Titelthema ‹ 63 „Hey, ich bin der Hirschkäfer. Mit einer Körperlänge von neun Zentimetern bin ich der größte Käfer in ganz Deutschland. Ist dir schon mein prächtiges „Geweih“ aufgefallen? Verdammt cool, oder? Meine langen Oberkiefer machen ein Drittel meiner gesamten Körperlänge aus. Zusammen mit meinen Artgenossen lebe ich in Waldgebieten, auch in der Lausitz. Langsam machen wir uns aber alle ganz schön Sorgen um die Zukunft unserer Art. Die Menschen bewirtschaften unseren Lebensraum immer stärker und entfernen alles Alt- und Totholz. Genau das brauchen wir aber, um unseren Nachwuchs großzuziehen. Ich möchte doch nur, dass meine Kinder in Sicherheit aufwachsen können…“ Der Hirschkäfer gilt in Deutschland als stark gefährdet. Schutzprogramme führen seit einigen Jahren zu einer besseren Vermehrung. Da die Generationsfolge mit fünf bis acht Jahren sehr lang ist, sind merkbar mehr Tiere und eine Erholung der Population erst nach Jahrzehnten zu erwarten. „Quak - Quak - Hallo, ich bin die Wechselkröte. Ich mag zwar etwas glitschig aussehen, aber dafür habe ich Superkräfte. Mein Name ist nämlich Programm – je nach Umgebung kann ich meine beige Grundfarbe heller oder dunkler anpassen, um immer perfekt getarnt zu sein. In natürlichen Flussauen fühle ich mich besonders wohl. Sie bieten nicht nur Rückzugsorte für mich, sondern auch Laichgewässer, in denen mein Nachwuchs groß werden kann. Leider trocknen durch die steigenden Temperaturen immer mehr geeignete Gewässer aus. Da weiß ich gar nicht mehr, wo ich meinen Nachwuchs unterbringen soll. Außerdem machen sich Menschen zunehmend in meinem Lebensraum breit. Viele meiner Freunde wurden beim Überqueren von Straßen schon von Autos erfasst. Ich habe Angst, genau wie sie auf dem Asphalt zu enden…“ Die Wechselkröte verfügt insbesondere im Osten Deutschlands noch über stabile Bestände. Sie gilt als streng geschützt – und wird vor allem durch die Zerstörung oder Beeinträchtigung von Kleingewässern durch Zuschüttung oder Eintrag von Müll, Dünger und Umweltgiften gefährdet. „Na ihr? – Wer ich bin, ist doch wohl ganz klar – der Wiedehopf! Mit meiner gigantischen Federhaube und meinem langen Schnabel bin ich der König der Wiesen- und Weidelandschaften. Dort finde ich so viele schmackhafte Insekten – es ist ein wahres Schlaraffenland! Dummerweise muss ich immer wieder umziehen. Die letzten Wiesen und Weiden, die mein Zuhause waren, wurden in Ackerland verwandelt. Das bietet mir mit seinen gefährlichen Pestiziden aber keine Nahrung mehr. Hoffentlich verliere ich nicht noch mehr von meinem Lebensraum, ich möchte doch der König der offenen Landstriche bleiben…“ Der wärmeliebende Wiedehopf leidet besonders unter Klimaschwankungen. Er kommt in allen Ländern Mitteleuropas vor, sein Bestand ist hier jedoch auf wenige tausend Vögel zurückgegangen. In Deutschland brüten 800 bis 950 Paare. Schutzmaßnahmen u.a. in Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen und im NABU-Schutzgebiet „Grünhaus“ im Lausitzer Seenland haben zu einer erfreulichen Entwicklung der Population zumindest in unserer Region geführt. So geht Natur- und Artenschutz: Strategien für eine bunte Welt Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war an Natur- und Artenschutz nicht zu denken. Nicht etwa, weil es damals noch kein Artensterben gab – die Menschen hatten schlichtweg einen anderen Bezug zur Natur. Natur galt als rau und unbarmherzig – voller gefährlicher Kreaturen, die in Haus und Hof nicht willkommen waren. Diese Wahrnehmung änderte sich erst, als mit der Industrialisierung die zuvor als lästig empfundene Natur Stück für Stück verschwand. Einzelne erkannten, wie wichtig der Erhalt von Lebensräumen und Artenvielfalt für den Menschen ist, sodass sich in den 1870er-Jahren die ersten Natur- und Tierschutzvereine gründeten. Für einige Arten wie den Braunbären oder den Ziesel kam diese Hilfe zu spät, für den Wisent war es hingegen die Rettung in letzter Sekunde. Heute ist der Natur- und Artenschutz eine gesetzlich verankerte Selbstverständlichkeit, deren Foto: Ralf Donat, Sielmann Stiftung Foto: Ralf Donat, Sielmann Stiftung Foto: Sielmann Stiftung
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