lausebande-04-2020

Vireninfektion: Was passiert im Körper? Sind Viren in den Körper eingedrungen, machen sie sich auf die Suche nach Wirtszellen. Ihr einziges Ziel besteht darin, sich zu vermehren – die Krankheits- symptome sind dabei „nur“ ein Nebeneffekt. Wie eine kleine Raumsonde docken Viren zuallererst auf ihrer Wirtszelle an (1) und geben ihr Erbmaterial ab (2). Die Wirtszelle mutiert nun zu einer Produktions- fabrik und beginnt, neue Virus-partikel herzustellen und sie zu neuen Viren zusammenzubauen (3). Das macht sie so lange, bis sie platzt oder abstirbt. Dabei setzt sie tausende neue Viren frei, die sich wiederum selbst auf die Suche nach Wirtszellen machen (4). Sind die Virusattacken einmal gestartet, gerät der Körper in Alarmbereitschaft. Das Immunsystem setzt beispielsweise Fresszellen frei, die sich auf befallene Wirtszellen stürzen und diese auffressen. Wenn die Gefahr überwunden ist, merkt sich der Körper die äußerliche Beschaffenheit der Erreger und bildet Gedächtniszellen – so ist das Immunsys- tem fortan in der Lage, einen Befall mit demselben Erreger gleich im Keim zu ersticken. Meist arbeitet dieses körpereigene Abwehrsystem so effektiv, dass Infektionen unbemerkt ablaufen. Gegen den allergrößten Teil der zahllosen Bakteri- en und Viren, die täglich in Menschen eindringen wollen, kann unmittelbar reagiert werden. Bei eini- gen Erregern braucht das Immunsystem allerdings etwas länger, um die Eindringlinge auszuschal- durch Europäer eingeschleppt wurde. 1991 ließ der Tod des Queen-Sängers Freddie Mercury die Musik- welt stillstehen – er erlag den Folgen einer HIV-In- fektion. Nun reiht sich SARS-COV-2 in die Geschich- te der Viren ein – und es wird nicht das letzte Virus bleiben, das uns Menschen herausfordert. Viren: Klein, aber effizient Viren sind relativ simpel aufgebaut: Sie bestehen aus einem oder mehreren Molekülen, die das Erbgut enthalten, und sind manchmal von einer Eiweißhül- le umgeben. Im Gegensatz zu Bakterien sind Viren streng genommen keine Lebewesen, da sie weder einen eigenen Stoffwechsel haben, noch eine Ener- giegewinnung. Durch ihre winzige Größe von 20 bis 300 Nanometern kann man sie nicht einmal unter einem gewöhnlichen Lichtmikroskop erkennen, ebenso sind sie geruch- und geschmacklos. Viren haben von Natur aus nur ein Ziel: Sie wollen sich vermehren. Aus diesem Grund sind vor allem die Viren „erfolgreich“, die sich effektiv in der Spe- zies ihres Wirts verbreiten können, ohne diesen zu töten. Wenn Viren sich in einer Gesellschaft kom- plett verbreiten, spricht man von einer „Durchseu- chung“. Ein Beispiel dafür ist das West-Nil-Virus, das 1999 durch Zugvögel an der Ostküste der USA in New York eingeschleppt wurde und innerhalb von fünf Jahren die gesamte USA bis zur Westküste durchseucht hatte. Es war mit einer vergleichsweise überschaubaren Anzahl bestätigter Krankheitsfäl- le verbunden, im Jahr seiner höchsten Verbreitung rund 10.000 Personen, und einer Anzahl von jähr- lich rund 30 bis 290 Todesfällen. Es zeigt, wie ein Virus den Menschen erfolgreich als Wirt nutzen, im Vergleich zu Influenza und SARS aber weniger Schaden anrichten kann. Es spielt auch in Südeu- ropa in jährlichen, kleineren Epidemien eine Rolle und trat 2019 vereinzelt in Deutschland auf. Viren verfügen grundlegend über einen ähnlichen Aufbau, auch wenn es behüllte und unbehüllte Vi- ren gibt. Mit den nach außen weisenden Partikeln heften sie sich an eine Wirtszelle an bzw. dringen in diese ein. Dann setzen sie das Erbgut im Inneren frei, das sich im Wirt vermehrt und dann entspre- chend verbreitet. Wenn der befallene Organismus Antikörper in ausreichender Menge bilden kann, wird das Virus entsprechend eingedämmt. Solange verbreitet der jeweilige Wirt das sich vermehrende Virus innerhalb seiner Spezies. Seite 53 :: Spezial Der sogenannte lytische Vermehrungszyklus von Viren. (Grafik: Christoph Leberecht, wikimedia) »

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