexspot.com), b) die Netzentgelte inklusive KWKGUmlage, OffshoreUmlage, §19- StromNEV-Umlage, Konzessionsabgaben, Entgelte für den Messstellenbetrieb sowie ggf. neue gesetzlich eingeführte Abgaben, Steuern und Umlagen sowie c) die Stromsteuer und die Umsatzsteuer. Die fixen Bestandteile umfassen die Beschaffungsnebenkosten sowie die Kosten für Vertrieb und Kundenservice. Die bisherigen Tarifangebote haben einen festen Arbeitspreis und einen festen Grundpreis, die bis zum Ablauf der Garantiezeit bzw. bis zur nächsten Preisänderung gelten. Egal, welche Risiken der Energieversorger hat und welche Preisverwerfungen es am Großhandelsmarkt gibt, der Tarifpreis für den Kunden bleibt bis zur Preisänderungsmitteilung konstant und ist planbar. Das gilt auch für die schon immer zum Angebotsumfang gehörenden zeitvariablen Tarife, die es zum Beispiel für Nachtspeicherheizungen, für Wärmepumpen oder als HT/NT-Tarif gibt und weiterhin geben wird. (Quelle: Stadtwerke Cottbus) Was ist ein dynamischer Tarif? Ein Smart Meter misst alle 15 Minuten den Stromverbrauch und kann diese Daten mit dem Netzbetreiber bzw. Energielieferanten austauschen – eine Voraussetzung für dynamische Tarife. Foto: Bjoern Wylezich, istock

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