Seite 18 - lausebande-05-2011

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Titelthema :: Seite 18
Deutschland leiden über 100.000 Kinder unter
ADS. Was die Natur heilen könnte, erledigt ein
immenser Anstieg an Verabreichung der Droge
Ritalin zur Ruhigstellung ihrer Lebendigkeit. Der
Entzug von Natur hat somit nicht nur Auswirkun-
gen auf Gesundheit, Motorik, Entwicklung von
Körper und Psyche, das wirkt sich vielmehr auf das
grundlegende Wesen unserer Kinder aus. Die feh-
lende seelische Nähe zu Pfanzen und Tieren lässt
die emotionale Bindungsfähigkeit verkümmern,
Fantasie, Kreativität und Lebensfreude schwinden.
Es kommt dem Entzug von Lebendigkeit gleich, ei-
nem grundsätzlich gestörten Leben, das unsere Ge-
sellschaft den Kindern hinterlässt. Philosophische
Ausfüge werden in Webers Buch dabei immer wie-
der mit harten Fakten und Studien untermauert,
das selbst fürsorgliche Eltern zumindest nachdenk-
lich werden und sehr wahrscheinlich einen neuen
Blickwinkel auf die natürliche Sozialisierung ihrer
Kinder gewinnen werden.
Ein Buch, das mich betroffen, neugierig, nach-
denklich und an manchen Stellen auch wie ein
Kind lachend hinterlassen hat. Ein Buch, dem ich
die Kraft wünsche, wach zu rütteln und eine Dis-
kussion in Bewegung zu bringen, die auch diesen
Artikel trägt und die sich letztendlich unserem ele-
mentarsten Bedürfnis zuwendet: Unseren Kindern,
ihrer Entwicklung, ihrer Lebendigkeit.
rer Natur führt. Das Verschwinden der Kinder aus
der Natur ist statistisch belegt und erschreckend,
der vernichtende Einbruch fand in den letzten 15
Jahren statt. Zurückzuführen ist das auch auf eine
von Medien geschürte, übersteigerte subjektive
Wahrnehmung unendlicher Gefahren durch uns
Eltern. Hinter jeder Ecke kann in unseren Augen
ein Entführer locken – dabei gab es im gesamten
Jahr 2009 in Deutschland nur vier Kindsentfüh-
rungen mit Todesfolge. Ganz klar schreckliche und
uns mit Angst erfüllende Tatbestände – aber schon
der Gang auf einen Spielplatz, die Fahrt in den Ur-
laub, das Tollen im heimischen Zimmer bieten ein
tatsächlich deutlich höheres Gefahrenpotenzial als
Kinder einmal allein in die Natur zu lassen. Wäh-
rend über die Hälfte der 7 bis 12-jährigen Kinder
nicht allein ins Freie oder auf Bäume klettern darf,
können Dreiviertel der selben Altersgruppe allein
im Internet surfen. Aber in Befragungen antworten
über 90% der Kinder, dass sie lieber draußen spie-
len würden. Sie antworten auch, dass sie, wenn sie
schonmal draußen spielen, ammeisten vermissen,
was wir Eltern verhindern wollen: Die Gefahr.
Der kindliche Verlust der Wildnis zeigt bereits
heute fatale Folgen in der Gesellschaft: Allein in
::
www.facebook.de/lausebande
redaktion@lausebande.de
Dazu Anregungen/ Hinweise/ Meinungen?
TIPP: Raus aus dem Haus
Das Buch für die Draußen-Zeit!
Kinder können mit originelle
Tipps und einfachen Ideen zum
nachmachen die Natur entde-
cken. Das reich bebilderte Buch
weiht kleine Naturfreunde in die
Geheimnisse unserer Umwelt ein
und hält außerdem jede Menge Tipps für Baste-
leien im Freien oder Anregungen für Unterneh-
mungen bereit – egal ob allein, mit Freunden
oder der ganzen Familie. Besonders gelungen ist
die Gliederung nach Erlebnisbereichen wie Bach,
Wiese, Garten oder Wald – die zum Kennenler-
nen aller Facetten der Natur einlädt.
Claudio Toll, Ilka Sokolowski
128 Seiten, ca. 50 Illustrationen
und über 300 Fotos
15,40 EUR
draußen Spielen allein zur Schule Spielort allein
bestimmen
Quellen: Louv: Last Child in
the woods; Hilmann & Adams:
Children‘s Freedom and Safety.
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Wie Kindern die Welt verloren geht