Titelthema ‹ 73 und Minderheitensprachen stehen vor diesen Herausforderungen. Wichtig ist hierbei den Blick zu weiten und zu schauen, was hat wo funktioniert.“ Besonders viele Witaj-Einrichtungen gibt es in der sächsischen Oberlausitz, seinen Ursprung hat das Konzept aber in Brandenburg: Im Cottbuser Ortsteil Sielow wurde 1998 die erste zweisprachige Kita der Lausitz etabliert. Zunächst begann man mit einer sorbischen Kindergruppe, heute wird an der gesamten Einrichtung mit allen Kindern sorbisch gesprochen. Mittlerweile gibt es in der Lausitz mehr als 40 Kitas und ebenso viele Grundschulen mit sorbischsprachigem Angebot. Ergänzt wird das um etwa ein Dutzend weiterführende Witaj-Schulen. So wird es Kindern im Idealfall ermöglicht, vom Krippenalter bis zum Schulabschluss zweisprachig aufzuwachsen. Da Witaj-Einrichtungen keine besonderen Zugangsvoraussetzungen haben und anderen Kitas und Schulen rechtlich gleichgestellt sind, stehen sie allen Sorbisch-Interessenten, Sprachbegeisterten und natürlich Muttersprachlern offen. Zum Witaj-Konzept gehört neben dem Vermitteln der Sprache auch die Kultur. Die Kinder lernen die sorbischen Bräuche kennen, studieren die Vogelhochzeit ein, tragen sorbische Gedichte und Lieder vor, lernen die sorbischen Trachten kennen. Bräuche & Trachten Es sind jene Aspekte, die bis heute eng mit dem sorbischen Volk verknüpft werden und die auch überregional und bei nicht-sorbischen Lausitzern weithin bekannt sind. Seit 2014 gehören die „Gesellschaftlichen Bräuche und Feste der Sorben im Jahresverlauf“ zum Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes, das von der Unesco geführt wird. Insgesamt zählen 32 Bräuche und Feste dazu, die im Jahresverlauf immer wiederkehren Auftakt für Unesco 5 imMärz in Klein Kölzig. Foto: Frank Stein und die Identität der Sorben/ Wenden bis heute prägen (s. S. 74 bis 75). Darunter sind so bekannte wie die Vogelhochzeit, das Osterreiten oder das Maibaumaufstellen, aber auch weniger öffentlich bekannte wie das Neujährchen oder die Gemeindeversammlung Woklapnica. „Mit der Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe haben wir eine stärkere Anerkennung undmehr öffentliche Aufmerksamkeit für unser lebendiges kulturelles Erbe erreicht“, freut sich David Statnik. Er ist Vorsitzender der Domowina, Dachverband sorbischer Vereine und wichtigste Vertretung sorbischer Interessen gegenüber der Landes- und der Bundespolitik. Unesco 5 – für mehr Strahlkraft Anfang März starteten die vier Lausitzer UnescoStätten gemeinsam mit der Domowina und unterstützt von den Bundesländern eine Kampagne, mit der das Potenzial der Natur- und Kulturlandschaften in der Lausitz noch besser vermarktet werden soll. Unter dem Schlagwort „Unesco 5“ werden eigens Angebote zu Bildung und Tourismus zusammengestellt, die den Menschen in der Lausitz und ihren Gästen die Unesco-Landschaften und die Bräuche der Sorben erlebbar machen. „Gemeinsam mit den vier Lausitzer Unesco -Stätten und dem immateriellen Kulturerbe der Sorben/Wenden ergibt sich in der Lausitz eine weltweit einmalige Dichte an Landschaften mit Unesco -Status. Erst mit einer gemeinsamen Angebotsentwicklung und Kommunikation können sie ihre maximale Strahlkraft entfalten“, erklärt Eugen Nowak, Leiter des Unesco-Biosphärenreservates Spreewald und Hauptinitiator des Projektes. Konkret sollen in den kommenden Jahren Bildungs- und Informationsformate, Themenradtouren, Videoproduktionen, Schulungsangebote für Gästeführer, Bildungsangebote für Schulen und Erlebnispädagogik umgesetzt werden.
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