Aktuelles ‹ 45 Bildungsministerin Brandenburgs, auch wenn Landeselternrat und Lehrergewerkschaft ihren Rücktritt fordern. Exkurs: Pandemie &Digitalisierung der Schulen Neben strukturellen Defiziten bei der Vermittlung von Wissen in den Schulen wurde im Zuge der Pandemie die Digitalisierung als nächstes Problem sichtbar. Tatsächlich landete Deutschlands Bildungssystem schon vor der Pandemie, im Rahmen einer EU-Studie zur Ausstattung und zu Konzepten von Europas Schulen auf dem letzten Platz aller EU-Mitgliedsstaaten. In den Schulschließungen der Pandemie war der Alltag von Schulkindern in Deutschland durchschnittlich ein Drittel bis zur Hälfte weniger durch Schulbildung geprägt als vor der Pandemie. Kamen die Schulschließungen 2020 noch überraschend, folgte 2021 ein weiteres Katastrophenjahr aus reiner Untätigkeit. Im föderalen System erwiesen fast alle Bildungsministerien ihre Unfähigkeit – Brandenburg mit Britta Ernst sicher mehr als viele andere. In 2020 erlebten rund 6 % von Deutschlands Schülern ab und zu Digitalunterricht, in 2021 waren es mit 26 % noch immer nur ein Viertel. Studien weisen darauf hin, dass ein verlorenes Schuljahr mit 10 % verlorenem Lebenseinkommen korrespondiert. Dies misst sich an nicht vermittelten Kompetenzen, die sich durchs Studium bis in den späteren Beruf durchziehen und einfach für weniger Produktivität sorgen. Kein weiteres Land in Europa hat in der Pandemie seinen Kindern eine vergleichbare Bildungskatastrophe zugemutet – die Last tragen Kinder nicht nur mit belegten psychischen Problemen, sondern auch mit Auswirkungen auf ihr Lebenseinkommen. Unserem Land wird es nachhaltig an Produktivität fehlen – auch wenn wir das wahrscheinlich erst eine Generation später realisieren. Probleme in der Bildung werden in unserem Land nach wie vor verschoben und Eltern, Kindern und den Schulen überlassen. Die Bildungskatastrophe Teil 2 Leider tragen wir Eltern ebenso Schuld an der Bildungskatastrophe. Kinder sollen heute möglichst behütet aufwachsen. Strenge Lehrer werden schnell zum Feindbild. Eine schlechte Schulnote wird gerade in Akademikerfamilien nicht akzeptiert. Die Schuld wird meist beim Lehrer oder fehlerhaften System gesucht. Lehrer werden immer weniger respektiert und zeigen in der Folge selbst kaum noch Ecken und Kanten. Sie benoten lieber besser, um Konflikte mit Eltern und oft auch den Schülern zu meiden, die daheimlängst die Einstellung der Eltern zu Schule und Lehrern antizipiert haben. Leider fehlt in unserem Land auch eine Fehlerkultur. Scheitern ist unzulässig, ein Versagen ebenso. Der Schulalltag soll zum medial inszenierten, glücklichen Familienalltag passen. Ein Foto vom Schulkonzert ist wichtiger als das Verständnis der Französischen Revolution. Daheim tauchen die Kids in die Oberflächlichkeit digitaler Medien und immer seltener in Literatur oder gemeinsame Interaktion in der Familie ab. Wir erziehen unsere Kinder immer weniger zur Literatur, dabei ist Lesen der zentrale Prozess zur Verknüpfung unserer Synapsen und zur Entwicklung einer stufenweisen Informationsverarbeitung im Gehirn. Eine Entwicklung, die mit 15 Jahren und somit der 10. Klassenstufe weitgehend abgeschlossen ist. Statt Kinder abstrakt denken und verstehen zu lehren, sind es meist Eltern, die ihre Kinder vor Bildschirmen abparken, die Handynutzung nicht einschränken und ein Wischen statt Wissen fördern, dass letztendlich auch im Hirn stärker visuell und oberflächlich verarbeitet wird und unsere Kinder tatsächlich mit geringerer geistiger Flughöhe ausstattet. Damit prägen wir Eltern auch unsere Kinder – und so wird gerade eine Generationmedial angepasster und ahnungsloser Kinder und Jugendlicher groß, die kaumüber das Rüstzeug zur Bewältigung der großen Probleme unserer Zeit verfügt. Auch sie weisen kaum noch Ecken und Kanten auf. Für Klima, Ökologie oder vegane Ernährung folgen Kinder und Jugend demmedialen Ideal und üben auch Protest, grundlegende Kritik an Systemen, Demokratieprozessen oder Autoritäten gibt es hingegen nicht mehr. Es liegt an uns Eltern, das zu ändern. Infos zumUmgangmit digitalenMedien und zur Bedeutung des Lesens für die Entwicklung des kindlichen Gehirns finden Sie über unten stehende QR-Codes. Diese Zeilen sind sicher nicht leicht verdaulich. Ein aktuelles Buch, dass die Verfehlungen der heutigen Familien – und insbesondere der Mütter – bei der Erziehung der Kinder von der Wiege bis zur Jugend analysiert, folgt diesem Klartext. Ihm widmen wir das folgende Interview. Kinder & digitaleMedien Kinder und Lesen
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