lausebande-04-2024

70 › Titelthema Ein Lächeln öffnet Türen und Herzen zieren, sondern mit gutem Beispiel vorangehen. Gutes Benehmen ist eine Geisteshaltung! So wie ich selbst behandelt werden möchte, sollte ich andere behandeln. Mit einem Lächeln kann man so viel bewirken und mit einer netten Geste ebenfalls. Unabhängig vom Alter! Sind Kinder heute schlechter erzogen als noch vor 30 Jahren? Kinder werden heute anders erzogen als ihre Eltern. So wie diese von ihren Eltern. Ob das immer richtig ist, wage ich zu bezweifeln. Die Auswirkungen dessen zeigen sich dann ja auch immer erst in der nächsten Generation. Autoritäre Erziehung ist genauso falsch wie antiautoritäre Erziehung – und die Helikopter- oder Rasenmäher-Eltern der heutigen Zeit machen wieder ihre Fehler. Man könnte meinen, jede Generation möchte es besser machen als die vorige. Neue Ideen sind gut, trotzdem sollten wir auch Werte und Traditionen beibehalten, denn diese sind das Fundament einer Kultur. Ein Austausch zwischen Eltern und Großeltern findet leider nicht mehr so intensiv statt wie in Zeiten, da man noch näher beieinander wohnte. Statt die Oma zu befragen, wird im Internet nach einer Lösung gesucht. Oder es werden Stapel von Büchern gelesen, anstatt einfach mal nur seiner eigenen Intuition zu folgen. Glauben Sie mir, als ehemalige Hebamme könnte ich selbst Bücher füllen! Wie viel Knigge darf und sollte für Kinder heute überhaupt noch sein, ohne als spießig oder zu streng zu gelten? Kinder mit Regeln zu konfrontieren ist richtig und wichtig, denn die Familie ist die kleinste Zelle der Gesellschaft und bereitet jeden kleinen Menschen auf das Leben vor. Denken wir doch nur, was es für ein Chaos im Straßenverkehr gäbe, würden wir keine Regeln beachten! Kindern Grenzen zu setzen, muss sie nicht in ihrer Entwicklung einschränken, sondern bietet ihnen Schutz. Sie zu Empathie statt zu Egoismus zu erziehen und ihnen etwas zuzutrauen, statt ihnen vieles abnehmen zu wollen, fördert ihr Selbstvertrauen. Dazu gehören eben auch die Regeln guten Benehmens, die auf ein wertschätzendes Miteinander mit anderen Menschen abzielen. Mit dieser Erziehung kann man gar nicht zeitig genug beginnen und tut es automatisch, indem man in der Familie freundlich und rücksichtsvoll miteinander umgeht. Kinder spiegeln das Verhalten ihrer Eltern. Warum das 250 Jahre alte Knigge-Werk nichts an Aktualität verloren hat, ob es ein Schulfach „Gutes Benehmen“ braucht und wie wir unseren Kindern ohne erhobenen Zeigefinger Benimmregeln beibringen, verrät Ina Beyer-Graichen im Interview. Sie ist Zertifizierte Business Etikette Trainerin (IHK) und Vorstandsmitglied der Deutschen Knigge Gesellschaft. Knigges Buch „Über den Umgang mit den Menschen“ ist fast 250 Jahre alt. Warum ist es auch heute noch aktuell? Warum braucht es die Deutsche-Knigge-Gesellschaft? Unter dem „KNIGGE-Buch“ verstehen die meisten Menschen ein Regelwerk für Benimmregeln. Sie denken da an Besteck, Serviette und Mode. Dabei handelt es sich bei diesem Werk eher um eine soziopsychologische Studie über ein gutes und wertschätzendes Miteinander. Es gilt als frühes Werk der klassischen Ratgeberliteratur, verwurzelt in Aufklärung und Humanismus und man kann es als Basiswerk aller Regelwerke für gutes Benehmen bezeichnen. Gutes Benehmen, Wertschätzung und respektvoller Umgang sind zeitlos. Diese humanitären Ideen zu pflegen, zu verbreiten und Empfehlungen für gutes Benehmen dem Wandel der Zeit anzupassen sowie Interessierte darüber zu informieren und Ansprechpartner für die Medien zu sein, dafür steht die Deutsche-Knigge-Gesellschaft e.V. mit ihren ca. 280 Mitgliedern. Wie in jeder Generation wird auch heute von den Erwachsenen oft über die schlecht erzogene Jugend geklagt. Was ist Ihr Eindruck? „Die Jugend von heute ... hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt... und tyrannisiert ihre Lehrer.“ Diese Aussage ist von Sokrates, also ca. 2400 Jahre alt. Probleme und Missverständnisse zwischen den Generationen gab es schon immer. Mein Eindruck ist, dass sich Ältere oft über die junge Generation aufregen, aber selbst kein Vorbild sind. Ich empfinde rücksichtsloses Verhalten als keine Frage des Alters. Niemand sollte seine Erwartungshaltung nur auf andere proji-

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