lausebande_100.Ausgabe_ebook

„Meine Kinder und daddeln auf dem Smartphone? Never ever. Also zumindest nicht bevor sie 15 sind oder so. Und dann werden sie es natürlich auch nur für sinnvolle Dinge nutzen. Bestimmt nicht, um darauf zu zocken oder Videos anzuschauen.“ Die naive Mutter, die das so voller Inbrunst von sich gegeben hat, war ich. Und das ist noch gar nicht so lange her. Ich hatte ja keine Ahnung! Völlig überzeugt davon, dass ausgerechnet ich meinen Prinzipien treu bleiben würde und nicht wie etliche Mütter vor mir auf diesem Weg schei- tern würde... Das Ding mit dem Daddeln am Handy begann schleichend. Am Anfang redete ich es mir noch schön. „Ach, das ist ja nur die Anton App, da lernen sie ja was.“ War ja sogar Teil der Hausauf- gaben. Da kann man ja gar nichts gegen haben, oder? Ich habe den Suchtfaktor eines Handys unter- schätzt. Oder meine eigene Naivität. Oder beides. Oder auch schlicht, wie clever Kinder im Um- gang mit dem Smartphone sind. Kinder haben ja per se ein unglaubliches angeborenes Talent in Sachen Smartphone. Meine Jungs zeigten ihrer Oma schon im zarten Alter von 3 Jahren, wie man ein Smartphone entsperrt und Fotos macht, während Oma noch hilflos an der Tastensperre scheiterte. Schon bald zogen auf meinem Smart- phone weitere Apps ein. „Die Maus App“: Das ist ja fast wie die Lern-App, ich meine, die Sendung mit der Maus, hallo?! Was soll ich sagen? Es war die logische Konse- quenz, dass weitere Apps folgten. Wimmelbü- cher, wo die Bildchen lustige Geräusche von sich gaben. Das Kind ist doch so schön beschäftigt auf der Autofahrt, da hat man endlich kein Ge- nörgel mehr. Ja, so ein Smartphone macht bequem. Als meine Söhne dann dieses und jenes Spiel runterladen wollten, fiel es mir immer schwerer, „nein“ zu sa- gen. Ach, so ein kleines Spielchen kann ja nicht schaden. Die Geschichte nahm ihren Lauf. Ich beschloss, wenn ich schon so inkonsequent war, wollte ich wenigstens konsequent in Sachen Nutzungsdau- er sein. Eine halbe Stunde am Tag! Maximal! Tja. Was soll ich sagen? ganznormalemama.com Zur Autorin: Die Journalis- tin Nathalie Klüver, besser bekannt als „eine ganz nor- male Mama“, ist Mutter von 3 Kindern (3, 7 und 9 Jahre alt) und bloggt auf www.ganz- normalemama.com über das Alltagschaos mit drei Kindern, Vereinbarkeit und familien- taugliche Rezepte. Von ihr sind mehrere Bü- cher für Eltern erschienen. Ähm. Ihr wisst schon, oder? Aus der halben Stunde wurden 45 Minuten. Und dann noch mal 30 Mi- nuten am Nachmittag. Ok, nur noch fünf Minu- ten. Weil es so verdammt entspannend ist, wenn ich meinen Kaffee einfach mal in Ruhe trinken kann! Oder kochen kann, ohne dass drei Ge- schwister sich die Köpfe einschlagen. Lass ich sie doch noch mal ein paar Minuten länger, dann kann ich noch mal schnell bei Instagram... Eben das ist das Problem: Ich bin das schlechtes- te Vorbild, das man sich vorstellen kann. Meine Ausrede: „Ich nutze das ja alles nur beruflich und muss meine Kinder quasi mit dem Handy ernähren.“ Dass das nur die halbe Wahrheit ist, ist klar, oder? Es ist auch meine Bequemlichkeit, die meine Kinder länger am Handy daddeln lässt als mir lieb ist. Aber wisst ihr was? Es ist ok. Ich habe meinen Frieden damit geschlossen. Denn erstens weiß ich, dass ich damit nicht alleine dastehe. Zwei- tens erinnere ich mich daran, wie ich früher am Computer meines Vaters nachmittagelang Tetris zockte. Und es hat mir auch nicht geschadet. Trotzdem war ich draußen und habe immer die echten, reellen Welten den virtuellen Welten vorgezogen. Und wenn ich mir meine Kinder heute so angucke und sehe, dass sie immer noch einen Nachmittag auf dem Spielplatz oder das Toben mit Freunden dem Smartphone vorziehen, ist alles in Ordnung. Sie können noch ohne das Digitale. Das ist am Ende das Wichtigste. Achja und meinen eigenen Handykonsum habe ich auch etwas eingeschränkt. Gutes Vorbild und so! Smartphone imKinderzimmer? ... das sagt Nathalie von Ganznormalemama.com dazu

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