lausebande-04-2020
Titelthema :: Seite 33 Hippotherapie kann vom Arzt verordnet werden, umgesetzt wird sie durch Physiotherapeuten oder Ärzte mit der Zusatzqualifikation Hippotherapeut. Man kann die Kostenübernahme durch die Kran- kenkasse beantragen, die wird aber nur in Ausnah- men bewilligt. Die Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd eignet sich für Kinder (und Erwachsene) mit psy- chischen, geistigen oder psychosozialen Prob- lemen. Dazu gehören Verhaltensauffälligkeiten, geistige Behinderungen, Konzentrations- und Wahrnehmungsstörungen, Entwicklungsverzöge- rungen, Neurosen, Psychosen, Autismus. Bei die- ser ganzheitlichen Therapie steht nicht das Reiten im Vordergrund, sondern der Umgang mit dem Tier. Die Kinder lernen Vertrauen und den Umgang mit Angst und Frust, ihre Konzentrationsfähigkeit wird geschult. Auch das Selbstwertgefühl kann so verbessert werden. Die Kosten kann man versu- chen, über die Krankenkasse erstatten zu lassen. Die Ergotherapeutische Behandlung mit dem Pferd verbindet Methoden der klassischen Ergo- therapie mit der Arbeit am und auf dem Pferd. Ziel ist es, Probleme bei Sensorik, Motorik, Wahrnehmung oder Verhalten zu therapieren. Das Reiten und Führen des Pferdes kann eben- so Teil der Therapie sein wie die Arbeit im Stall. Je nach Symptomatik können psychomotori- sche Übungsmaterialien zum Einsatz kommen. Durchgeführt werden kann die Behandlung von Ergotherapeuten mit entsprechender Zusatzqua- lifikation. Beim Pferdesport für Menschen mit Behinderung geht es weniger um Therapie, sondern um die Integration von behinderten Menschen durch Sport. Getreu dem Motto „Auf dem Pferd hat je- der Mensch vier gesunde Beine“ geht es um die Inklusion von Menschen mit Behinderung. Mitt- lerweile gibt es sowohl im Breiten- als auch im Leistungssport immer mehr Möglichkeiten dafür. Gleich mehrere sorbische/ wendische Traditionen in der Lausitz stellen das Pferd in den Mittelpunkt. Die bekannteste ist ohne Frage das Osterreiten. Jährlich am Ostersonntag ziehen die Prozessionen katholi- scher Reiter, welche die Auferstehung Jesu Christi von ihren geschmückten Pferden aus verkünden, tausende Schaulustige an. In der Oberlausitz gibt es vier Prozessionen mit mehreren tausend Reitern, eine weitere Prozession führt durch Dörfer im Spree- wald. Dort wurde die religiöse Tradition vor zwei Jahrzehnten wiederbelebt, während sie in der Ober- lausitz bereits seit Jahrhunderten stattfindet. Das Hahnrupfen findet ebenfalls zu Pferde statt. Bei diesem wendischen Brauch, der jährlich im Sommer in den Dörfern der Niederlausitz stattfin- det, versuchen die Reiter einem kopfüber hängen- den, toten Hahn den Kopf abzureißen. Wem dies zuerst gelingt, der wird als Erntekönig gefeiert. Mit dem Brauch des Johannisreitens wird der Jo- hannistag, der 24. Juni, begangen. Diese wendi- sche Tradition hat sich nur noch im Ort Casel bei Drebkau gehalten. Dazu wird ein Reiter – der Jo- hann – mit einer Art Rüstung aus Kornblumen ge- schmückt. Begleitet von weiteren Reitern müssen Das Pferd in sorbischen Bräuchen Osterreiter in Miltitz. Foto: Julian Ny č a, Wikipedia . die Zuschauer versuchen, ihn von seinen Beglei- tern zu trennen und ihm die Blumen abzunehmen.
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