Kolumne :: Seite 44
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
::
mich siegessicher auf den Weg zur Kletter-Krabbel-
Abteilung. Ganz sicher würde ich in spätestens zehn
Minuten wieder bei meinem Milchkaffee sitzen. Weit
gefehlt: erst eine dreiviertel Stunde später kehrte ich
hochrot und mit halbem Herzkasper zu meinem kal-
ten Kaffee zurück.
Dazwischen lag eine wilde Jagd über vier Ebenen
des Klettergerüsts, durch viel zu enge Rutschen und
den berüchtigten schwarzen Tunnel. Ja, es gab ei-
nen Tunnel mit absoluter Dunkelheit. Wie machen
das Kinder nur? In nur zehn Minuten hatten meine
Kleinen jede Ecke, jeden Durchschlupf und jede im
Weg befindliche Stange gescannt und umflogen wie
Fledermäuse mit einem Sonar jedes Hindernis. Ich
rammte im schwarzen Tunnel zweimal ordentlich
gegen eine Stange, gerade als ich nach dem Shirt
meines Jungen griff. Ich wollte ja schon nach 5 Mi-
nuten aufgeben. Aber die Mütterrunde hatte sich
aus dem Bistro auf den Weg gemacht, um diesen Su-
perdaddy bei seiner wilden Jagd zu observieren. Sie
zählten laut mit, wie oft ich meine Kleinen erwisch-
te. Meine Eitelkeit zwang mich zu drei Fangrunden
inklusive Blessuren an Beinen, Armen und Rücken.
Den Rest des Aufenthalts jappste ich innerlich nach
Luft und bemühte mich äußerlich um Gelassenheit.
Am Nachmittag streikte meine Büromuskulatur,
aber ausgerechnet während unserer Abwesenheit
hatte meine bessere Hälfte den Frühjahrsputz vor-
gezogen. Ich durfte Pflanzenkübel tragen, Sachen
stapeln, Sachen hier- und dahintragen, Sachen
ordnen, Sachen nochmal ordnen, weils beim ers-
ten Mal typisch männlich falsch lief – undsoweiter.
Klettergerüstjagd und Frühjahrsputz-Sachenmara-
thon führten zum sofortigen Wadenkrampf, als ich
abends das erste Mal die Beine hochlegen wollte.
Meine bessere Hälfte meinte gleich, dass mir etwas
mehr Sport gut tun würde. Der steht nun leider auch
in Aussicht: Meine Kleinen und offensichtlich auch
jene Mütterrunde erzählten amMontag in der Schule
von unserer Superjagd und wie toll dieser Papa das
macht. Meine Kinder haben schon die nächsten vier
Wochenenden verplant – im Indoorspielplatz mit
vielen Freunden, die Superdaddy jagen und fangen
soll. Verdammt, selbst Egon Olsons Pläne funktio-
nieren besser! Euer lausitzDADDY
In einer Zeit der Super-Nannys und Famili-
ensoaps im Fernsehen wollen wir ja alle ir-
gendwie Supereltern sein. Aber kennen Sie
auch diese Wochenenden, an denen man nach einer
stressigen Arbeitswoche einfach nur die Beine hoch-
legen möchte? Das ist in der Drinnensaison und bei
dem bescheidenen Wetter dieses Winters nur schwer
möglich, wenn die unausgelasteten Kleinen durch
die Wohnung toben und grauer Niesel den Weg nach
draußen blockiert. Unter diesen Voraussetzungen
hatte ich für das vergangene Wochenende einen
Masterplan entwickelt: Zum Glück gibt es einen
Indoor-Spielplatz, und dort sollten sich die Kleinen
von früh an bis zum Nachmittag austoben. Ich freute
mich auf reichlich Milchkaffee im Bistro und Nach-
mittags auf ein ruhiges Figurenspielen mit den Kin-
dern, die dann ja ordentlich ausgepowert sind.
Der einzige, der sich nach diesem Wochenende aus-
gepowert zur Arbeit schleppte, war ich! Es begann
schon kurz nach unserer Ankunft im Indoorspiel-
platz. Ich ließ mich im Bistro nieder, wo bis dato
lediglich eine Mütterrunde Platz genommen hatte.
Ausgerechnet aus der Schule unserer Kinder. Sie
kennen sicher dieses Mustern: Mal schauen, wie der
sich macht. Ich hatte gerade mal an meinem Milch-
kaffee genippt, als meine Kleinen schon ordentlich
durchschwitzt zu mir kamen. „Papa, das ist toll hier.
Noch toller wärs, wenn du uns fängst. Jeden 10 Mal!“
Das wurde so laut vorgetragen, dass die Mütterrunde
in der anderen Ecke sofort verstummte, sich in eine
organische Raumüberwachungseinheit verwandelte
undmich geschlossen fokussierte. Leise handelte ich
meine Kleinen auf 3 Mal fangen runter und machte
Noch nicht genug gelacht?
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