Kolumne :: Seite 46
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
dings, wenn die Taschenlampe den Geist aufgibt. So
krauchte ich eines morgens gegen sechs suchend
auf allen Vieren an der Stelle, an der unsere Fußhu-
pe diese eigenartige Kauerstellung eingenommen
hatte. Dabei hatte der gar keinen Haufen gemacht,
sondern an einer Riesenwurst geschnuppert, die
wahrscheinlich eine kalbsgroße Dogge nach einwö-
chiger Verstopfung in unseren Hinterhof gepflanzt
hatte. Die war so riesig, dass ich gleichzeitig mit
einer Hand und beiden Knien darin landete. Seit-
dem schaut mich der Revieraufpasser immer sehr
wütend an – der ist sicher überzeugt, dass ich auf
allen Vieren dieses Riesenteil abgeseilt habe. Noch
mehr irritierte Blicke erntete ich aber am folgenden
Abend. Ich wollte zu Liam Neeson ins Kino und mit
ins Flugzeug steigen, um mit ihm den Bösen zu ent-
larven. Meine bessere Hälfte musste aber am glei-
chen Abend zu einem kurzfristig anberaumten El-
ternabend. Hundewelpe allein zu Haus, das brachte
ich nicht übers Herz und schmuggelte ihn in unserer
kleinen Hundetasche mit ins Kino. Wahrscheinlich
war unser Hündchen vom Riesendoggenhaufen am
Vortag so überwältigt, dass diese Erfahrung nun
in der Tasche verarbeitet wurde. Ab der Hälfte des
Films rümpften um mich herum alle ihre Nasen und
betrachteten mich mit einem angewiderten Blick.
Ich tat ganz unbeteiligt. „Papa, hat der Mann da ein-
geschissen“ fragte schließlich ein Kind in der Reihe
hinter mir und zeigte auf mich. Ich nahm schweren
Herzens das unfreiwillige Hundeklo und verließ den
Saal. Verdammt, und Liam war dem Täter gerade so
dicht auf der Spur.
Ein paar Tage später startete dann im Garten die
große Hundevorführung, zu der allerlei Freunde
eingeladen waren. Meine Kleine gab Kommandos,
und Hündchen machte immer fein Platz, Sitz oder
Bleib. „Papa, jetzt bis du dran“, freute sie sich und
alle Anwesenden waren auf meine Tricks gespannt.
Aber ich hatte doch gar keine. Schließlich ließ ich
mich auf alle Viere vorm Hund nieder, wie bei der
Riesenwurst. Und was macht unsere Fußhupe? Wie
auf ein Signal einen Riesenhaufen. Alle applaudier-
ten. Ich war unendlich stolz. Manchmal muss man
eben sprichwörtlich durch die Scheiße gehen, um
letztendlich Erfolg zu haben. Euer lausitzDADDY
Ich dachte immer, ich könnte als treusor-
gender und manchmal wahrscheinlich
auch treudoofer Vater niemandem auf der
Welt so viel verzeihen, wie meinen eigenen Kindern.
Da hatte ich die Rechnung ohne ein hundgewor-
denes Zwergkaninchen namens Yorkshire Biewer
Terrier gemacht. Genau ein solcher ist vor einigen
Wochen bei uns eingezogen. Der kleine Hund war
unsere äußerst konsequente Antwort auf eine be-
ständige Tonschleife von einem gefühlten Jahrzehnt,
in der unsere kleine Tochter sich immer wieder einen
Hund wünschte, weil sonst bald die Welt untergeht.
Sie war aber auch so beharrlich, dass selbst die Ma-
jas nachgegeben hätten. Jedenfalls darf ich jetzt im-
mer eine Viertelstunde früher aufstehen und dann
bewegen sich in der Dämmerung zwei zerzauste und
übel aus dem Mund riechende Gestalten auf den
Hof. Fürs Einsammeln der Hinterlassenschaften wer-
de ich auf dem Rückweg ordentlich abgeschleckt.
Ansonsten hat meine bessere Hälfte die Hoheit über
die Erziehung – aber so war das bei uns ja schon im-
mer. Ich bin wohl eher so ein Kumpel von unserer
Fußhupe. Meine Kleine bringt ihm dagegen allerlei
Kunststücke bei und wetzt mit ihm in der Wohnung
herum – zwei Stubenterrier auf acht Pfoten.
Ich werde immer dann gefragt, wenn die ungelieb-
ten Aufgaben anstehen. Wie z.B. im Dunkeln auf den
Hof gehen und dann die kleinen Häufchen suchen.
Und wehe, man findet die nicht. Schräg gegenüber
wohnt auch bei uns ein pensionierter Revieraufpas-
ser, der immer hinter der Gardine herumlungert und
garantiert ein CSI-Labor im Keller hat, mit dem er
mich anhand der Exkremente unseres kleinen Wuf-
fels überführen würde. Noch schlimmer ist es aller-
Noch nicht genug gelacht?
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