lausebande-05-2018

Titelthema :: Seite 63 im stabilen Wissensvorrat, der sich schneller aktivieren lässt. Bei Im- mersionseinrichtungen ist es in je- dem Fall wichtig, dass das Perso- nal beide Sprachen gut beherrscht, denn Kinder wollen immer so gut sein wie ihre Umgebung. Insofern haben die Pädagogen auch eine sprachliche Vorbildfunktion. Die meisten Kinder kommen erst- mals in der Grundschule intensiv mit einer Fremdsprache in Kontakt – ist das zu spät? Nein, das ist völlig ausreichend. Immerhin ist es gelun- gen, den Fremdsprachenunterricht in der Grundschule zu verankern, das hat viele Anläufe gebraucht. Die Schwierigkeit sehe ich eher im Übergang von der Grundschu- le zur weiterführenden Schule. In der Grundschule kommen die Kin- der noch spielerischmit demEngli- schen in Kontakt, am Gymnasium erfolgt dann ein systematischer Zu- gang, da fangen viele Kinder wieder bei null an. Wie könnte dieser Übergang besser gelingen? Der spielerische Zugang zur Fremdsprache in der Grund- schule ist durchaus richtig, aber die Kinder müssen auch lernen, wie sie das Erlernte anwenden können. Die Gymnasien und [...] Die Forschung trifft un- terschiedliche Aussagen dazu, in welchem Alter ein Kind Fremdsprachen gut erler- nen kann. Gibt es das perfekte Al- ter für Kinder? Aus meiner Sicht gibt es kein perfektes Alter. Es gibt auch keine empirischen Belege dazu, welches Alter besonders ge- eignet ist. Wir wissen, dass jünge- re Lerner wahrscheinlich eher in der Lage sind bei der Aussprache näher an das Ideal eines Muttersprach- lers heranzukommen, da tun sich Erwachsene eher schwerer. Ande- rerseits haben ältere Lerner andere kognitive Möglichkeiten, um eine Fremdsprache zu erlernen. Es gibt Leute, die frühem Fremd- sprachenlernen skeptisch gegen- überstehen und sagen: Bevor ein Kind eine Fremdsprache lernt, soll- te es zunächst seine Mutterspra- che gut beherrschen – was sagen Sie dazu? Mir macht eher Sorge, dass wir in den letzten Jahren den Trend haben, dass viele Elternmög- lichst früh bei ihren Kindern mit ei- ner Fremdsprache beginnenwollen. Das Paradebeispiel ist der Wunsch mancher Eltern, chinesisch schon imKindergarten zu lernen. Das irri- tiert mich deshalb, weil dabei verlo- ren geht, dass wir Kindern die Mög- lichkeit geben sollten, Kind zu sein. Werden sie schon früh gedrillt, chi- nesisch zu lernen, ist das zu viel des Guten. Hier wirdmehr oder we- niger grundlos ein Leistungsdruck erzeugt. Es spricht nichts dagegen, wenn ein Kind schon früh eine an- dere Sprache lernt – aber die Frage ist: aus welcher Motivation heraus? Wenn es nur umgute Karrierechan- cen in 20 oder 30 Jahren geht, halte ich das für fragwürdig. Dann habe ich Zweifel, ob das Erlernen bereits im Kitaalter beginnen muss. Etwas anderes ist es, wenn das Kind einen Bezug zu der erlernten Fremdspra- che hat. Also spricht nichts gegen sorbische Immersionskitas, wie es sie bei uns der Lausitz gibt? Ja genau. In solch einemFall finde ich Immersionspro- gramme angemessen und sinnvoll. Aber in Bayernwiederumwäre eine sorbische Kita Quatsch. Immersion kann also durchaus ihre Berechti- gung haben, aber ich sehe sie nicht als Allheilmittel. Welche Methode ist denn aus Ih- rer Sicht besser, um eine Fremd- sprache zu erlernen: Klassischer Fremdsprachenunterricht oder Im- mersionsprogramme? Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Unse- re Kinder waren beispielsweise auf einemGymnasiummit bilingualem Französisch-Zweig. Als sie das Fran- zösisch Jahre später wieder brauch- ten, waren sie selbst überrascht, wie gut sie es noch beherrschten. Insofern liegt der Nutzen bilingu- aler Ausbildungsgänge vielleicht Interview mit dem Sprachlehrforscher Prof. Dr. Frank G. Königs über guten Fremd- sprachenunterricht und den Sinn und Unsinn von Chinesisch-Kursen in Kitas. Königs, der seit seiner Schulzeit selbst sechs Fremdsprachen gelernt hat, bildet an der Phil- ipps-Universität Marburg künftige Sprachlehrer aus und leitet das dortige Informati- onszentrum für Fremdsprachenforschung. Guter Englischunterricht holt die Kinder in ihrer Lebenswirklichkeit ab www.lausebande.de Das vollständige Interview online lesen auf:

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