lausebande-04-2020
Titelthema :: Seite 35 da an habe ich meine komplet- te Freizeit mit Max verbracht. Er war schlecht erzogen und ist mir häufig durchgegangen. Es wur- de erst besser, als Max beinahe in ein Auto gelaufen ist. Die Fahrerin war Reitlehrerin und hat mir an- geboten, dass sie mich unterrich- tet. Bei ihr habe ich das erste Mal erlebt, wie ein Mensch mit klaren Regeln auch ein schwieriges Pferd handhaben kann. Das war sozusagen der Beginn Ih- rer Karriere als Pferdeflüsterer. Bei uns in der Lausitz gibt es Weite, schöne Landschaften und viele Reiterhöfe – waren Sie hier schon einmal samt Pferd unterwegs? Ich habe für unsere Drehs mit mei- ner Kollegin Katja Schnabel von den Pferdeprofis schon ein paar Mal Brandenburg besucht. Und tatsächlich ist die Gegend ein ab- solutes Pferdeland mit den Sand- böden und der weiten Fläche. Im Vergleich dazu kann Bayern mit den matschigen Humusböden nicht mithalten. Aber das machen wir reiterlich wett. Vielen Dank für das Gespräch. denkt und handelt. Wir vergessen oft, dass wir es mit einem Flucht- tier zu tun haben, dass von Na- tur aus auf seinen eigenen Vorteil und den Fortbestand der Herde an- gelegt ist. Jeder der ein Pferd hält, sollte sich zunächst darüber infor- mieren, wie ein Pferd funktioniert. „Problempferde“ mal außen vor gelassen – haben Sie ein paar grundsätzliche Tipps zum Um- gang mit Pferden? Bei uns gibt es drei goldene Regeln: Ein Pferd muss Abstand zu uns halten, es darf nicht rempeln, treten oder Taschen durchsuchen. Und die Kinder müssen bescheid sagen, wenn das Pferd sich respektlos verhält. Die zweite Regel: Wir füt- tern nicht aus der Hand. Wenn die Kinder Leckerlis geben wollen, le- gen sie diese auf den Boden. Drit- tens, läuft das Pferd immer mit Abstand hinter uns, wenn wir mit ihm unterwegs sind. Denn wenn ein Pferd wegläuft, dann bricht es zur Seite aus und rennt das Kind so nicht um. Gibt es ein gutes Einstiegsalter für das Hobby Pferd? Ein Arzt sagte mir, dass Kinder erst etwa ab dem 8. oder 9. Lebensjahr für tägliches regelmäßiges Reiten die körper- lichen Voraussetzungen haben. Aber gelegentlich Reiten und das Pferd versorgen können sie schon früher. Bei meinen Kindern ist es so, dass sie durchaus ans Pferd wollen, aber nicht unbedingt rei- ten wollen. Mein Großer will sein Pony wie ein Cowboy selbst von der Koppel holen, es säubern und versorgen. Das war auch für mich ein Lernprozess, weil die Kinder andere Prioritäten setzen und weil sie ein anderes Arbeitstempo ha- ben. Da haben mich meine Kinder entschleunigt. Und meine Kinder sind daran ungemein gewachsen. Im Umgang mit Pferden lernen Kinder Verantwortung. Wie können Eltern beim Hob- by Pferd unterstützen? Indem sie das Hobby zulassen und er- möglichen. Es muss nicht immer gleich das eigene Pferd sein, son- dern man kann erstmal mit einer Reitbeteiligung starten. Die El- tern sollten Interesse zeigen, aber das Reiten muss nicht unbedingt im Vordergrund stehen. Das be- ginnt schon bei der Fragestel- lung: Also das Kind nicht fragen: Bist du heute geritten?, sondern: Wie war es heute im Stall? Ich per- sönlich will auch, dass meine Kin- der mir gegenüber immer ehrlich sein können und mich alles fra- gen können, ohne Angst haben zu müssen. Wie sind Sie selbst eigentlich zum Reiten und zum Pferd gekommen? Mein Vater war absoluter Pferde- narr und hat mich viel auf Veran- staltungen mit Pferden mitgenom- men hat. Außerdem hat er gern Westernfilme gesehen, John Way- ne war quasi wie ein Familienmit- glied für uns. So hatte ich schon als Kind Interesse an Pferden. Mit 14 Jahren bin ich dann durch mei- nen Freundeskreis etwas abge- rutscht und mir drohte eine kri- minelle Laufbahn. Meine Eltern haben dann mit mir geredet und gefragt: Was muss sich ändern? Ich habe gesagt: Ich will ein eige- nes Pony. Das Geld dafür musste ich mir selbst verdienen. Meine Eltern sind davon ausgegangen, dass ich das ohnehin nicht schaf- fe. Aber ich habe mit Nebenjobs 1.600 Mark verdient und mir einen Araber-Mischling gekauft. Von
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