lausebande-04-2025

60 › Titelthema Springen wir von Amerika ans andere Ende der Welt – nach Australien. Dort tummelt sich in den Astgabeln grüner Eukalyptuswälder eine graue, flauschige Gestalt – der Koala. Das niedliche Beuteltier lebt ausschließlich an der Ostküste Australiens, um dort die Blätter und Rinde von den Bäumen zu naschen, wenn er nicht gerade schläft – das tut er nämlich bis zu 22 Stunden am Tag. Diese Zeit benötigt er, um die giftigen und nur schwer verdaulichen Eukalyptusblätter zu verarbeiten. Die restlichen zwei Stunden werden dann durchgefuttert und für Toilettengänge genutzt. Das Leben des Koalas ist geprägt von Ruhe, Sorglosigkeit und Unbeschwertheit – jedenfalls war es das, bis der Mensch in sein Leben trat. Als die Europäer Ende des 18. Jahrhunderts nach Australien kamen, wurden die damals noch rund zehn Millionen Tiere wegen ihres begehrten Pelzes im großen Stil bejagt. 1937 wurde der Koala schließlich unter Schutz gestellt – seine Population nimmt heute jedoch durch den menschengemachten Klimawandel und die Zerstörung seines Lebensraumes wieder beträchtlich ab. Seine Wälder weichen Straßen, die globale Erderwärmung vermehrt verheerende Buschbrände. Die australischen Buschfeuer des Sommers 2019/20 brachten nach einer 18-monatigen Dürreperiode für fast drei Milliarden Wirbeltiere den Tod – darunter über 60.000 Koalas. Mittlerweile hat der Koala 80 Prozent seiner Lebensräume verloren. Sein damaliger Bestand von zehn Millionen Tieren ist nun auf 40.000 bis 80.000 verbleibende Individuen zurückgegangen. Ohne konsequente Schutzmaßnahmen wird der Koala laut einer aktuellen Untersuchung bis 2050 ausgestorben sein. Noch weitaus gefährdeter ist ein mystischer Jäger in den Hochgebirgen Zentral- und Südostasiens. Als „Geist der Berge“ bekannt, schleicht er nahezu unbemerkt durch die karge, felsige Landschaft der Höhenlagen, um auf bis zu 5.000 Metern Höhe Jagd auf Steinböcke, Mufflons und Co. zu machen. Darin ist der Schneeleopard mit Sprüngen von bis zu 16 Metern ein wahrer Meister. Keine andere Großkatze kann in solch einer Höhe überleben. Leider schützt sie nicht vor dem Menschen. Wilderer haben es auf das Fell und nahezu alle Körperteile wie Knochen, Schädel, Zähne, Klauen oder Fleisch abgesehen, denen in der traditionellen chinesischen Medizin heilsame Eigenschaften beigemessen werden. Jährlich werden schätzungsweise zwischen 221 und 450 Schneeleoparden von Menschen getötet. Mehr als die Hälfte der Tötungen erfolgt inzwischen zum Schutz der Viehhaltung durch Menschen, die ihren Lebensraum immer weiter in die einstigen Reviere der Tiere ausbreiten. Für die Menschen vor Ort ist der Schneeleopard zu einem Kontrahenten geworden, der ihr Vieh gefährdet und den es zu bekämpfen gilt. Der Restbestand von ca. 4.000 bis 6.500 Tieren droht durch den Konflikt um Lebensraum mit dem Menschen in den kommenden zwei Jahrzehnten auf Null zu sinken. Vaquita, Koala, Schneeleopard und auch unser Europäischer Bison sind nur vier Beispiele von unzähligen Vertretern rund um den Globus, die allesamt ähnliche Geschichten erzählen: Vertreibung, Bejagung, Lebensraumverlust, Klimakrise. Foto: ea-4, istock Foto: Oy Siyanta, istock

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