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Kolumne :: Seite 42
Kleinen haben sich zu den Guten gemacht, sie ha-
ben ja auch die Geschichte im Griff. Tischtennisplat-
te & Co. schauen traurig aus der Ecke zu, während
unser Abenteuer beginnt. Um schnell zu meinem
Kaffee zu kommen, will ich wie im Vorjahr mal
schnell die Guten fangen und im Pferdestall ein-
sperren. Aber ich hatte die Rechnung ohne meine
eigene Winter-Schreibtischtäter-Trägheit gemacht.
Der schwarze Ritter war allenfalls eine stolpernde
Pummel-Hummel. Und was bitteschön passiert mit
Kindern im Alter von 5 bis 8 Jahren? Die werden
über den Winter ja nicht träge, ganz im Gegenteil
staut sich die Aktivität in ihnen an und wird un-
vorstellbar komprimiert. Beim ersten Gartenbesuch
zündeten die Kleinen jedenfalls einen Turbo und
entwickelten eine unvorstellbare Geschwindigkeit,
gegen die selbst Superman wie eine flügellahme
Fruchtfliege gewirkt hätte. So wuselten die „Guten“
unerreichbar unter dem Tischkicker durch, um die
Tischtennisplatte herum und durchpflügten den
Sandkasten. Der schwarze Ritter war bereits nach
zehn Minuten mächtig ramponiert – hier gestoßen,
da die Hose, ähm Rüstung aufgerissen und zu allem
Übel auch noch auf einen Ball getreten, hingefallen
und die Hand gestaucht. Ich verwünschte „so“ und
sehnte mich nach meinem Kaffee. Aber ich hatte
keine Chance. Während jedes andere Spiel sein
bestimmtes Ende hat, haben die Kleinen bei „so“
ständig eine neue Idee parat und ändern die Re-
geln. So hatte ich sie in die Ecke getrieben, musste
nur noch zugreifen – ja, der schwarze Ritter in mir
fletschte die Zähne, während sich der Schreibtisch-
täter schon auf Kaffee und Klappstuhl freute – da
riefen die Kleinen „zick“. Oh Gott, „zick“ bedeutet,
so erfuhr ich dann, dass sie jetzt unantastbar sind.
Kinder können sehr brutal sein, vor allem wenn der
schwarze Ritter schon schnauft wie eine Dampflok,
die gerade die Auffahrt zum Großgklockner hinter
sich hat. Stunden später hisste er die weiße Fahne.
So saß ich einen Tag später vom Wochenende
gezeichnet wieder hinter meinem Schreibtisch. Lä-
diert, mit Schmerzen in der Hand und Muskelka-
ter im Gesäß. Den Kollegen erzählte ich irgendwas
von Marathon, Extremsport und so. Endlich wieder
Frühling. Na ja, das wird schon.
Euer lausitzDADYY
Waren Sie bei den ersten Sonnenstrahlen
mit Ihren Kleinen auch gleich in der Na-
tur? Was haben wir uns darauf gefreut –
endlich Schluss mit dem vielen Pferdchen spielen,
mit Memory & Co. in der Drinnen-Spielwelt. Als
das Thermometer endlich zweistellig wurde, ging
es gleich auf in unseren Garten. Der ist eigentlich
weniger Garten und kennt keine deutsche Garten-
spartenpflanzordnung, er ist viel mehr ein multi-
funktionaler Abenteuerspieplatz. Tischtennisplatte,
Trampolin, Tischkicker, Bolzplatz samt zwei Toren,
Schaukel, ein Sandkasten mit dem Volumen eines
Umzugslasters, Pferdestall und rollbares Kuschel-
pferd, Riesen-Ritterburg mit zwei Geschossen, an
die 1000 Bälle in allen Größen und Farben – und
irgendwo in der Ecke zwei Klappstühle für Mama
und Papa. Das ist unsere Draußen-Spielwelt. Da ist
Papa auch stolz wie Bolle drauf! Tolles Angebot,
sollte man meinen. Aber kaum im Garten, strafen
unsere Kleinen wie meist das vermeintliche Spiel-
paradies ab, schnappen sich jeder einen Stock und
stellen die unvermeidliche Frage, ähm Forderung:
Papa, spielst du mit „so“? Ach bitte Papa, spiel
schon mit. Machst du? Natürlich macht Papa. Zur
Erklärung: Das Spiel „so“ funktioniert ganz einfach.
Jeder schnappt sich einen Stock, dann tauchen alle
in eine fiktive Geschichte ein und samt Stock wird
gemeinsam durch eine magische Welt mitten in
unserem Garten gekämpft, geritten, gesucht. Heute
sind wir bei den Rittern, Papa muss natürlich der
schwarze Ritter sein und die „Guten“ jagen. Die
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
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