lausebande-04-2024

66 › Titelthema Vorbild statt Ermahnung Im Idealfall lernen Kinder all dies nebenbei – indem sie es zu Hause vorgelebt bekommen. Familienfeiern, Restaurantbesuche und Ausflüge sind ebenfalls gute Gelegenheiten, um Kindern diese Regeln zu vermitteln. Wenn die Eltern gute Vorbilder sind und sich so benehmen, wie sie es sich auch von ihren Kindern wünschen, dann sind das beste Voraussetzungen, damit aus dem kleinen Lausebengel ein wohlerzogener Mann wird. Statt die Kinder immer wieder zu ermahnen („Hör auf zu kippeln!“, „Sag danke!“, „Sprich leiser!“), wirken Sie am nachhaltigsten über Ihre Vorbildfunktion. Begrüßen Sie Freunde oder Spielkameraden Ihrer Kinder, wenn diese zu Besuch kommen, bieten Sie ihnen etwas zu trinken an. Warten Sie mit dem Essen, bis alle am Tisch sitzen. Nehmen Sie Ihr Smartphone nicht mit an den Tisch, ignorieren Sie das Telefonklingeln während der Mahlzeit. Danken Sie demjenigen, der gekocht und den Tisch gedeckt hat. Nicht sofort, aber doch mit der Zeit, werden die Kinder diese Verhaltensweisen übernehmen. Nicht immer wird Mamas gutes Vorbild sofort zum Erfolg führen. Es wird peinliche Momente geben. Das Kind wird mal das „Danke“ vergessen, wenn der Verkäufer in der Fleischerei eine Wiener über die Theke reicht. Es wird nach einem langen Kitatag vielleicht nicht mehr in der Lage sein, mit Messer und Gabel zu essen und gerade am Tisch zu sitzen. Es wird auch mal Lust darauf haben, aus Gurken, Möhren und Toast ein Gesicht auf den Teller zu zaubern, es wird schlechte Tage haben, an denen es der Oma nicht die Hand geben will. Schimpfen Sie nicht, wenn Ihr Kind das „Danke“ vergessen hat, aber loben Sie, wenn es von allein kam. Wir haben die Etikette-Trainerin Ina Beyer-Graichen, die zugleich Vorstandsmitglied der Deutschen-Knigge-Gesellschaft ist, vier typische Situationen aus dem Familienalltag beschrieben und sie gebeten, eine angemessene Reaktion zu empfehlen. Ein ausführliches Interview mit ihr rund um gutes Benehmen in Familien lesen Sie im Anschluss an dieses Titelthema. Mein siebenjähriges Kind feiert Kindergeburtstag und hat seine Freunde eingeladen. Es nimmt sich zuerst vom Kuchen, stellt sich immer wieder in den Mittelpunkt und will darüber bestimmen, was gespielt wird, wer zuerst dran ist und wer neben ihm sitzen darf. In dieser Situation das Kind nicht vor seinen Freunden rügen, nur vielleicht etwas korrigierend mit Vorschlägen eingreifen, wenn die Stimmung auf Grund des Verhaltens kippen sollte. Die Situation „nachbereiten“, am besten einen Tag später und ganz in Ruhe. Erfragen Sie, warum sich das Kind so verhalten hat. Sicher meinte es, als Geburtstagskind im Mittelpunkt stehen und damit alles bestimmen zu dürfen. Notieren Sie sich dessen Argumente, gehen Sie kurz darauf ein und sprechen Sie vor der nächsten Geburtstagsfeier über die Rolle des Gastgebers bzw. der Gastgeberin. Die Geschenke der Freunde bringen Freude, deshalb sollte auch Freude verteilt werden. Das macht man, indem man seinen Gästen Kuchen und Getränke zuerst anbietet und sich zuletzt vom Kuchen nimmt. Man schlägt Spiele vor, aber die Freunde entscheiden die Reihenfolge. Eine besonders gute Idee ist es auch, mit dem Kind bereits eine Weile vor seinem Fest über eine Tischordnung nachzudenken und es Tischkärtchen basteln zu lassen. Ich komme mit meinem sechsjährigen Kind auf eine Geburtstagsfeier und begrüße alle Gäste mit Handschlag. Mein Kind ist schüchtern und versteckt sich hinter meinem Bein. Wenn andere Gäste ihm die Hand entgegenstrecken, verweigert es sich. Auch solche Situationen sollte man nicht in diesem Moment klären. Bereiten Sie Ihr Kind von klein an auf solche Situationen vor. Üben Sie Vor dem Abenteuer Zugfahrt sollten Eltern die wichtigsten Verhaltensregeln erklären. (c) FamVeld, iStock

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