lausebande-04-2020
Umgang erfolgreicher Länder mit SARS-COV-2 Beim weltweiten Umgang mit der Viruspandemie werden große Unterschiede deutlich. So wurde das Virus in Singapur, Taiwan und Hongkong bei- spielsweise sehr schnell erfolgreich eingedämmt. Diese Länder haben aber aus verschiedenen Grün- den Strukturen aufgebaut, über die westliche In- dustrieländer (noch) nicht verfügen. So klingelten Anfang Februar in der Hauptstadt Taiwans sämt- liche Handys und verwiesen auf den Ort, an dem der identifizierte „Patient Null“ sich bewegt hatte. So konnten Kontaktpersonen schnell ermittelt und die Bevölkerung geschützt werden. Solche Systeme bestehen vorwiegend in Regionen, die auch mit Tsunami und Erdbeben konfrontiert sind, in Asien könnte aber auch die SARS-Epidemie aus 2003 eine Rolle gespielt haben. Zudem fällt auf, dass in sämtlichen asiatischen Ländern ein Nasen-Mund-Schutz getragen wird. Laut Medieninformationen in Deutschland wird dies nicht empfohlen, da dieser Schutz nicht si- cher sei. Selbst wenn ein Nasen-Mund-Schutz kei- nen 100 %igen Schutz darstellt, so gebietet es die Logik, dass er die Möglichkeiten einer Tröpfchen- infektion sowohl für infizierte als auch gesunde Menschen zumindest vermindert. Zumindest in geschlossenen Räumen mit vielen Menschen, wie beispielsweise in Supermärkten, könnte dies ein Mittel zur Verminderung von Infektionen sein. Leider ist diese Möglichkeit gesellschaftlich nicht akzeptiert und kein Bestandteil der politisch er- zwungenen Ordnungsmaßnahmen. Die aktuelle Knappheit in diesem Bereich könnte man – wie im noch folgenden Interview mit Virologin Prof. Karin Mölling zu lesen ist – auch einfach mit einem jeder- gemeinschaft und selbst Deutschland zu keinem einheitlichen Handeln gefunden. Sich beständig ändernde Entscheidungen haben leider zur Verun- sicherung der Menschen beigetragen. In Deutsch- land waren es Bayern und dessen Ministerpräsi- dent Söder, die mehrfach vorpreschten. Zuerst mit der Schließung von Kitas und Schulen, dann mit der umfangreichen Schließung des Einzelhandels. Zum Redaktionsschluss wurde in Bayern bereits eine Ausgangsbeschränkung verhängt. Hier wäre es für die Menschen sicher hilfreich, wenn Einschränkungen nachvollziehbar, transpa- rent und gut abgestimmt festgeschrieben wären. Pandemiepläne existieren so bereits für das Influ- enza-Virus, allerdings hat hier jedes Bundesland seinen eigenen Pandemieplan. Sie sind auf der Sei- te des Robert-Koch-Instituts in den Beschreibun- gen zur Influenza zu finden. Aktuell haben sämtli- che Bundesländer Pandemiepläne aktualisiert und auch auf SARS-COV-2 ausgerichtet, entsprechende Pläne findet man für die Lausitz für Brandenburg beim Googeln nach „Pandemieplan Land Branden- burg“, für Sachsen beim Googeln nach „Pandemie- plan Freistaat Sachsen“. mann verfügbaren Schal ersetzen. Ein drittes Merk- mal ist die strikte Quarantäne, die in asiatischen Ländern mit einer ganz anderen Konsequenz und Disziplin als hierzulande umgesetzt wird. Zudem wurden in einigen Ländern die Reisetätigkeiten sofort und umfassend reduziert. In Deutschland ist die Gesellschaft offensichtlich (noch) nicht in der Lage, sich an strikte Vorgaben wie die Vermeidung sozialer Kontakte zu halten – weshalb zum Redak- tionsschluss durch Ansprachen der Bundeskanzle- rin eine Ausgangssperre vorbereitet wurde, wenn man richtig zwischen den Zeilen liest. Kritik zu Deutschlands Maßnahmen Neben fehlenden Überlegungen zum Nase-Mund- Schutz geht Glaubwürdigkeit vor allem in der mangelnden Transparenz und Abstimmung zu den politischen Maßnahmen verloren. Wenn sich bei umfangreicher Schließung des Einzelhandels Menschenmassen in Baumärkten und Super- märkten türmen, ohne überhaupt die Chance auf Einhaltung eines Intimabstandes zu haben, dann wird die eigentlich notwendige Maßnahme völ- lig konterkariert. Die Salamitaktik täglich neuer Einschnitte kann auch vorhersehbarer gestaltet werden. Nach dem „wenn-dann“ Prinzip könnte man der Bevölkerung deutlich machen, was bei welchen Verhaltensweisen der Menschen passiert. Wenn junge Menschen weiter Partys feiern, ältere Menschen sich in Gruppen in Cafés vergnügen, Fa- milien in voller Besetzung in die Baumärkte ram- meln – dann könnte als klare Konsequenz binnen Tagesfrist eine Ausgangssperre angedroht werden. Andererseits wäre es ebenso wichtig, Entschei- dungen klar an den gegebenen, oft sehr unter- » Spezial :: Seite 46
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