2 › Aktuelles Der Krieg in der Ukraine deshalb auf einer Seite im Anschluss Hinweise zu Quellen, die Erwachsenen und Kindern mit altersgerechten Erklärungen und Erkenntnissen helfen oder die zumNachdenken anregen können. Letztendlich sollte es darum gehen, abseits von Ängsten miteinander ins Gespräch zu kommen. Im aktuellen Konflikt merken wir alle gemeinsam, wie komplex und verflochten die Welt inzwischen ist. Nachhaltigkeitsziele wie das Schaffen von Frieden erlangen ebenso neue Bedeutung wie das Vermeiden von Hunger. Der Krieg von Putins Russland tötet nicht nur Menschen in der Ukraine, er spielt gleichzeitig in einer der Kornkammern der Welt, die auch als Nahrungsquelle für Millionen Menschen in Afrika dient. Inzwischen sprechen wir von hunderten Milliarden für Aufrüstung und Waffen, bei der Energie verschiebt sich der Fokus weg von Umwelt- und Klimaschutz hin zur Sicherheit und Vermeidung einer Rezession. Unsere Gesellschaft erlebt eine neue Dynamik in Konflikten zwischen Sicherheit, Klimaschutz und Wohlstand. Dabei erinnert der aktuell geprägte Begriff einer „Zeitenwende“ nicht von ungefähr an die Wende zwischen 1989 und 1990 – damals endete eine Ära des Kalten Kriegs mit der Deutschen Einheit und ging über in eine Annäherung zwischen Ost und West. Seinerzeit wurde eine ganze Generation im Osten, die in ihrer Kindheit und Jugend den Übergang von einem System ins andere erlebte, politisch ebenso stark geprägt wie deren Elterngeneration. Das Interesse an politischen und gesellschaftlichen Themen war einfach riesig – und genau das eröffnet bei aller Dramatik des aktuellen Geschehens auch diesmal Chancen für eine erneut politisch geprägte Generation, die sich künftig für eine bessere Welt engagieren könnte. Vielleicht können wir gerade im Osten von jener Generation der heute etwa 50- bis 60-jährigen lernen, die als Kinder und Jugendliche zur Hochzeit des Kalten Kriegs aufgewachsen sind? Denn leider scheint genau das unseren Kindern nun bevorzustehen. Aktuell errichtet der Westen zum Schutz einen neuen Vorhang in Europa, aus einer Zeit der Annährung wird erneut ein Kalter Krieg werden. Die Vorboten sind bereits sehr präsent. Der schreckliche Krieg in der Ukraine wurde in Diese Zeilen tragen den Zeitstempel vom 25. März 2022, genau dem Tag der Drucklegung dieses Magazins. Insgeheim beseelt mich die Hoffnung, dass die Zeit bis zum Erscheinen dieser Ausgabe sie wenigstens in Teilen überholen, dass das Morden in der Ukraine beendet ist und Sie an dieser Stelle mit etwas mehr Zuversicht weiterlesen können. Leider treibt mich die Sorge um, dass die Entwicklungen eher in eine ganz andere Richtung verlaufen. Was in der Ukraine passiert, kann niemanden unberührt lassen – insbesondere Elternmit heranwachsenden Kindern nicht. Der Krieg wird unser Leben und das unserer Kinder nachhaltig verändern. Er macht uns derzeit oft sprachlos und offenbart gleichzeitig, wie oberflächlich der gesellschaftliche Diskurs in unserem einstigen Land der Dichter und Denker seit geraumer Zeit geführt wird. Als Moralweltmeister mit steter Innenschau waren wir uns zu lange selbst genug. Putins Weg zum Kriegsverbrecher zu reflektieren, ist für uns unangenehm und nimmt uns als Elterngeneration auch in eine historische Verantwortung. Rückblickend ist man immer klüger. Tatsächlich kann man nun in der Rückschau Putins Muster aus Brutalität und Machtstreben folgen, von Kriegen in Tschetschenien über Georgien und Syrien bis zum aktuellen Konflikt in der Ukraine. Im Grunde war es eine Eskalation mit Ansage. Bereits 2014 infolge der Krim-Annexion zunehmend isoliert, blieb allein die Militärmacht für Putins Russlands von geopolitischer Bedeutung – und was eine gedemütigte, einstige Großmacht damit anstellen kann, wissen wir Deutschen aus der eigenen Geschichte. Nun ist bei uns die Sensibilität aus Zeiten eines Kalten Kriegs für die noch immer bestehenden Verwerfungen zwischen Ost und West plötzlich zurück, sie hätte uns wohl besser erst gar nicht verlassen sollen. Dabei wirft der Krieg insbesondere für unsere Kinder viele Fragen auf, denen wir uns als fürsorgliche Eltern widmen sollten. Da wir aber Krieg in unserer Gesellschaft seit über drei Jahrzehnten als etwas Nahbares und Unmittelbares weitgehend ausgeblendet haben, dürften Gespräche und Aufklärung der heutigen Elterngeneration schwerfallen – zumal sie auf eine Generation von Kindern und Jugendlichen trifft, die ebenso wenig von militärischen Konflikten geprägt ist. Wir geben
RkJQdWJsaXNoZXIy MTcxMjA2