Seite 33 - lausebande-03-2013

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Interview :: Seite 33
um etwas zu erreichen. Aber dieses Zwischenmensch-
liche in der Küche war damals für mich nicht tragbar.
Entweder war ich ein Weichei oder es war einfach zu
viel. Man muss wissen, was man möchte. Man muss
für den Weg, den man geht, die Konsequenzen tra-
gen. Ich war damals wohl einfach zu jung dafür. Heu-
te habe ich das Glück, dass alles sehr schön ist. Ich
bin mittlerweile zu der Überzeugung gekommen, dass
mein Leben zu kurz ist, ummich zu ärgern.
Sie mussten viele Schicksalsschläge einstecken, be-
vor Sie zum ersten Mal vor eine Kamera getreten sind
– warum haben Sie sich in das Haifischbecken na-
mens „Medien“ begeben?
Ich bin zufällig entdeckt worden. Außerdem muss
man bedenken, wo ich herkomme: Ich komme aus
einem kleinen Dorf im Randgebiet zwischen Köln
und Düsseldorf. Bei uns gab es niemanden, der ir-
gendwann mal im Fernsehen gewesen wäre. Für mich
waren diejenigen, die für die Tageszeitung oder den
Abendkurier geschrieben haben, ja schon Stars. Als
ich zufälliger Weise entdeckt wurde, hatte ich zum
Glück von Anfang an viele nette Menschen in der Me-
dienbranche kennengelernt. Natürlich habe ich auch
andere Erfahrungen gemacht. Trotz alledem liegt
es an einem selbst: Lässt man sich darauf ein oder
nicht? Ich bin auf keinem roten Teppich zu sehen.
Das ist nicht meine Welt. Wenn ich mal hinmöchte
oder muss, dann gehe ich, aber stelle mich dort nicht
zur Schau. Wenn ich hoch klettere, muss ich damit
rechnen, dass ich abstürze. Hin und wieder wird man
enttäuscht, aber dafür muss man nicht in den Medien
sein. Das passiert auch so.
Sie haben damit angegeben mit „drei Stunden Schlaf
auszukommen“ – gibt es überhaupt Ruhe in Ihrem
Leben? Sie scheinen trotz diesen gesundheitlichen
Rückschlägen ziemlich auf Zack zu sein.
Als ich das gesagt habe, war ich noch sehr jung und
naiv. Ich habe geglaubt, mit drei Stunden Schlaf
könnte man hinkommen und wer mehr schläft, ist
faul. Natürlich alles aus der Situation heraus,
Horst Lichter ist eine Frohnatur, wie sie im
Buche steht. Doch der Koch mit dem auf-
fälligen Bart hatte nicht immer Glück im
Leben. Mitte zwanzig erlitt er zwei Hirnschläge und
verlor seine Tochter durch den plötzlichen Kindstod.
Er hat sich nicht unterkriegen lassen – und jetzt mit
der Lausebande über seinen Weg geredet:
Fernsehköche gibt es wie Sand am Meer – was unter-
scheidet Sie von all den anderen, mal abgesehen vom
Bart und mehr Humor, als Christian Rach?
Das entscheiden ja zunächst die Zuschauer. Aber ich
glaube, mich hebt von den anderen ab, dass ich das
unfassbare Glück habe, dass ich immer nur ich selber
sein darf. Ich muss mich nicht verbiegen und nicht
zeigen, was ich alles könnte. Ich habe einfach Spaß
und zum Glück ist es genau das, was die Leute sehen
wollen. Etwas Schöneres kann es gar nicht geben.
Warum wollten Sie Koch werden? Und nicht zum Bei-
spiel Autohändler für Oldtimer?
Das ist relativ einfach: Ich wollte dahin, wo Menschen
sind. Ich bin in einem kleinen Dorf groß geworden
und damals gab es all die Dinge nicht, die es heute
gibt. Da hat man als Koch in einer Gaststätte gearbei-
tet. Da kommen alle hin: Da wird gelacht, da wird ge-
weint, da werden Sorgen mitgeteilt. Genau das wollte
ich haben. Ich wollte die Leute unterhalten und ihnen
das Gefühl geben, dass sie als Gäste willkommen sind
und nicht nur als Umsatz betrachtet werden.
Als Koch muss man hart im Nehmen sein – haben Sie
ein dickes Fell?
Teilweise ja. Heute sowieso, aber damals war das
nicht unbedingt so. Deswegen habe ich den Beruf
auch einmal an den Nagel gehängt. Ich hatte nach der
Lehre einige Jahre als Koch gearbeitet und bin dann in
die Braunkohle gegangen. Das passt ja übrigens gut
zu Ihrer lausitz. Ich habe den ganzen Stress damals
einfach nicht mehr mitmachen wollen. Ich möchte
nicht immer angeschrien werden. Hart arbeiten war
in unserer Familie normal: Man musste viel machen,
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„Das Leben ist zu kurz um sich zu ärgern“
Interview mit Fernsehkoch Horst Lichter