56 › Garten Das Garten-Spezial in diesem Jahr ist eine Hommage an die Natur und dürfte dem ein oder anderen Baumarktbetreiber und Baumschuleninhaber eher missfallen. Ein Projekt im heimischen Grün der lausebande hat sich in diesem Jahr nämlich dem Natur- und Artenschutz verschrieben. Und wen man sich in diesem Zusammenhang einmal gründlich informiert, stellt man schnell fest, dass viele herkömmliche Ratgeber und Ratschläge – und vor allem Angebote für den Anbruch der Für Wildnis im Garten Ein Plädoyer für einen naturnahen Familiengarten Die Planung Warum ein Familiengarten, der gut für Flora und Fauna ist, wichtig sein kann? Ganz einfach: vor sieben Jahren hat der Entomologische Verein Krefeld in einer Studie festgestellt, dass in den zurückliegenden 30 Jahren die Biomasse der Fluginsekten selbst in Schutzgebieten um rund 75 Prozent zurückgegangen ist. Inzwischen haben zahlreiche weitere Studien diesen negativen Trend für alle Landschaftstypen bestätigt. Deshalb hilft jedes Stück „wildes“, naturnahes Grün. Dafür ist auf jeder Außenfläche Platz. So kann der ökologisch wirksame Familiengarten von einer Miniversion im Hochbeet bis zur Streuobstwiese reichen. Zuerst sollte man sich informieren, welche Pflanzen für den zur Verfügung stehenden Platz infrage kommen – und tunlichst Baumärkte und Baumschulen meiden, da hier meist Zuchtgewächse angepriesen werden. Es empfehlen sich eher Seiten von Naturschutzverbänden, allen voran der NABU mit einem sehr umfangreichen Informationsangebot. Für kleine Flächen eigenen sich Gräser und Wildkräuter, Wildblumen und kleine Stauden – bei größeren Flächen kann es auch ein Obstbaum oder eine kleine Obstbaumwiese sein. Wussten Sie, dass gerade Streuobstwiesen als Hotspots der Biodiversität gelten – und eine einzige davon über 5.000 Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten kann? Bei der Auswahl der Pflanzen spielen Böden und Sonneneinstrahlung natürlich eine Rolle – beim naturgerechten Garten aber vor allem die Nützlichkeit für heimische Wildtiere von Insekten bis zu Vögeln. Hier sollte man nicht auf die Siegel „gut für Bienen“ hereinfallen, das hat nichts mit Artenschutz zu tun und ist eine Verkaufsmasche. In vielen Märkten werden zudem Pflanzen als insektenfreundlich ausgewiesen, die aus dem Ausland (ab)stammen und einheimischen Arten oft wenig Nutzen bieten. Beispiele sind Hortensien und Forsythie. Viele Pflanzen werden auf eine Blütenpracht hin gezüchtet und locken tatsächlich Insekten an, bieten diesen aber viel zu wenig Nährstoffe. Beispiele für nützliche insektenfreundliche Pflanzen mit deutlich höherem Nektaranteil sind Kornblume oder Storchschnabel – also all das, was auf der Wiese wächst und nicht im Baumarkt zu haben ist. Grundsätzlich ist alles, was auf Feld und Wiese blüht, auch im naturnahen Familiengarten gut aufgehoben. Anbieter Gartensaison in allerlei Märkten – völlig an den Bedürfnissen der Natur vorbeigehen, teils ökologisch sinnlos oder überteuert sind. Wer also mit seinen Kindern einen Garten verwirklichen möchte, der tatsächlich Mutter Natur und ihren vielen kleinen fliegenden und krabbelnden Wesen hilft, dem geben wir hier Inspiration. Wer auf akkuraten Rasen, unkrautfreie und hackschnitzelbedeckte Rabatten mit exotischen Sträuchern steht, der kann gern vier Seiten weiterblättern.
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