lausebande-05-2019
Titelthema :: Seite 53 Er hat mehrere Bestseller veröffentlicht, die vor den Gefahren von Smartphone & Co. warnen, jüngst erschien sein Buch „Die Smartphone-Epidemie“. Spitzer warnt in seinen Büchern, die fast immer die Bestseller-Listen erobern, vor den körperlichen, psy- chischen und sozialen Langzeitschäden durch die Nutzung digitaler Medien in Kindheit und Jugend: Kurzsichtigkeit, Depression, Empathielosigkeit, Fettleibigkeit, Diabetes. In seiner Argumentation ist er so konsequent wie in seiner Schlussfolgerung: Kinder und Jugendliche unter 18 brauchen keine Smartphones, da der Schaden einen möglichen Nutzen bei weitem überwiegt. Spitzer findet in der Fachwelt mit seinen The- Es ist ein Thema, das fast täglich in Fa- milien diskutiert wird, das mit jeder neu veröffentlichten Studie und jeder Buch- erscheinung die alten Debatten neu entfacht: Wie viel digitale Medien brauchen unsere Kinder? Was macht die zunehmende Digitalisierung von Kinder- zimmer, Schule und Familienalltag mit ihnen? Wo birgt sie Chancen, wo schadet sie? Einfache Antworten auf diese Fragen, gibt es nicht – so viel vorneweg. Es ist ein unfassbar komple- xes Thema. Fragt man drei Experten, erhält man unter Umständen drei völlig unterschiedliche Ant- worten. Zudem ist es ein vergleichsweise junges Phänomen: Während Handys und Internet in der Kindheit und Jugend der heutigen Elterngenera- tion kaum eine Rolle spielten, werden die Kinder heute quasi damit groß. Das führt zu zwei Proble- men: Erstens fühlen sich viele Eltern überfordert, weil ihnen ihre Kinder oft genug technisch überle- gen sind. Zweitens lässt sich noch gar nicht sagen, was die digitale Kindheit mit unserem Nachwuchs macht. Ob die Sorgen und Warnungen von Exper- ten berechtigt oder übertrieben waren, werden wir vermutlich erst in 20 Jahren wissen. Und diese Warner gibt es sehr wohl. Der prominen- teste von ihnen ist der Psychiater Manfred Spitzer. Redaktion: Anett Linke Wischen, Klicken, Zocken Was macht die Digitalisierung mit unseren Kindern? » Das ständige Starren auf einen Bildschirm führt zu Kurzsichtigkeit, so eine These von Manfred Spitzer. Was ist dran? Tatsächlich hat die Kurzsichtigkeit un- ter Kindern und Jugendli- chen in den vergangenen Jahren stark zugenommen, v.a. in asiatischen Ländern mit hohem Bildungsanspruch wie Chi- na, Südkorea oder Taiwan. Schüler verbringen dort deutlich mehr Zeit über Büchern und Tablets, meist in geschlossenen Räumen. Die Folge: 90 bis 95 Prozent der jungen Generation leiden be- reits unter Kurzsichtigkeit. Wissenschaftler haben mittlerweile die Ursachen dafür erforscht: Es sind nicht nur Veranlagung und das häufige Sehen auf kurzer Distanz wie beim Lesen, sondern v.a. feh- lendes Tageslicht. Je weniger Zeit Kinder draußen verbringen, desto weniger wird der Augapfel am Wachstum gehemmt. Die Folge ist Kurzsichtig- keit. Ärzte warnen davor, dies nicht als harmlose Sehschwäche abzutun. Frühe und stark ausge- prägte Kurzsichtigkeit könne später zu schweren Sehstörungen wie grauem Star oder gar Erblin- dung führen. Kurzsichtigkeit – eine Folge digitaler Medien? Nebeneinander statt miteinander: Beim Surfen und Zocken ist der Bildschirmwichtiger als der Mensch daneben. © Designed by Freepik © Designed by Freepik
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