lausebande-04-2025

70 › Titelthema und stillgelegten Kohlegruben, kultivierten Heidelandschaften, künstlichen Seen oder Parkanlagen. Kaum eine Region Deutschlands dürfte historisch so oft umgegraben und verändert worden sein wie die Lausitz. Mit dem Wandel der Industrie vollzieht sich in den vergangenen Jahrzehnten aber auch ein landschaftlicher Wandel, der Natur und Vielfalt neue Chancen bietet. Stillgelegte Tagebaulandschaften werden rekultiviert, und manchmal entsteht dabei ein neues Naturparadies. Die Heinz Sielmann Stiftung erwarb beispielsweise die Naturlandschaft rund um Wanninchen und etabliert dort eines der größten Vogelschutzgebiete Deutschlands auf 3.300 Hektar, das u.a. dem Wiedehopf eine neue Heimat bietet. Der NABU erwarb unweit des Industriedenkmals F60 ebenso rund 2.200 Hektar, auf denen sich seit 2003 neue Wildnis entwickelt. In Lieberose entsteht auf und rund um einen ehemaligen Truppenübungsplatz die Naturwelt Lieberoser Heide als „wildes Herz der Lausitz“. Die Renaturierungs- und Schutzprojekte in der Region sind vielfältig und beinhalten nicht nur die Bergbaufolgelandschaft, sondern mit ihr auch eine Menge weiterer essentieller Lebensräume. Eine Übersicht über wiederhergestellte und erhaltene Naturlandschaften sowie Naturschutzgroßprojekte finden Sie zum Abschluss des Themas. Gemeinsam für den Natur- und Artenschutz Die besten Maßnahmen für Natur- und Artenschutz im Familienalltag sind gleichzeitig Maßnahmen, die gut fürs Klima sind. Letztendlich ist der Klimawandel die zentrale Ursache, die Naturräume und Artenvielfalt auf lange Sicht am stärksten gefährdet. Hier kann eine Top 10 für Klima- und Umweltschutz mit vielen kleinen Maßnahmen untersetzt werden, die zum Alltag der Familie, der Eltern oder Kinder passen: Checkliste: Top 10 • weniger Fleisch und stattdessen pflanzliche Kost: 1 kg Rindfleisch verursacht ca. 100 kg, 1 kg Tofu nur ca. 3 kg CO2-Emissionen (Quelle: science.sciencemag.org) • regionale Produkte, am besten Bio • Second Hand: bei Mode und Gebrauchsgütern, und lieber reparieren als konsumieren • öffentliche Verkehrsmittel nutzen • Plastikmüll reduzieren • umweltschonende Putzmittel verwenden • Strom & Wärme sparen (Verbrauch bei Licht & Heizung mindern) • Urlaub in der Region statt per Flugzeug im Ausland • Naturgarten anlegen (geht auch ohne Grundstück auf dem Balkon, siehe Garten-Spezial ab Seite 78) Ein entscheidender Hebel für mehr Natur- und Artenschutz ist also das eigene Konsumverhalten. Hier kann man beim wöchentlichen Lebensmitteleinkauf auch gezielt nachhaltige und ökologische Landwirtschaft unterstützen, um das Artensterben in der Agrarindustrie zu mindern. Wer ein Haus mit Garten hat, kann mit kleinen Maßnahmen tatsächlich unmittelbar und nachhaltig Natur und Arten fördern – wie man einen naturnahen Garten anlegt, warum man dazu auf Zuchtpflanzen und getrimmten Rasen verzichten sollte – all das beschreibt unser Garten-Spezial im Anschluss an dieses Titelthema. Egal ob Grundstück oder Balkon – mit den passenden Vogelhäusern sowie Futter- und Trinkstationen ist Artenschutz ein Kinderspiel und wird auch noch mit besonderen, tierischen Erlebnissen belohnt. Aber nicht jede gut gemeinte Maßnahme hilft Natur und Arten. Zu den Top 10 unserer Empfehlungen gibt es deshalb auch eine kleine Top 5 mit dem Prädikat „Finger weg!“ Checkliste: Finger weg von… • Insektenhotels aus dem Baumarkt: sind meist nicht artgerecht und werden oft zur Insektenfalle • „bienenfreundlichen“ Pflanzen aus Super- und Baumärkten: meist eine klare Verbrauchertäuschung und vollkommen ungeeignet für heimische Insektenarten, meist schaden sie ihnen mehr als sie nützen • Entenfüttern: Brotkrümel sind für Enten ungesund und können schlecht verdaut werden, wird der Nachwuchs damit gefüttert, kann er daran ersticken • vermeintlicher Tierrettung: gerade im Frühjahr allein gesichtete Jungtiere (Vögel, Rehkitz etc.) nicht mitnehmen und berühren, sondern erst recherchieren und bei NABU oder Wildtierrettungen in der Nähe erkundigen • Zoobesuchen: Naturschutz und Artenvielfalt fördert man nicht mit eingesperrten Arten in nicht artgerechter Umgebung, Umweltbildung für Kinder liefern unzählige Einrichtungen viel besser, die im nachfolgenden Kapitel aufgeführt sind

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