62 › Titelthema seines Lebensraumes durch Straßen gefährdet – meist wird er beim Überqueren dieser getötet oder ertrinkt in Fischreusen. In den Nationalen Naturlandschaften Brandenburgs kommt der Fischotter in sämtlichen Naturparks und dem Biosphärenreservat Spreewald vor und genießt einen besonderen Schutzstatus, mit dem ein Wachstum der Population unterstützt wird. Beim Fischotter wird durch den Einsatz engagierter Naturschützer also rechtzeitig verhindert, was beim Wisent nun mit viel Mühe wieder „repariert“ wird. Bedrohte Arten stellen sich vor Wenn von bedrohten Arten die Rede ist, stehen meist Sympathieträger wie Elefant, Tiger, Eisbär oder Panda im Mittelpunkt. Sie alle haben eins gemeinsam: Sie gehören zur Tierklasse der Säugetiere und wirken auf uns besonders empathisch. Dabei sind viele andere Tierklassen oder Pflanzen direkt vor unserer Haustür nicht weniger gefährdet. Heute gelten in Deutschland 50 Prozent der Amphibien und 43 Prozent der Vogelarten als gefährdet, der Insektenbestand hat sich hierzulande innerhalb von Der erste Wisent in Deutschland – Peng statt Yippie! Während der Wisent seit dem 18. Jahrhundert lange aus Deutschlands Wildnis verschwunden war, durfte er bei unseren polnischen Nachbarn frühzeitig wieder seinen Lebensraum beziehen. Ein besonders neugieriger Wisentbulle kam 2017 auf Entdeckungstour nach Deutschland und überquerte die polnische Grenze unweit unserer Lausitz. Was das Zeug zu einer schönen Geschichte für den Artenschutz hatte, endete als ein weiteres Mahnmal für unseren rücksichtslosen Umgang mit der Natur. Denn der Wisent wurde nicht etwa freudig begrüßt, sondern ohne triftigen Grund erschossen. Warum wir nicht tun, was wir richtig und wichtig finden: In Umfragen ist schon traditionell eine deutliche Mehrheit der Deutschen für Natur- und Umweltschutz – und auch wenn derzeit Themen rund um Wirtschaft, Sicherheit und Migration dominieren, befindet sich der Bereich Umwelt, Natur & Klima grundsätzlich auch unter den als am wichtigsten empfundenen Top 5 der aktuellen Herausforderungen. Wir finden Natur- und Umweltschutz also mehrheitlich richtig und wichtig. Warum handeln wir im Alltag und der Politik dennoch nicht mit dem notwendigen Nachdruck, um den bekannten Fakten zum Artenschwund und der Zerstörung der Natur zu begegnen? Die Antwort liefert ein psychologisches Phänomen, das uns auch in vielen anderen Lebensbereichen begegnet, bei Themen rund um Natur- und Klimaschutz aber besonders stark ausgeprägt ist. Es geht um „Kognitive Dissonanz“. Sie beschreibt, wie Menschen widersprüchliche Überzeugungen, Gedanken oder Verhaltensweisen mit sich selbst in Einklang bringen. Einfach gesagt, wollen wir mit uns selbst stets im „Reinen“ sein. Wenn unser Handeln nun aber im Widerspruch zu unserem Wissen steht, kann das zu einem unangenehmen Gefühl führen, das als Dissonanz bezeichnet wird. Ein gutes Beispiel liefern viele Raucher, die sehr wohl wissen, dass Rauchen schädlich ist. Oder Fleischesser, die wissen, dass Fleischkonsum Tierleid und Klimaschäden verursacht. Der Widerspruch zwischen Wissen und Verhalten führt oft zu einem inneren Konflikt und einem Gefühl der Unruhe oder des Unbehagens. Menschen streben in der Regel aber nach Konsistenz in ihren Überzeugungen und Verhaltensweisen. So ändern sie ihre Überzeugungen – bezogen auf den Umweltschutz werden also die Risiken oder Gegenargumente heruntergespielt, oder sie suchen Bestätigung für ihr gewohntes Verhalten, indem sie dem Widerspruch weitere Informationen hinzufügen, die ihr Verhalten bestätigen. Das können Desinformationen beispielsweise zum fehlenden Einfluss des Menschen auf Umwelt und Natur sein. Wer weder Überzeugungen verändert noch Ausreden nutzt, müsste den Widerspruch durch eine Verhaltensänderung auflösen – was meist am schwersten fällt, wie der vergleichsweise geringe Anteil an aktiven Naturschützern zeigt. Eine Hilfe kann hierbei sein, sich den Widerspruch bewusst zu machen und in kleinen Schritten abzubauen. Möglichkeiten zur Reduktion der Dissonanz zeigen wir in diesem Thema auf – und geben Anregungen, durch Verhaltensänderungen ein Gefühl der Konsistenz und des Wohlbefindens wiederherzustellen. Also: nicht leugnen, sondern verändern! nur 27 Jahren um 75 Prozent verringert. Sie mögen vielleicht nicht so niedlich oder imposant aussehen wie jene Säugetiere, doch sie sind genauso auf unseren Schutz angewiesen. Deswegen: Bühne frei für drei regionale Underdogs!
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