lausebande-04-2024

Aktuelles ‹ 23 Was ist frühkindliche Bildung? Hier geht es nicht um Geigenunterricht oder Hochchinesisch für Fünfjährige. Frühkindliche Bildung umfasst die Förderung der geistigen, moralischen, kulturellen und körperlichen Entwicklung von Kindern von Geburt bis Grundschulalter. In diese Zeit fallen auch kritische und sensible Phasen der Sprachentwicklung und die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, alles Dinge, die uns für den Rest unseres Lebens prägen. oder Angehörige von KiTA-Kindern sind, egal ob wir überhaupt Kinder haben oder haben wollen. Die Lebensjahre, die Kinder in der KiTA verbringen, sind essenziell für die Entwicklung u.a. von Sprache, emotional-sozialen Fähigkeiten und sogar für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung. Da nur auf die Schulzeit zu gucken, ist zu kurz und auch zu spät gedacht. Keine zehn, fünfzehn Jahre später kommen diese Kinder auf den Arbeitsmarkt, beteiligen sich am politischen und gesellschaftlichen Leben, werden unsere Nachbarn, Kollegen oder Pflegekräfte. Wir können es uns schlichtweg nicht leisten wegzusehen. Arbeitgeber und Kollegen spüren die Auswirkungen der Kitakrise schon heute, wenn Eltern von Kitakindern kurzfristig ausfallen, aus der Elternzeit nicht wie geplant zurückkehren oder ein Jobangebot ausschlagen, weil sie keinen Kitaplatz finden. Fehlende, unzureichende oder unzuverlässige Betreuungsangebote sind einer der Hauptgründe, warum Menschen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen. Insofern sehen wir eine flächendeckende verlässliche Kitalandschaft als eine wichtige Voraussetzung für Bildungsgerechtigkeit, gesellschaftlichen Wandel und das Gelingen des Strukturwandels. Ist Fachkräftemangel in Kitas auch bei uns ein Problem? Wenn wir von Fachkräftemangel in Kitas sprechen, dann sind unbesetzte Stellen nur eine Seite der Medaille – und ein Problem, welches auch nicht jede Kita im gleichen Ausmaß betrifft. Wir sprechen in jedem Fall davon, dass zu wenig Fachkräfte für zu viele Kinder zuständig sind, was einerseits zu starker Belastung im Arbeitsalltag von Erzieher:innen führt und bei Personalausfällen auch die von Eltern gefürchteten Gruppenschließungen oder verkürzte Öffnungszeiten nach sich zieht. Und das trifft auf alle Einrichtungen zu. Hier gab es doch bereits Verbesserungen, oder? Die Landespolitik rühmt sich an dieser Stelle mit einer Personalschlüsselverbesserung: In Krippengruppen mit Kindern unter 3 Jahren ist der ab 2025 bei einer Fachkraft für vier Kinder bei 8 Stunden Betreuungszeit. Das sieht auf den ersten Blick traumhaft aus. Mit der Realität hat diese Zahl dann aber nicht mehr viel zu tun. Der größte Kritikpunkt liegt darin, dass vorhersehbare Abwesenheiten der Fachkräfte durch Urlaub, Krankheit und Weiterbildung, Elterngespräche und die Vor- und Nachbereitung von Angeboten nicht berücksichtigt werden. Im Klartext: Es wird rechnerisch so getan, als wären immer alle da, aber Erzieher:innen stehen 25 bis 33 Prozent der Zeit gar nicht für die Arbeit am Kind zur Verfügung. Zeit, in der die anderen Kollegen also mehr Kinder betreuen müssen – und das ist der Regelfall. Für Kindergartenkinder über drei Jahre liegt diese rechnerische Größe bei 1 zu 10, bei Hortkindern bei 1 zu 15. Zusätzliches Personal, das hier oder im Notfall ausgleichen könnte, wird vom Land bzw. der Kommune nicht finanziert. Spürbar mehr Personal in die Gruppen bekämen wir nur dann, wenn diese planbaren Abwesenheiten in den Personalschlüssel einfließen würden. Welche Auswirkungen hat das? Wir verzeichnen überdurchschnittlich viele Krankentage, Burnout-Fälle und Berufsaussteiger bei den Erzieher:innen. Trotzdem sehen wir von der Politik keine Konzepte zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen oder zum Attraktivieren des Berufsbildes. Der tägliche Stress und die Unzufriedenheit mit den Rahmenbedingungen führen auch dazu, dass bei den Auszubildenden jeder Fünfte abbricht, jeder dritte Absolvent will den Beruf nicht länger als fünf Jahre machen. Man bekommt den Eindruck, das Problem wird ausgesessen, bis wir irgendwann durch sinkende Geburtenraten wieder in den grünen Bereich kommen. Dabei wird sich auch darauf verlassen, dass die Erzieher:innen weiter unter diesen Bedingungen durchhalten. Das halte ich für unverantwortlich, den Fachkräften und den Kindern gegenüber. Welche Veränderungen fordert ihr? Als Aktionsbündnis KiTAKOLLAPS setzten wir uns ein für höhere Bildungs- und Betreuungsqualität für unsere Kinder, bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen für Fachkräfte, mehr Kitaplätze, eine bedarfsgerechte Planung und eine bessere Personalausstattung. Eine auskömmliche Finanzierung mit einem neuen, zukunftsorientierten Kitagesetz mit eindeutigen Vorgaben u.a. zu Qualitätsstandards und einer sich am Bedarf der Kinder orientierenden Personalbemessung sind dafür Voraussetzung.

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