lausebande-05-2018
Titelthema :: Seite 53 Das Erlernen einer zweiten Fremdsprache bleibt aber die Ausnahme. In Deutschland lernen nur gut ein Drittel der Schüler mindestens zwei Fremdsprachen (34,5 %, EU-Durchschnitt: 59 %), in Luxemburg, Finnland und Italien lernt dage- gen fast jedes Kind zwei Fremdsprachen. Diese Länder haben damit die Hausaufgaben der EU erfüllt: Bereits 2002 haben die Staats- und Re- gierungschefs der EU-Staaten auf einer Tagung in Barcelona das Ziel vereinbart, dass EU-Bürger bereits im Kindesalter mindestens zwei Fremd- sprachen erlernen sollen. Deutsche Schüler sind davon noch weit entfernt. Dabei gibt es gute Gründe, fremde Sprachen zu erlernen – und die gehen weit über Karrierechancen hinaus. Wer eine Fremdsprach erlernen möch- te, hat zumindest theoretisch eine sehr große Auswahl. Es gibt weltweit schät- zungsweise zwischen 6.500 und 7.000 verschiede- ne Sprachen, in Europa etwa 150, Dialekte nicht eingerechnet. Das klingt viel. Schaut man aber zurück in die Geschichte, hat sich die Sprachen- vielfalt bereits stark reduziert. Grobe Schätzungen gehen davon aus, dass es um 10.000 v. Chr. etwa 20.000 verschiedene Sprachen gab, im Jahr 1.000 n. Chr. noch 9.000. Ihre Zahl wird sich weiter re- duzieren, da Sprachen immer wieder aussterben – wenn sie nur noch wenige Muttersprachler ha- ben. Denn viele der knapp 7.000 Sprachen wer- den nur noch von wenigen Stämmen oder Völkern gesprochen. Etwa die Hälfte der Menschen welt- weit spricht eine der zehn meistgesprochenen Sprachen, wobei Chinesisch aufgrund der großen Bevölkerung Chinas die meistgesprochene ist. Wer sich in Deutschland an der Schule für eine Fremdsprache entscheidet, wählt meistens aus den Klassikern Englisch, Französisch, Russisch, Spanisch, Latein und in der Lausitz Sorbisch. Die erste Fremdsprache wird in Deutschland spätes- tens ab der 3. Klasse der Grundschule gelehrt, zu 99 Prozent ist das Englisch. Mit Englisch kann man nicht viel falsch machen: Es ist vergleichs- weise einfach zu erlernen und die Wahrschein- lichkeit ist hoch, dass man es im Laufe des spä- teren Lebens tatsächlich braucht. Wer Englisch beherrscht, kann sich in der Regel auch im Spa- nien- oder Polenurlaub halbwegs verständigen. Auch für den späteren Berufsweg kann es hilf- reich sein: Viele Arbeitgeber fordern gute Eng- lischkenntnisse von den Bewerbern. Bei der Wahl einer weiteren Fremdsprache, kommt es auf die Vorlieben und Interessen des Kindes an, manch- mal hängt die Wahl auch einfach vom Angebot der Schule ab. Wenn z.B. schon klar ist, dass der Sohn/ die Tochter ein Auslandsjahr in Frankreich plant, wäre Französisch eine gute Wahl. Jeder zweite Schüler entscheidet sich für Französisch als zweite Fremdsprache. Redaktion: Anett Linke Papa oder Daddy? Kinder und das Erlernen von Fremdsprachen Die meistgesprochenen Sprachen Chinesisch 1,3 Mrd. Englisch 510 Mio. Spanisch 389 Mio. Hindi 525 Mio. Arabisch 290 Mio. Portugiesisch 270 Mio. Bengali 250 Mio. Russisch 278 Mio. Japanisch 127 Mio. Deutsch 118 Mio. Meistgewählte 2. Fremdsprache an Brandenburger Gymnasien Französisch 50,3 % Spanisch 21,1 % Latein 13,5 % Russisch 12 % Polnisch 1,5 % Englisch 0,1 % Zahl der Sprecher mit Muttersprache und Zweitsprache, Quelle: Statista Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Schuljahr 2016/2017) »
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