lausebande-05-2019
Titelthema :: Seite 56 umgang ändern möchte, könnte für sich bzw. für die ganze Familie zunächst offline-Zeiten festle- gen, beispielsweise während der Mahlzeiten oder abends die letzte Stunde vorm Schlafengehen. Kritisch wird es, wenn die Mediennutzung den direkten Austausch zwischen Eltern und Kindern einschränkt oder verhindert. Das fängt übrigens schon sehr früh an. Einige Experten raten davon ab, sich während des Stillens oder des Kinderwa- genschiebens mit dem Smartphone zu beschäfti- gen. Stattdessen solle man seine Aufmerksamkeit dem (wachen) Kind widmen. Denn sonst macht das Kind von Beginn an die Erfahrung: Das Smart- phone bekommt ähnlich viel Aufmerksamkeit wie ich, es ist meinen Eltern mindestens genauso wich- tig. Und genau diese Einstellung wird das Kind spätestens ab der Pubertät dann übernehmen. Eltern als Begleiter in die digitale Welt Der zweite wichtige Schritt: Wenn die Kinder in das Alter kommen, in dem sie digitale Medien selbst aktiv nutzen sollen oder wollen, dann brauchen sie Begleitung durch die Eltern, das gilt übrigens auch fürs Fernsehen. Eltern sollten wissen, welche Sendungen sich ihre Kinder regelmäßig anschau- en, auf welchen Internetseiten sie aktiv sind. Man kann die Kinder nach der Bildschirmzeit auch be- wusst fragen, was sie gesehen haben. Dann merkt man auch, ob sie es überhaupt verstanden haben oder sich nur haben berieseln lassen. Apps für jün- gere Kinder sollte man mit ihnen auswählen und zunächst allein oder mit dem Kind gemeinsam aus- probieren. Kindernachrichten, die etwa ab der 1./2. Klasse geeignet sind, sollte man ebenfalls gemeinsam schauen. Denn selbst wenn diese speziell für jün- gere Kinder aufbereitet sind, wird es vermutlich Kinder-Medien-Studie sind unsere Kinder sehr wohl noch analog unterwegs. Gefragt wurde, welcher Aktivität sie mehrmals pro Woche nachgehen. Dem- nach gehören zu den häufigsten Freizeitaktivitäten von Kindern aller Altersgruppen das Treffen bzw. Spielen mit Freunden. Auf der Rangliste folgen Aus- ruhen/ Fernsehen und draußen spielen. Mit zuneh- mendem Alter gewinnen PC- bzw. Konsolenspiele an Bedeutung, aber auch regelmäßiger Sport. Dieselbe Studie hat nach dem Leseverhalten der Kinder gefragt: Drei von vier Kindern nehmen mehrmals pro Woche ein Buch oder eine Kinder- zeitschrift in die Hand – aus Papier! E-Books spie- len im Kinderzimmer kaum eine Rolle. Auch die KIM Studie von 2016 bestätigt, dass Kinder weiter zum Buch greifen. Jedes zweite Kind liest mindes- tens einmal pro Woche in Büchern. Obwohl also die Weiten des Internets eine große Faszination auf Kinder ausüben, sind sie weiter regelmäßig in der wirklichen Welt unterwegs. Allerdings wächst die Bedeutung von Internet und Smartphone mit dem Alter. Eltern als Vorbild Da die digitale Kindheit immer früher beginnt, sind Eltern von Beginn an gefordert. Sie sind Vorbild durch ihre eigene Mediennutzung, sie sind Beglei- ter bei den ersten Schritten ins Internet, sie legen die Regeln fest. Gerade die Vorbildfunktion unter- schätzen Eltern gern. Sie verlangen vom Kind, sel- tener fernzusehen, zu chatten oder zu zocken, ha- ben aber selbst ihr Smartphone stets bei der Hand. Das belegt eine 2018 vom Bundesverband Digitale Wirtschaft veröffentlichte Befragung: Auf die Fra- ge, ob es ihnen schwer fallen würde, für eine be- stimmte Zeit offline zu sein, antworteten immerhin 34 Prozent der 35- bis 54-Jährigen mit ja. Und fast jeder Zweite aus dieser Altersgruppe gab an, im- mer online erreichbar zu sein. Wer die Kinder im Nachbarzimmer via WhatsApp- Gruppenchat zum Abendessen ruft, der braucht sich nicht zu wundern, wenn auch sie das Smart- phone als ständigen Begleiter dabei haben. Daher heißt der erste Schritt: das eigene Nutzungsverhal- ten von Smartphone, Tablet, PC und TV überprü- fen. Gehe ich ans Telefon, wenn mein Kind sich mit mir unterhält? Liegt das Smartphone beim Essen auf dem Tisch? Bin ich auch im Familienur- laub für den Chef erreichbar? Wer seinen Medien- Geeignete Apps für Kinder: Die Datenbank des Deutschen Jugendinstituts DJI bietet Eltern Orientierung bei der Auswahl passender Apps für Kinder im Kita- und Grund- schulalter. Sie enthält mittlerweile mehr als 600 Apps, sowohl beliebte als auch solche, die als pädagogisch wertvoll eingestuft werden. Be- wertet werden u.a. Spielspaß, Sicherheit und Kosten. www.dji.de/kinderapps
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