lausebande-04-2020
Vorlesen – Väter gesucht Die Ergebnisse einer Studie der Stiftung Lesen ver- wundern mit Hinblick auf die Tatsache, dass 82% der deutschen Eltern Lesen und vor allem Büchern für die Entwicklung ihrer Kinder eine große Bedeu- tung zumessen. In der Realität lesen nämlich 32% al- ler Eltern mit Kindern von zwei bis acht Jahren gar nicht oder nur einmal pro Woche vor. Eine frühere Studie ergab, dass rund einem Drittel der Kinder we- der im Elternhaus noch in Schule oder Kita vorge- lesen wird. Selbst wo vorgelesen wird, stehlen sich Väter aus der Verantwortung: Lediglich bei 10% der Kinder liest der Vater regelmäßig, bei etwas mehr lesen beide – bei zwei Dritteln liest vorwiegend die Mutter. Dieser Mangel an väterlichem Engagement führt zu immer mehr Leseunlust gerade bei Jungen, denen männliche Lese-Vorbilder fehlen. Studien be- legen, dass Jungen mit fehlendem väterlichem Lese- vorbild deutlich weniger lesen als Jungen, deren Vä- ter sich dafür Zeit genommen haben. Das Vorlesen ist der kindlichen Entwicklung aus ganz verschiedenen Gründen zuträglich, denn es fördert: • das Einfühlungsvermögen: Eltern und Kind neh- men sich beim Vorlesen viel Zeit füreinander • die Sprachentwicklung: Jeder Text, jedes neue Bild vermittelt neue Wörter und erweitert den Sprachschatz • das Gedächtnis: Beim Betrachten merkt sich das Kind die neuen Dinge Seite 89 :: Spezial Was Lesen alles macht Lesen macht nicht nur schlau. Viele Studien haben inzwischen erwiesen, dass Vielleser unter den Kin- dern nicht nur im Kopf einen Vorteil haben, sondern auch in ihren emotionalen und sozialen Eigenschaf- ten deutlich mehr gefördert werden. Selbst den Um- gang mit der Medienflut in unserer Mediengesell- schaft meistern sie besser – und nutzen selbst mo- derne Medien wie das Internet effektiver als Alters- genossen, die eher wenig lesen. Kinder, die von klein auf Bücher und Lesen zu ihrer Lebenswelt zählen, haben unabhängig von ihrer sozialen Herkunft bes- sere Bildungschancen und später größere schulische und berufliche Erfolge. Inzwischen ist gesichert, dass Lesen für Kinder gerade in den ersten Lebensjahren einen wichtigen Grundstein legt und immensen Ein- fluss auf die Sprachentwicklung, die Fantasie und Gedächtnisleistungen nimmt. Was Lesen dabei – auch in späteren Jahren – im Gehirn bewirkt, folgt in einer separaten Betrachtung. Soviel aber vorab: Lesen gilt als der zentrale referentielle Prozess zur Entwicklung unseres Gehirns, während Fernsehen oder andere bildhafte Medien hier deutlich weniger ausrichten. Den Anfang machen wir aber erst einmal bei den ganz „Kleinen“ und der Frage, warum gera- de das Vorlesen in den ersten Jahren so wichtig ist. „Lesen gilt als der zentrale referentielle Prozess zur Entwicklung unseres Gehirns.“ » » Foto Stiftung Lesen, BMBF, Tamara Jung-König
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