lausebande_2023-03_ebook

Titelthema ‹ 67 Sie sind die „Ureinwohner“ der Lausitz: die Sorben bzw. Wenden. Jeder und jede kennt die verzierten Ostereier, die zweisprachigen Orts- und Straßenschilder, ihre prachtvollen Trachten. Und doch gibt es im Alltag erstaunlich wenig Berührungspunkte, wenn man sich selbst nicht zur sorbischen Minderheit zählt. Warum es für Familien lohnt, sich etwas intensiver mit der Sprache, Tradition und Kultur der Lausitzer Ureinwohner zu beschäftigen und wie das im Alltag gelingt, ist Thema dieser lausebande. Wir starten mit einem kleinen historischen Exkurs. Die Geschichte des sorbischen Volkes reicht etwa 1.500 Jahre zurück. Im 6. Jahrhundert siedelten westslawische Stämme auf demGebiet der heutigen Lausitz. Aus dieser Zeit und der frühen Besiedlung stammt der Name Lausitz. Der Stamm der Lusizi benannte sich nach dem Sumpfland, das er in der Region vorfand. Das slawischeWort „łuža“ bedeutet „sumpfige Wiesen“. Über die Jahrhunderte lebten die Sorben in der Lausitz, pflegten ihre Sprache und Kultur. Erst mit der Industrialisierung ab dem 19. Jahrhundert und der stärkeren Zuwanderung anderer Volksgruppen verloren die Sorben nach und nach ihrenMehrheitsstatus.Währendman vor etwa 100 Jahren in der Öffentlichkeit noch mehrheitlich sorbisch bzw. wendisch sprach, ist die sorbische Sprache mittlerweile in vielen Orten des offiziellen sorbischen Siedlungsgebiets aus dem Alltag verschwunden. Die UNESCO, die eine Liste bedrohter Sprachen führt, zählt das Sorbische zu den gefährdeten Sprachen, wobei das Niedersorbische als noch stärker gefährdet gilt ist als das Obersorbische. Zahlen zum Sorbentum Offizielle Erhebungen dazu, wie viele Menschen sorbisch sprechen, gibt es nicht. Eine Erhebung wäre schon deswegen schwierig, weil die Sorbische Heimat für Familien Warumwir imAlltag mehr sorbisch wagen sollten Die Unterscheidung der Bezeichnung Sorben oder Wenden gibt es nur im Deutschen. Im Sorbischen wird beides als „Serbja“ bezeichnet. In der sächsischen Oberlausitz wird eher von Sorben gesprochen, in der brandenburgischen Niederlausitz werden eher beide Begriffe synonym verwendet. In der Brandenburgischen Verfassung zum Beispiel wird es als „Sorben/ Wenden“ gleichgesetzt. Somit ist es jedem selbst überlassen, ob er sich als Sorbe oder Wende bezeichnet. Beide sind „Serbja“. Sorben oder Wenden? www.teezeit.de

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