lausebande_2022-03_ebook

30 › Aktuelles telt und später haben Kräfte die freie Wahl, in welchen Bereich sie gehenmöchten. Gut an dieser Reformwar auch die Abschaffung des Schulgelds, das zuvor für eine Ausbildung in der Altenpflege gezahlt werden musste. Dennoch konnte die Ausbildungsreform in der Pflege nicht für ein spürbar größeres Interesse am Altenpflege-Berufsbild sorgen. Der Grund dafür liegt in unterschiedlichen Gehältern – so verdienen Hilfs- und Fachkräfte in der Krankenpflege rund 500 Euro mehr. Warum sollte man sich als frisch ausgelernte Person dann für eine Arbeitsstelle in der Altenpflege entscheiden? In den vergangenen Jahren ist es zwar gelungen, jedes Jahr eine fünfstellige Zahl an Kräften in die Pflege zu holen. Dieser Trend ließ sich auch durch die Coronapandemie nicht unterbrechen. Doch die nachrückenden Kräfte sind zahlenmäßig nicht genug, um demnoch schneller steigenden Bedarf gerecht zu werden. Zu den Gehaltsunterschieden zwischen Kranken- und Altenpflege kommt noch hinzu, dass Altenpflegekräfte häufiger frühzeitig in Rente gehen und mehr Krankentage verzeichnen als viele andere Berufsgruppen. Laut dem TK-Gesundheitsreport 2019 lassen sich Pflegekräfte durchschnittlich 4,63 Tage pro Jahr wegen psychischer Beschwerden 2.397.000 2.480.000 2.569.000 2.665.000 2.749.000 3.339.000 3.685.000 4.130.000 6.000.000 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2030 (Prognose) Es gibt immer mehr Altenpflegebedürftige in Deutschland Anzahl der Bezieherinnen und Bezieher von Leistungen der Pflegeversicherung, Quelle: Destatis; Prognose 2030: Barmer Pflegereport 2021 krankschreiben – deutlich mehr als bei allen Berufsgruppen im Durchschnitt (2,47 Tage). Die Zahl der Krankheitstage, die auf Muskel-Skelett-Erkrankungen zurückzuführen sind, übertrifft mit 4,78 Tagen ebenfalls weit den Durchschnitt (2,61 Tage). Knapp 40 Prozent der Pflegekräfte gaben an, bereits an der Belastungsgrenze zu arbeiten. Die Pandemie dürfte der Brandbeschleuniger für diese Missstände gewesen sein. Long Story short Wir erreichen immer höhere Altersrekorde, müssen dementsprechend länger und intensiver gepflegt werden, und haben dafür aufgrund massiver Rentenzugänge in den nächsten zehn Jahren viel zuwenig Pflegekräfte. Das nachströmende Personal wird unzureichend bezahlt und reicht zahlenmäßig nicht ansatzweise für die Entlastung des Systems aus. Alles in allem wird mit der Zahl der Pflegebedürftigen auch die Personallücke in der Pflege immer größer. Rund 6 Millionen Deutsche könnten laut demBarmer Pflegereport 2030 pflegebedürftig sein – rund 50 Prozent mehr als aktuell. Zu zwei aktuellen Pflegeeinrichtungenmüsste eine weitere dazugebaut werden, um den Bedarf decken zu können. Nötig sind bis 2030 dafür weit über 400.000 weitere Pflegekräfte.

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