lausebande-03-2025

76 › Titelthema reich gibt es deutlich weniger Teilzeitmütter – die Kinderbetreuung auch für unter Dreijährige ist deutlich besser ausgebaut und Familien sind finanziell bessergestellt als in Deutschland. In Schweden wird die Gleichberechtigung von Mann und Frau seit Jahrzehnten gefördert, unter anderem durch Elternzeiten für Väter, eine gute Kitabetreuung, aber auch durch die individuelle Besteuerung für beide Geschlechter, die Arbeitsanreize schafft. Kinder in der Firmenkantine? Was in Deutschland die Ausnahme ist, erlauben viele schwedische Unternehmen. Auch in Sachen Elternzeit gehen die Schweden voran: Anders als in Deutschland werden dort gezielt männliche Beschäftigte zu einer Elternzeit ermutigt. Besprechungen nach 16.30 Uhr sind die Ausnahme. Das Ergebnis: In Schweden gehen 82 Prozent der Mütter arbeiten, in Deutschland 62 Prozent. Zudem gehen Frauen mit Familie in Schweden häufig 40 Stunden pro Woche arbeiten. Der Anteil an weiblichen Führungskräften liegt bei 43 Prozent – ganz ohne Quote. In Deutschland ist es noch ein weiter Weg bis dahin. Als problematisch beurteilen die Vereinbarkeit vor allem drei Gruppen von Eltern: Alleinerziehende, Vollzeitbeschäftigte und Erwerbslose. Aber auch alle anderen Familien kämpfen täglich für den Spagat zwischen Kind und Karriere. Fragt man sie nach ihren Idealvorstellungen, so wünschen sich die meisten von ihnen, dass beide Partner Teilzeit arbeiten und sich auch die Familienarbeit teilen. Drei von vier Eltern sind der Meinung, dass sich beide gleichermaßen um die Kindererziehung kümmern sollten. Eben weil Bügeln, Waschen, Putzen, Wickeln, Hausaufgaben kontrollieren so viel Zeit brauchen, führen sie immer wieder zu Konflikten in Familien. Langfristig kann die Diskussion um das Ausräumen des Geschirrspülers sogar Beziehungen sprengen. Daher folgt gleich zu Beginn ein erster Tipp. Mütter sollten sich je nach Zeit- und Geldbudget Unterstützung von zwei Seiten holen: Erstens sollten sie mit ihrem Partner klare Absprachen treffen, was die Aufteilung von Kinderbetreuung und Haushalt betrifft. Einmal ausgehandelt, erleichtern sie den Alltag. Manche Väter brauchen auch erst einen Schubs, bevor sie sich trauen, bei ihrem Arbeitgeber nach Möglichkeiten der Vereinbarkeit zu fragen. Wer das Budget hat, darf unbedingt über eine Haushaltshilfe oder Nanny nachdenken. Das ist gut investiertes Geld in Familie und Beziehung. Passende Angebote findet man beispielsweise auf www. betreut.de, www.putzperle.de, www.agentur-picobello.de und auf www.haushaltsjob-boerse.de. Familienpolitik in Deutschland Aktuell liegt die Geburtenrate in Deutschland bei 1,35 Kindern pro Frau. Das ist nicht viel, vor allem wenn man in Länder wie Frankreich mit einer Geburtenrate von 1,8 schaut. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland im unteren Mittelfeld. Dabei bräuchte das Land mehr Kinder, denn wir leben in einer überalterten Gesellschaft, in der Renten- und Pflegekasse schon jetzt vor Finanzierungsproblemen stehen. Dazu kommt der Fachkräftemangel. Um diesen Trends entgegen zu wirken, muss sich die Gesellschaft verjüngen. Dafür gibt es nur zwei Wege: Es entscheiden sich wieder mehr Paare dafür, Kinder zu bekommen und es wandern mehr Menschen nach Deutschland ein, denn oft sind es junge Menschen, die aufgrund von Perspektivlosigkeit ihre Heimat verlassen. Dass die Geburtenrate in Deutschland nicht noch niedriger ist, haben wir schon jetzt der Migration zu verdanken. Mit einer Rate von 1,8 bringen ausländische Frauen im Schnitt mehr Kinder zur Welt als deutsche. Besonders wenig Kinder kommen in den ostdeutschen Bundesländern zur Welt. Derzeit erlebt Deutschland den dritten Geburtenknick seit der Wende 1990. Zum ersten Mal sanken die Geburtenzahlen zwischen 1990 und 1995 deutlich: von gut 900.000 auf gut 760.000 Kinder pro Jahr. Mitte der 1990er-Jahre stabili2024 wurden in Deutschland etwa 680.000 Babys geboren, der niedrigste Wert seit 2014. Foto: Jacek_Sopotnicki, istock

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