lausebande-05-2018
Titelthema :: Seite 60 mehrsprachig aufwachsen und weltweit sogar die Mehrzahl der Menschen mehrsprachig aufwächst, ist davon auszugehen, dass Immersion einem Kind nicht schadet – im Gegenteil. Durch Immer- sion haben die Kinder ausreichend Zeit, eine erste Fremdsprache zu lernen und können sich dann eher einer weiteren widmen. Wichtig ist, dass Immersion ohne Druck und Zwang passiert. Pädagogen sollten die Kinder nicht drängen, in der fremden Sprache zu spre- chen, wenn sie das noch nicht wollen oder kön- nen. Stattdessen arbeiten sie nach dem Prinzip des positiven Korrigierens, wie man es auch bei Kleinkindern machen soll, die etwas falsch sagen: Sagt das Kind z.B. „Ich habe Milch getrinkt.“, wie- derholen die Eltern: „Du hast Milch getrunken? Hat sie dir geschmeckt?“ Nach dem gleichen Prin- zip wiederholen die Erzieher deutsche Sätze der Kinder auf Englisch. Eltern, die ihr Kind in eine Immersionseinrichtung schicken, sollten ihren Nachwuchs nicht durch große Erwartungen un- ter Druck setzen. Besucht ein Kind eine bilingua- le Kita oder Schule, müssen die Eltern weder die Fremdsprache beherrschen noch sie zu Hause mit dem Kind üben. Im Gegenteil: Zu Hause sollen sie weiter Deutsch mit ihm sprechen. Sie sollten aber Interesse an den Erlebnissen ihrer Kinder zeigen, dem Immersionsverfahren gegenüber positiv ein- gestellt sein und den Wert der Mehrsprachigkeit kennen und schätzen. Sollten sich Eltern dafür entscheiden, ihr Kind in eine Kita mit bilingualem Angebot zu schicken, wäre es wichtig, dass sich das Angebot in der Grundschule fortsetzen lässt. Ansonsten kann es passieren, dass die erlernte Sprache bis zum re- gulären Beginn des Fremdsprachenunterrichts in Klasse 3 wieder verloren geht. Die Zahl der Kitas und Grundschulen, in denen ein Teil des Tages bzw. des Unterrichts in einer Fremd- sprache durchgeführt wird, ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, fällt aber mit circa zwei Prozent an allen Kitas/ Grundschule noch immer sehr gering aus. Vor allem in den Großstädten ist das Angebot vergleichsweise groß. Bilinguale Bildungseinrichtungen In der Lausitz gibt es einige Kitas, die das Immersi- onsprinzip für Englisch umsetzen, sie arbeiten mit Muttersprachlern zusammen. Es gab bereits pol- Zweisprachige Kitas Die meisten Kinder lernen Englisch oder eine weitere Fremdsprache ganz klassisch: In der Grundschule, spätestens ab der dritten Klasse, für ein bis zwei Stunden pro Woche bei einem Eng- lischlehrer, der nicht immer, aber im Idealfall ein Muttersprachler ist. Dort erlernen sie die Fremd- sprache strukturiert nach Regeln: Aussprache, Vokabeln, Grammatik. Ganz anders funktioniert das Prinzip der Immersi- on. Der Begriff kommt vom englischen to immer- se, was übersetzt eintauchen heißt. Bei Immersi- on ist der Kontakt zur Fremdsprache so intensiv, dass man von einem Sprachbad sprechen kann, die Kinder tauchen sozusagen in die neue Spra- che ein. Konkret heißt das: Der Kita- oder Schul- alltag findet komplett oder zu einem großen Teil in der Fremdsprache statt. Erzieher und Lehrer reden den ganzen Tag mit den Kindern Englisch, ganz gleich ob beim Essen oder Waschen, ob in Mathe oder Geschichte. Dieses Prinzip wird so- wohl in Kitas als auch in Schulen umgesetzt. Der Gedanke dahinter: Das Sprachenlernen, die frem- de Sprache steht nicht im Mittelpunkt, es werden keine Vokabeln oder Grammatikregeln gepaukt. Die Kinder eignen sich die Fremdsprache eher un- bewusst an, so wie sie zunächst ja auch ihre Mut- tersprache nebenbei lernen. Zuerst verstehen sie, später sprechen sie auch selbst in der Sprache. Die Kinder werden anfangs vielleicht deutsch ant- worten, was sie auch dürfen. Das pädagogische Personal achtet aber darauf, nicht ins Deutsche zu wechseln. Stattdessen arbeitet es mit Mimik und Gesten, nutzt Bilder zur Veranschaulichung, spricht langsam und deutlich, wiederholt einzel- ne Wörter und Sätze bei Bedarf. Wichtig ist, dass das Personal die fremde Sprache sehr gut beherrscht, im Idealfall ist derjenige Mut- tersprachler. Die Vorteile für die Kinder, die eine Immersionskita oder -schule besuchen, liegen klar auf der Hand. Es gibt nur wenige Skeptiker, die sagen: Ein so früher und enger Kontakt zu einer fremden Sprache könnte das Kind überfordern und ihm in seiner Entwicklung schaden. Es ist zumindest hilfreich, wenn das Kind in seiner Muttersprache bereits gefestigt ist und diese zu Hause weiter konsequent hört und spricht. Da es aber nicht nur in Deutschland Kinder gibt, die zu Hause ohnehin
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