lausebande-03-2025

78 › Titelthema sierte sich der Wert kurzzeitig, bevor es ab 1998 zu einem zwölf Jahre andauernden Rückgang kam. 2011 kamen in Deutschland gut 660.000 Kinder zur Welt – ein neuer Tiefststand. Dann erholten sich die Geburtenzahlen bis 2016. In diesem Jahr wurden fast 800.000 Kinder geboren. Als Gründe dafür gelten neben der Zuwanderung junger Frauen die günstigen wirtschaftlichen und stabilen Rahmenbedingungen, wie der wirtschaftliche Aufschwung, der Ausbau der Kinderbetreuung in Westdeutschland und das 2007 eingeführte Elterngeld. Diese Rahmenbedingungen kann die Politik teilweise beeinflussen. Der Staat kann finanzielle Anreize schaffen, beispielsweise durch das Kindergeld, das Elterngeld, den Kinderfreibetrag oder das Bildungs- und Teilhabepaket für sozial schwache Familien. Er kann die notwendige Infrastruktur schaffen, das passiert vor allem durch den weiteren Ausbau der Kindertages- und der Ganztagsbetreuung. Seit 2013 gibt es einen einklagbaren Anspruch auf einen Kitaplatz für Kinder ab einem Jahr. Der ist für die Lausitz weniger relevant, da hier in fast allen Kommunen ausreichend Kitaplätze vorhanden sind. Hier wäre stattdessen eine kostenfreie Kinderbetreuung sinnvoll und würde viele Familien entlasten. Ab 2026 soll auch der Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder schrittweise umgesetzt werden. Aber auch eine Frauenquote, das Steuerrecht und ein Recht auf Vollzeit bzw. Teilzeit spielen bei diesen Überlegungen eine Rolle. Noch ist unklar, an welchen Stellschrauben die künftige Bundesregierung drehen wird, damit wieder mehr Paare das Abenteuer Kind wagen und damit sich noch mehr Eltern für ein zweites oder drittes Kind entscheiden. Alleinerziehende In Deutschland gibt es 1,7 Millionen Single-Eltern, wobei acht von zehn Mütter sind, jede dritte von ihnen hat Kleinkinder unter sechs Jahren. Sie müssen sich nicht nur Tag für Tag hauptsächlich allein um Haushalt, Erziehung und Betreuung der Kinder kümmern. Sie stehen auch vor ganz anderen finanziellen Schwierigkeiten. In der Regel fällt ein Einkommen weg, meist das größere, ohne dass die Ausgaben deutlich sinken würden. Die Kinder haben zwar Anspruch auf Unterhalt, doch der wird in jedem zweiten Fall gar nicht oder nur teilweise gezahlt. Die geschiedene Frau hat nur bis zum 3. Geburtstag des jüngsten Kindes Anspruch auf Unterhalt vom Ex-Mann. Dies dürfte ein Grund sein, warum die Quote der Vollzeitmütter bei den Alleinerziehenden höher ist (41 Prozent) als bei denen mit Partner (33 Prozent). Nichtsdestotrotz müssen knapp 40 Prozent der Alleinerziehenden ihr Einkommen aufstocken. Single-Mütter sind besonders stark von Armut bedroht. Auch steuerlich werden Alleinerziehende benachteiligt, weil sie wie kinderlose Singles behandelt werden und damit schlechter dastehen als (kinderlose) Ehefrauen. Noch immer wird die (Hausfrauen-)Ehe steuerlich durch das Ehegattensplitting bevorzugt. Dabei wird die Steuerlast von verheirateten Paaren gesenkt, bei denen einer sehr viel und die andere sehr wenig verdient. Dieses Modell gilt unter vielen Fachleuten als überholt und umstritten. Verheiratete kinderlose Frauen werden so im Vergleich zu alleinerziehenden Frauen steuerlich günstiger behandelt. Immerhin hat die Politik in den vergangenen Jahren ein wenig nachgebessert und den Entlastungsbeitrag für Alleinerziehende seit 2020 mehr als verdoppelt. Derzeit können sie bei der Steuererklärung 4.260 Euro geltend machen, für jedes weitere Kind erhöht sich der Beitrag um 240 weitere Euro. Um davon zu profitieren, sollten Single-Mütter nach der Trennung in Steuerklasse 2 wechseln. Elternzeit und Elterngeld Wer nach der Geburt eines Kindes die Arbeit ruhen lässt, hat in Deutschland Anspruch auf Elterngeld. Während der Elternzeit zahlt der Staat einen Ausgleich für den Verdienstausfall. Im Durchschnitt sind das zwei Drittel des vorherigen Nettogehalts, maximal jedoch 1.800 Euro monatlich. Bis 2007 gab es in Deutschland das Erziehungsgeld, welches zwischen 300 und 450 Euro monatlich betrug, einkommensunabhängig war und bis zu zwei Jahre ausgezahlt wurde. Kritiker bemängelten, dass es berufstätige Mütter benachteiligte und Hausfrauen besserstellte. Durch die Einführung des Elterngeldes kehren viele Frauen schneller in den Beruf zurück, in der Regel nach einem Jahr. Gerade in den westdeutschen Bundesländern blieben sie vorher oft bis zu drei Jahre zu Hause. Das Elterngeld führte ebenfalls dazu, dass mehr Männer eine Babyauszeit wagen,

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