lausebande-04-2022

Titelthema ‹ 67 Manchmal lösen sich vermeintliche Gewissheiten über Nacht in Luft aus. So wie der Glaube bzw. die Hoffnung, dass wir in Europa noch lange in Frieden leben können. Der Ukraine-Krieg, der Ende Februar begann und bei Redaktionsschluss einen Monat später noch immer nicht beendet war, wurde als Epochenwende bezeichnet. Plötzlich sind Krieg, Hunger und Armut, die es leider schon immer gab, für uns Europäer erschreckend nahe. Wir können nicht mehr ohne weiteres die Augen verschließen und so tun, als gingen uns die Konflikte in anderen Ländern nichts an. Der Ukraine-Krieg hat noch etwas anderes grundsätzlich verändert: unseren Blick auf Themen wie Versorgungssicherheit und Klimaschutz. Der längst beschlossene Atomausstieg und ebenso der Kohleausstieg werden nun wieder in Frage gestellt. Der Krieg hat den Blick auf die Ziele unserer Gesellschaft verändert, er hat die Prioritäten verschoben. Er hat neue Themen in den Fokus gerückt und andere in den Schatten. Die CoronaPandemie, die uns zwei Jahre lang täglich im Alltag und in den Medien begleitet hat, rutschte auf der Agenda weit nach unten. Der Krieg hat auch die Themen in den Familien verändert. Wer Kinder im Kita- oder Schulalter hat, kommt kaum umhin, mit ihnen darüber zu reden. Der nur zehn Autostunden entfernte Krieg ist für uns alle so präsent, dass Kinder täglich mit Bildern, mit Gesprächsfetzen konfrontiert sind. Sie werden in den kommenden Wochen ukrainischen Kindern, Frauen und Großeltern im Stadtbild begegnen, die vor dem Krieg in ihrem Heimatland geflohen sind und bei uns Schutz finden. Unsere Aufgabe als Eltern ist es, mit den Kindern das Gespräch zu suchen, ihre Fragen offen, ehrlich und altersgerecht zu beantworten, ihnen Ängste zu nehmen, ohne sie anzulügen, ihnenMöglichkeiten aufzeigen, wie sie selbst etwas für die vomKrieg betroffenen Menschen tun können. Zugleich sollten wir darauf achten, dass der Krieg nicht dauerpräsent ist, dass die Kinder trotzdem ohne schlechtes Gewissen ihrem Alltag nachgehen und Spaß mit Freunden haben dürfen. Denn, und damit schließt sich der Kreis, der Krieg ist derzeit ohne Frage eines der drängendsten Themen. Aber wir sollten darüber nicht die anderen UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung vergessen. Wennwir in einer besseren Welt leben wollen, dann brauchen wir nicht nur Frieden, wir müssen Menschen weltweit vor Hunger und Armut schützen, wir müssen Pflanzen und Tiere an Land und im Wasser schützen, wir müssen für faire Arbeitsbedingungen sorgen, wir müssen die Gerechtigkeit bei Themen wie Bildung und Gleichstellung verbessern. Die entsprechenden 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, kurz SDG (sustainable development goals), wurden 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet. Bis 2030 sollen sie in allen Ländern erreicht sein. In diesem Jahr ist die Hälfte der ursprünglich dafür eingeplanten 15 Jahre um. Wir ziehen daher auf den kommenden Seiten Zwischenbilanz: Was wurde bisher zu jedem dieser Ziele erreicht, wie haben die aktuellen Krisen den Blick auf die Ziele verändert, was muss Deutsch17 Ziele für eine bessere Welt Zwischenbilanz zur UN-Nachhaltigkeitsstrategie inklusive Tipps für nachhaltige Eltern-Kind-Gespräche Renate Vacker Pressesprecherin Brot für die Welt Bei Nachhaltigkeitsthemen denken die meisten von uns zuerst an Klimawandel und Umweltschutz, an Stromsparen und weniger konsumieren. Dabei umfasst der Begriff so viel mehr. Er mahnt uns, bei all unseren Handlungen auch an unsere Kinder und Enkel zu denken. All unser Tun sollte so ausgerichtet sein, dass auch spätere Generationen noch ein gutes Leben führen können. Im sogenannten BrundtWas bedeutet Nachhaltigkeit? land-Bericht von 1987 haben die Vereinten Nationen erstmals eine Definition von Nachhaltigkeit veröffentlicht: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“ Ökologische Aspekte gehören ebenso dazu wie wirtschaftliche und soziale.

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