lausebande-04-2020

hat. Nun hat man endlich die Pan- demie ausgerufen, das hat enorme Konsequenzen. Die zentrale Maß- nahme zur Eindämmung der Seu- che ist die Einschränkung der Rei- setätigkeiten. Das Virus Ebola war beispielsweise immer nur in einem Dorf verbreitet. Erst mit Reisetätig- keiten und einem Austausch auf vollgestopften Märkten konnte es sich in Afrika und darüber hinaus entfalten. Es geht dabei immer um Menschenansammlungen im Um- feld nicht gereinigter Luft. Um die aktuelle, katastrophale wirtschaft- liche Situation zu entzerren, müsste man also sehr zügig einen Schnell- test entwickeln. Reisende müssten sofort überprüfbar sein, das wür- de unnötige Ängste und Quaran- tänen ersparen. Hier geht es auch um gute Luftfilter. Wir benutzen sie im Labor, umuns beimExperimen- tieren zu schützen. Neben Mund- schutz und Filter ist ein drittes Mit- tel gegen Viren ultraviolettes Licht. Im Labor ist das Standard und all- seits bekannt, in der Öffentlichkeit wird das nicht diskutiert. Wir haben draußen Sonnenschein, das ultra- violette Licht macht Viren tot. Jetzt heißt es bei einer weiteren Überstei- gerung der Maßnahmen, dass wir nicht mehr nach draußen dürfen. Das ist falsch. Die Menschen und gerade Kinder und Familien sol- len an die frische Luft, sie sollen Wandern und Radfahren. Sie sol- len Abstand zu anderen Menschen halten und nicht mit ihnen reden, das birgt Risiken. Aber raus in die Sonne – das ist wirksamer Schutz vor Viren und das sollte man nicht unterbinden. Man handelt leider anders, in Frankreich und Öster- reich gibt es bereits Ausgangssper- ren. Dabei verdünnt Luft das Vi- rus, während es sich in der Enge geschlossener Räume verdichtet. der entfernt werden. Das wäre eine einfache Maßnahme mit immenser Wirkung. Tatsächlich liest man überall, dass ein Mundschutz gegen die kleinen Viren nicht hilft, wieso das? Natür- lich hilft er nicht zu 100%. Aber es ist doch logisch, dass wir dadurch die Gefahr der Tröpfcheninfektion deutlich verringern können. Lei- der ist es in Deutschland nicht sa- lonfähig, sich in der Öffentlichkeit mit Mundschutz vor dem Gesicht zu bewegen. Genau hier könnte die Politik aber eine Konsequenz erzeugen, die mehr Sinn macht als viele Einschränkungen, die wir aktuell erleben müssen. In China geht man mit dem Thema völlig anders um. Deshalb finde ich die Idee mit dem Schal auch so char- mant – das erspart den augenfäl- ligen Mundschutz, im Supermarkt erfüllt er aber eine ähnliche Funk- tion. Das wäre die einfachste seu- chenpolitische Maßnahme. Jeder hat zu Hause zwei Schals, die man im täglichenWechsel nutzen könn- te. Der Virus überlebt auf der Ober- fläche des Schals keinen Tag, somit wäre ein einfacher Schutz vor An- steckung möglich, den man in je- dem Laden umsetzen kann, ohne sich zu genieren. Derzeit wird das öffentliche Leben in unserem Land fast völlig stillge- legt, was sagen IhreWissenschafts- kollegen, was die WHO dazu? Die WHO hat lange gezögert, bis sie die Pandemie ausgerufen hat. Das liegt wohl an einer Vorsicht, weil sie 2006 bei der Schweinegrippe damit zu schnell war. Damals gab es ein Missverhältnis, weil man die An- zahl der Infizierten viel zu niedrig angesetzt hatte und dadurch eine immens hohe Todesrate unterstellt Zwei Schals und viel Sonne kön- nenmehr helfen als kollektive Qua- rantäne. Kinder sind bislang nicht oder kaum betroffen, gibt es hier schon Erkenntnisse und kannman gerade Eltern eine derzeit verbreitete Angst nehmen? Da gibt es eine neue In- formation, die allerdings noch nicht publikationsreif ist. Deshalb findet man darüber noch recht we- nig. Laut Untersuchungen verfügen kleine Kinder entweder gar nicht oder kaum über den notwendigen Rezeptor für die Virusaufnahme. Dieser Rezeptor namens ACE (An- giotensin Converting Enzyme Re- zeptor 2) ist in Lungenzellen vor- handen und bei Kindern reduziert. Das scheint die Ursache zu sein, dass Kinder von diesemVirus nicht betroffen sind und nicht so krank werden. Zudem kann sich das Vi- rus in den Kindern nicht vermehren und sie können damit auch ande- re Kinder nicht so krank machen. Das macht meines Erachtens die Schließung von Kindergärten zum aktuellen Zeitpunkt nicht angemes- sen. Ich erlebe in meinem Umfeld immense Beeinträchtigungen im Alltag der Menschen durch diese Schließungen. Schon vor zwanzig Jahren, als ich an der Zürcher Uni- versität forschte, war ich bei Influ- enza und SARS 1 für solche Pande- miepläne zuständig. Natürlich geht es immer um die Vermeidung von Menschenansammlungen in ge- schlossenen Räumen, da kann sich ein Virus nicht ausdünnen. Aber die Kinder statt im Kindergarten zu betreuen, nun von einer Familie in die andere zu schicken, wo sich Eltern, Bekannte und Verwand- te die Aufsicht teilen, das halte ich für kontraproduktiv und nicht nachvollziehbar. Sind die Kinder Spezial :: Seite 60

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