lausebande-04-2018
Ratgeber :: Seite 61 unter Belastungsfaktoren mit psy- chischen Störungen und Verhal- tensauffälligkeiten zu reagieren. Eine erhöhte Vulnerabilität liegt immer dann vor, wenn ein Kind oder Jugendlicher nicht mit alters- angemessenen Erfahrungen und Belastungen zurechtkommt. Hierbei spielen sowohl konstitutionelle, d. h. Veranlagungsfaktoren eine Rolle, aber auch psychosoziale Belastun- gen, die das Auftreten psychischer Störungen begünstigen. Resilienz (Widerstandskraft) hingegen liegt dann vor, wenn es den Betroffenen gelingt, auch unter ungünstigen Lebensverhältnissen und trotz vor- handener Risikofaktoren psychisch zu bestehen, ihre Ressourcen er- folgreich zu nutzen und die in ihrer Entwicklung gefährdenden Belas- tungen angemessen und erfolgreich zu bewältigen. Was wird unter Risikofaktoren ver- standen? Die Art des Risikos kann ganz unterschiedlich sein. Manche Kinder haben angeborene Belastun- gen und Risiken, die das Auftreten von schwierigen Verhaltensmus- tern und Temperamentseigenschaf- ten begünstigen können. Aber auch chronische körperliche Erkrankun- gen erhöhen das Risiko für das Auf- treten von psychischen Auffälligkei- ten, insbesondere, wenn vermehrter Stress in der Familie dazu kommt. Risiken bei Frühgeborenen kön- nen motorische und kognitive Ent- wicklungsrückstände (Funktionen Nicht jede Schwierigkeit ist gleich ein Problem, nicht jede Stimmungsschwankung Aus- druck gestörter seelischer Gesund- heit. Maßgebend für psychisches Wohlbefinden ist eine sichere Bindung zur Mutter und/oder zu wichtigen Bezugspersonen. Die Re- silienzforschung belegt, dass ins- besondere positive frühe Bindungs- erfahrungen dafür sorgen, spätere Belastungen und Herausforderun- gen besser bewältigen zu können. Eine sichere Bindung führt zu einer positiveren Selbstwahrnehmung und stellt eine innere Ressource dar, die es dem Kind in der Zukunft erlaubt, konstruktive Lösungswege für Konflikt- und Problemthemen zu finden. Sie schafft emotionale Stabilität und ermöglicht Empathie. Positive, verlässliche Beziehungser- fahrungen in der Familie bedingen auch eine höhere soziale Kompe- tenz im Umgang mit Gleichaltrigen. Bindungssicherheit verstärkt die Fä- higkeit zur Selbstreflexion. Absich- ten, Gefühle und Wünsche können bei Anderen und sich selbst besser erkannt und zugeordnet werden. Insofern hat seelische Stabilität viel mit sicheren Beziehungsmustern in der frühen Kindheit zu tun. Anders beeinflusst wird die psychische Ge- sundheit durch die Vulnerabilität sowie durch Risiko- und Schutzfak- toren im Lebensumfeld der Kinder. Vulnerabilität (Verwundbarkeit, Verletzbarkeit), meint die individu- elle Bereitschaft oder Veranlagung, Was tut der Kinderseele gut? Was nicht? Frühe positive Bindungserfahrungen schaffen hohe seelische Stabilität des Menschen, die mit Bewegung, Wahrnehmung, Lernen, Erinnern und Denken in Zusammenhang ste- hen) bedingen. Hier können speziel- le Förderprogramme hilfreich sein. Einen großen Stellenwert nehmen psychosoziale Risiken ein. Hierzu gehören: psychische Erkrankun- gen eines Elternteils, innerfamiliäre Konflikte und Disharmonie, beengte Wohnverhältnisse und Neigung zu straffälligem Verhalten in der Fami- lie. Dem Vorbild Erwachsener und Gleichaltriger kommt eine große Be- deutung zu (z.B. Gebrauch legaler bzw. illegaler Drogen). Alltags- und Finanzprobleme, geringe Solidarität unter den Familienmitgliedern und eine gestörte Eltern-Kind-Beziehung stellen entscheidende Risikofak- toren für die Entwicklung einer seelischen Störung dar. Wenn meh- rere Risiken kombiniert auftreten, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder und Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten reagieren. Nicht alle Risikofaktoren lassen sich vermeiden! Wichtig ist, sie zu kennen, aufmerksamer hinzusehen und weitere Probleme möglichst vo- rausschauend zu vermeiden. Dazu gehört es, vorhandene Ressourcen und Schutzfaktoren zu stärken. Cre- do: Reichlich Fürsorge und Liebe sowie aufgeschlossene und zuge- wandte Bezugspersonen machen die Kinder stark! familienhandbuchonline.de Karl-Heinz Köckritz, Diplom-Sozialarbeiter/-pädagoge, Diplom-Pädagoge Jugendhilfe Cottbus gem. GmbH, Erziehungs- und Familienberatungsstelle, Thiemstraße 39, 03050 Cottbus
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