lausebande-04-2025

Titelthema ‹ 61 Sie zeugen von der zerstörerischen Kraft unseres Wirkens. Denn wo sich der Mensch ansiedelt, muss Natur weichen – so lief es schon immer. Der Ausbau von Infrastruktur, der Zugriff auf natürliche Ressourcen wie Fisch, Holz und Co. und die Umweltverschmutzung sowie die menschengemachte Klimakrise sind Teil unseres Lebensstils und gleichermaßen die Ursache für die Zerstörung unserer Lebensgrundlage. Genau das macht sich auch vor unserer Haustür immer deutlicher bemerkbar: Das Auerhuhn ist der größte europäische Hühnervogel und besiedelte früher einen breiten Waldgürtel vom Spessart bis zum Thüringer Wald. Heute kommt es fast nur noch in den Mittel- und Hochgebirgen vor. Es lebt vor allem in lichten Wäldern und beansprucht ein Revier, das mit allen Mitteln verteidigt wird. Mit rund 50 Hektar ist es so groß wie 70 Fußballfelder – derart große, lichte Waldgebiete werden immer seltener. Inzwischen steht es schlecht um den ursprünglichen Charaktervogel des Schwarzwaldes. Schätzte man den Bestand dort 1995 noch auf rund 500 balzende Hähne, sind es nach der letzten Roten Liste der Vögel Baden-Württembergs noch höchstens 150 bis 300 Hähne. Intensive Forstwirtschaft oder Störung im Winter durch Skitourismus haben es inzwischen an den Rand des Aussterbens gebracht. In Brandenburg galt die Art bereits 1998 als verschollen. Nach mehr als 15 Jahren Vorbereitung wurde ab 2012 ein Projekt zur Wiederansiedlung des Hühnervogels in ausgewählten Waldgebieten in den Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaft und Niederlausitzer Landrücken umgesetzt. Mit viel Glück kann man dem lauten und stolzen Vogel dort wieder begegnen. Ein weiteres Beispiel vor der Haustür liefert der Fischotter, der ursprünglich im gesamten europäischen Raum vorkam. Wasserverschmutzung und Jagd haben seine Bestände stark dezimiert. Heute gibt es in Deutschland nur noch im Osten großflächig zusammenhängende Gebiete, in denen der scheue, dämmerungs- und nachtaktive Marder vorkommt. Brandenburg verfügt über die zahlenstärkste Population und trägt daher für den Fischotter eine besondere Verantwortung. Zuletzt ergab eine Zählung vor rund 30 Jahren ca. 1.300 Tiere in Brandenburg, während der Fischotter in vielen Bundesländern kaum noch vorkommt. Zu seinen bevorzugten Lebensräumen gehören neben Seen auch naturnahe Flüsse und Bäche mit einer vielfältigen Pflanzenwelt an den Ufern. Auch der Fischotter ist vor allem durch die Zerschneidung Vom Plagegeist zum Sorgenkind: Klein, dick und unfassbar niedlich war er schon immer – der Feldhamster. Und er kam zum Beginn des 20. Jahrhunderts allerorts in Deutschland massenhaft vor. Für die damalige Landwirtschaft wurde er zum ungern gesehenen Schädling. Die artenreichen, naturnahen Felder boten ihm ein perfektes Zuhause mit reichem Nahrungsangebot. Die Landwirte bekämpften den Feldhamster mit Gift und Hamsterjäger hoben seine Baue aus, um an sein Fell und sein gesammeltes Getreide zu kommen. Heute ist man froh über den Anblick der mittlerweile seltenen, in Brandenburg und Sachsen bereits verschollenen und insgesamt vom Aussterben bedrohten Art. Die Intensivierung der Landwirtschaft hat dem Feldhamster seinen Lebensraum fast gänzlich genommen. Vereinzelte Projekte versuchen nun, das Überleben der Art zu sichern – so zum Beispiel der Verein AG Feldhamsterschutz in Niedersachsen, welcher von der Heinz Sielmann Stiftung in seinem Vorhaben unterstützt wird. Foto: Kerstin Hinze, Sielmann Stiftung Foto: Oy Siyanta, istock

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