lausebande-04-2020
Titelthema :: Seite 36 lich auch eigene Trensen und Sät- tel, wenigstens aber eigene Sat- teldecken. Alles sollte regelmäßig gereinigt werden. Daran erkennt man auch einen guten Stall. Wenn es aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich ist, für jedes Pferd ein eigenes Equipment bereit zu stellen, dann sollte es wenigstens für jedes Pferd angepasst und ge- reinigt werden. Zu einer guten Haltung gehört auch, dass Pferde zwischendurch Pause machen kön- nen oder die verschwitzte Sattelde- cke nicht auf das nächste Pferd ge- legt wird. Gibt es weitere Anhaltspunkte, um eine gute Reitschule zu erkennen? Die Richtlinien zum Tierschutz soll- ten eingehalten werden. Ein gutes Zeichen ist es, wenn die Pferde ge- sund aussehen, lahmfrei sind, kei- ne tränenden Augen oder laufende Nase haben, wenn die Unterbrin- gung der Tiere sauber, groß und hell ist, den Tieren mehrstündigen Auslauf am besten in der Gruppe mit viel Platz gewährt wird und die Tiere gelassen wirken. Und was macht einen guten Reit- lehrer aus? Zu einer guten Haltung gehört für mich auch, dass das Per- sonal weder Tieren noch Reitschü- lern gegenüber laut wird. Konse- quenz ist durchaus wichtig, aber nicht mit verbaler oder körperlich Gewalt. Eine gute Reitschule zeich- Wer reitet eigentlich in Zeiten von Corona die Pferde des Pferdezent- rums? Es ist ja nicht so, dass Pferde unbedingt geritten werden wollen. Sie sollten zwar die Möglichkeit ha- ben sich umfangreich zu bewegen, aber Pferde sind nicht zum Reiten gemacht. Sie genießen durchaus die Zeit ohne Arbeit, oder beispiels- weise die einfache positive Zuwen- dung des Menschen. Wissen Sie, ob das Corona-Virus auch für Pferde gefährlich werden kann? Nein, derzeit besteht da kei- ne Gefahr für Pferde, wenn sich das Virus nicht verändert. Aber trotzdem bringt die aktuelle Situ- ation wieder das Thema Hygiene mehr auf den Schirm und das ist etwas, worauf Reiter generell ach- ten sollten – unabhängig von Co- rona. Streicheln z.B. halten Rei- ter für ein Zeichen der Zuneigung, aber für die Pferde ist das eine Ge- fahr. Vor allem dann, wenn man von Pferd zu Pferd geht und jedes streichelt. Dann trägt man die Bak- terien und Viren von einem Pferd zum nächsten. Also sollten Kinder besser aufs Streicheln verzichten? Wichtig ist vor allem das Einhalten von Hygi- enestandards. Dazu gehört z.B. das Händewäschen vor und nach dem Umgang mit jedem Pferd und ei- genes Equipment für jedes Pferd, also eigenes Putzzeug, wenn mög- Pferde brauchen nicht Peitsche und Gerte, sondern verständnisvol- le, konsequente Reiter. Wie das praktisch funktioniert hat Franzis- ka Görwitz bei dem als „Der Pferdeflüsterer“ berühmt gewordenen Ausbilder Monty Roberts gelernt. Heute gibt sie dieses Wissen am Institut Pferdezentrum Bad Saarow (Freie Universität Berlin) weiter. Reiten mit Respekt net sich auch dadurch aus, dass nicht nur sinnvolle Regeln aufge- stellt werden, sondern den Kindern vieles erklärt wird: der Umgang mit dem Pferd und sein Verhalten. Der Kontakt zum Tier sollte schon im Stall beginnen und nicht erst auf dem Pferderücken. Ich persön- lich würde mein Kind auch nicht in eine Reitschule schicken, in der Kinder lernen, das Pferd mit Gewalt, also beispielsweise mit Hauen, Anschreien oder einem vehementen Gerteneinsatz zu be- handeln. Eine gute Reitschule zu finden, ist wirklich das A und O. Dafür sollten Familien wenn nötig durchaus einen längeren Fahrtweg in Kauf nehmen. Gibt es ein gutes Einstiegsalter für das Hobby Pferd? Das ist sehr in- dividuell. Es gibt bestimmte Pro- gramme, die sich schon an Klein- kinder ab zwei Jahren richten. Dort erlernen die Kleinen spielerisch den Umgang mit dem Pferd. Da- bei steht die Versorgung des Pfer- des im Vordergrund und nicht das Reiten. Denn um den Trab oder Galopp ausgleichen zu können, muss die Wirbelsäule der Kinder stabil genug sein. Das ist erst zwi- schen vier und sechs Jahren der Fall. Daher ist davon abzuraten, jüngere Kinder regelmäßig oder länger als 10 Minuten reiten zu lassen. Wichtig ist ebenfalls, dass das Pferd zum Kind passt – von der Foto: Frau Schmitt
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