lausebande-04-2020

Titelthema :: Seite 34 Gibt es Parallelen, die für die so- wohl für die Erziehung von Pfer- den als auch von Kindern gelten? Früher habe ich immer gesagt: „Das ist wie bei Kindern…“. Heute habe ich selbst Kinder und musste feststellen, das funktioniert nicht immer so. Ein Pferd folgt den Re- geln, die ich aufstelle. Ein Kind hinterfragt die Regeln, was ja auch gut ist. Wir wollen ja Kinder her- anziehen, die selber nachdenken und nachfragen und nicht alles mitmachen. Also lassen sich Pferde leichter erziehen als Kinder? Ja eindeu- tig, weil Pferde Grenzen akzep- tieren. Wenn ich dem Pferd sage, hier geht’s nicht weiter, dann hört es darauf. Wenn ich meinem Kind sage, da darfst Du nicht hin, dann fragt es: „Warum nicht?“ und wird neugierig und geht erst recht da hin. Gibt es dennoch Erziehungsme- thoden, die Sie erfolgreich bei Ih- ren Pferden und Ihren Kindern an- wenden? Ja, das gibt es tatsächlich, auch wenn ein Pädagoge jetzt viel- leicht den Kopf schütteln würde: Wenn sich ein Pferd so verhält, wie ich es nicht will, dann lasse ich es nicht in meine Herde und Obhut, Vor allem Mädchen sind häufig mit dem „Pferdevirus“ infiziert. Sie haben selbst zwei Söhne, die bei Ihnen auf dem Pferdehof auf- wachsen. Sind die zwei auch „pfer- de-verrückt“? Bei uns ist das eher umgekehrt, weil wir viele Prob- lempferde auf dem Hof haben. Als unser Großer zu sprechen angefan- gen hat und wir immer gefragt ha- ben: „Wie macht der Hund? Wie macht die Kuh?“, da hat er geant- wortet: wau wau, muh. Aber als wir gefragt haben: „Wie macht das Pferd?“, hat er gesagt: „Das Pferd macht aua.“ Ich musste viel ins Krankenhaus, weil die Problemp- ferde mich häufig verletzt haben. Eine Zeitlang hatten wir ein sehr gefährliches Pferd. Die Kinder ha- ben zwar nichts mitbekommen vom Training, aber von den Span- nungen in der Familie. Eines Ta- ges weinte mein Großer am Früh- stückstisch und wollte nicht in den Kindergarten. Er hatte Angst, dass ich tot bin, wenn er wieder zu- rückkommt. Das war der Moment, wo ich gemerkt habe: Das geht so nicht weiter. Wir kümmern uns für die Pferdeprofis immer noch um Problempferde. Aber es sind deut- lich weniger geworden, stattdessen setzen wir jetzt mehr auf die Erzie- hung von Jungpferden. Bernd Hackl ist als Pferdeprofi aus der gleichnamigen VOX-Sendung bekannt. Im Interview mit der lausebande spricht der zweifache Familienvater über Parallelen in der Pferde- und der Kinder-Erziehung, verrät uns ein Tipps im Umgang mit Pferden und erklärt, warum es sich in Bran- denburg schöner reitet als in seiner bayrischen Heimat. Pferde lassen sich leichter erziehen als Kinder sondern schicke es weg. Das habe ich auch bei meinen Kindern so ge- macht, als sie in die Trotzphase ka- men. Ich schicke sie nicht aus dem Zimmer, aber ich sage zum Bei- spiel: So wie du dich gerade ver- hältst, möchte ich nicht mit dir zu- sammen sein. Steh jetzt bitte vom Tisch auf uns setz dich auf die Couch. Das funktioniert gut, denn kleine Kinder suchen die Nähe und Zuneigung der Eltern. Meine Kin- der entschuldigen sich dann und können dann wieder zu uns an den Tisch. In Ihrer VOX-Sendung „Die Pfer- deprofis“ kümmern Sie sich um „Problempferde“. Liegt das Pro- blem tatsächlich bei den Pfer- den oder nicht eher bei den Men- schen? Also da habe ich eine ganz einfache und ehrliche Grundein- stellung, die nicht jeder nachvoll- ziehen kann: Wenn es tatsächlich so wäre, dann wäre ein Pferd ein charakterloses, willenloses We- sen und dann bräuchte es auch keine Pferdezucht. Natürlich gibt es auch charakterstarke Pferde, die klare Regeln und Konsequenz brauchen. Wer sein Pferd wirklich liebt, der behandelt es auch wie ein Pferd. Dazu braucht es vor allem Verständnis dafür, wie ein Pferd Foto: Zauberwaldfoto

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