lausebande-04-2024

68 › Titelthema 5. Regelwerke und Normen: Kitas und Schulen haben in der Regel klare Regelwerke und Normen, die das Verhalten der Kinder regeln. Indem sie klare Erwartungen kommunizieren und Konsequenzen für Regelverstöße aufzeigen, helfen sie den Kindern, ein Verständnis für angemessenes Verhalten zu entwickeln und Verantwortung für ihre Handlungen zu übernehmen. Schulfach „Gutes Benehmen“? Braucht es vielleicht ein eigenes Schulfach „Gutes Benehmen“? Zuletzt wurde das vor knapp zehn Jahren öffentlich diskutiert und Argumente ausgetauscht. Die Einführung eines Schulfachs mit dem Fokus auf „Gutes Benehmen“ ist eine Idee, über die kontrovers diskutiert werden kann. Hier sind einige Argumente, die dafür und dagegen sprechen: Ein solches Schulfach könnte dazu beitragen, soziale Kompetenzen wie Empathie, Kommunikation, Konfliktlösung und Teamarbeit gezielt zu fördern. Wenn Kinder frühzeitig lernen, sich angemessen zu verhalten und Respekt gegenüber anderen zu zeigen, kann dies dazu beitragen, Verhaltensprobleme wie Mobbing, Aggression oder Respektlosigkeit zu reduzieren. Zudem könnte ein Schulfach die Jugendlichen auf das spätere Berufsleben vorbereiten. Denn dort lernen sie, sich angemessen zu präsentieren, professionelle Umgangsformen zu pflegen und in verschiedenen sozialen Situationen sicher zu agieren. Doch es gibt auch Gründe, die dagegen sprechen. Ein ganz pragmatischer ist die aktuelle Situation: Fast an allen Schulen fehlen Lehrkräfte. Wo es noch vertretbar ist, werden Stundenpläne schon jetzt ausgedünnt und einzelne Stunden gestrichen. Sollten da mal ausreichend Kapazitäten für ein neues Schulfach vorhanden sein, gibt es schon jede Menge anderer Vorschläge wie Wirtschaft oder Glück. Zudem stehen beim Thema Benehmen tatsächlich zuerst die Eltern in der Verantwortung. Die Schulen müssen schon heute vieles abfangen, was in manchen Elternhäusern nicht mehr geleistet wird. Ihnen dann auch noch die Erziehung der Kinder zu gutem Benehmen aufzubürden, ist viel verlangt. Eine Alternative, die teils schon so gehandhabt wird, sind die Integration von entsprechenden Inhalten in andere Schulfächer, wie Ethik oder Religion. Keine Regel ohne Ausnahme Wenn Sie bis hierher gekommen sind und sich jetzt denken: „Ganz schön viel und ganz schön streng!“, dann möchten wir an dieser Stelle mit den Konventionen brechen. Denn auch hier gilt: Keine Regel ohne Ausnahme. Wenn Ihre Kinder auch im Vorschulalter noch gern mit den Fingern essen und lustige Gesichter mit dem Essen legen wollen oder ihren Namen mit den Nudeln aus der Buchstabensuppe schreiben wollen, dann könnten Sie einen Kompromiss finden: Ein Mal pro Woche (oder pro Monat) ist eine „ChaosMahlzeit“ erlaubt. Die Kinder dürfen auf Besteck verzichten. Blubbern mit dem Strohhalm und rülpsen sind ausdrücklich erlaubt. Vielleicht verlegen Sie die Mahlzeit auch auf den Boden und veranstalten ein Picknick in der Küche. Oder Sie lassen sich von den Sitten anderer Kulturen inspirieren. In einigen afrikanischen und asiatischen Ländern ist es durchaus üblich auf dem Boden sitzend zu essen. Vielleicht haben Ihre Kinder Lust, eine Mahlzeit komplett mit Stäbchen einzunehmen. Im Idealfall wissen die Kinder nach so einer Mahlzeit die klassischen Tischsitten umso mehr zu schätzen. Früh übt sich, wer ein vornehmer Esser werden will. Foto: joegolby, istock

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