lausebande-05-2019

Titelthema :: Seite 58 Initiativen, die Richtwerte veröffentlichen, hier ein mögliches Zeitkontingent, an dem sich Eltern ori- entieren können: • 0-3 Jahre: möglichst keine Bildschirmzeiten • 3-6 Jahre: bis zu 30 min täglich • 7-10 Jahre: bis zu eine Stunde täglich Für ältere Kinder empfehlen sich Wochenkontin- gente, orientiert am Alter: Pro Woche sind so viele Stunden okay, wie das Kind alt ist, d.h. Elfjährige können elf Stunden pro Woche zocken, streamen und chatten, 14-Jährige bis zu 14 Stunden. Je älter die Kinder werden, desto schwieriger wird es, diese Regeln tatsächlich auch umzusetzen. Hier kann es helfen, gemeinsam mit dem Kind einen Me- diennutzungsvertrag aufzusetzen und unterschrei- ben zu lassen, am besten mit entsprechenden Kon- sequenzen bei Nichteinhaltung. Wenn die Kinder an dem Vertrag mitwirken dürfen und er immer wieder dem Alter angepasst wird, kann das tatsächlich hel- fen, tägliche Diskussionen zu dem Thema zu verhin- dern oder zumindest zu reduzieren. Zum Festlegen von Regeln gehört auch das Thema- tisieren möglicher Gefahren, wie Cyber-Mobbing, Sexting, das (unbeabsichtigte) Nutzen von kosten- pflichtigen Angeboten. Zudem sollte man Kindern klar machen, dass ein angemessener Ton auch bei der Online-Kommunikation wichtig ist – Stichwort Netiquette. Ebenfalls sollte man mit den Kindern das Thema Datensicherheit besprechen. Je jünger die Kinder sind, desto weniger können sie einschät- zen, wie wertvoll die Währung Daten in der digi- talen Welt ist und wie wichtig es ist, so wenig wie möglich und so viel wie nötig preiszugeben. Darüber sollte man spätestens sprechen, wenn das Kind ein eigenes Smartphone bekommt. Und das wird immer früher: Bereits jeder zweite Neunjähri- ge hat eines, im Alter von 13 Jahren besitzen bereits 95 Prozent der Jugendlichen ein Smartphone. Das nutzen sie an erster Stelle zum Kommunizieren mit Freunden und Familie, WhatsApp ist für sie die wichtigste Funktion und das wichtigste Bindeglied zu Freunden und Kumpels. Erst mit deutlichem Ab- stand folgen Spiele, Unterhaltung und Information. Je größer die lieben Kleinen werden, desto weni- ger bekommen Eltern mit, auf welchen Internet- seiten und Apps sie am liebsten unterwegs sind. Genau diese Infos werden aber regelmäßig erho- ben – vom Medienpädagogischen Forschungsver- bund Südwest (mpfs). Seit 1998 erfasst er die Me- diennutzung von Kindern und Jugendlichen. Hier die aktuellen Zahlen: Die mit Abstand beliebteste und am häufigsten genutzt App beim Nachwuchs ist WhatsApp, gefolgt mit etwas Abstand von You- Tube und den Bilderplattformen Instagram und Snapchat. Bevor die Kinder ins YouTube- und Instagram-Alter kommen, sind sie auf den Seiten ihrer Lieblings- TV-Sender unterwegs. Bei den 6- bis 9-Jährigen wird die Liste der beliebtesten Internetseiten von Toggo und Kika angeführt, gefolgt von den Kinder- Suchmaschinen Blinde Kuh und FragFinn und der Spiele-Seite Spielaffe (KIM-Studie 2016). Bei den Spielen Älterer stehen seit Jahren drei Fa- voriten besonders hoch in der Gunst: Minecraft, FIFA und Grand Theft Auto. 2018 landete ein Neu- einsteiger sofort auf Platz 1: Fortnite, ein Koope- rations- und Survival-Spiel, das die Jugendlichen Für (jugendliche wie erwachsene) Smartpho- ne-Besitzer, die ihre Umgebung unterwegs kaum noch wahrnehmen, gibt es bereits eine eigene wenig schmeichelhafte Bezeichnung: Smombies – als Kunstwort aus Smartphone-Zombies, 2015 wur- de es zum Jugendwort des Jahres gewählt. Heute sind sie eine ernste Gefahr für sich und andere Ver- kehrsteilnehmer. Denn ihre Bildschirm-Fixiertheit verursacht teils gefährliche Unfälle. Erst jüngst un- tersuchte die Leipziger Uniklinik das Phänomen ge- nauer, da sie seit 2016 steigende Smombie-Unfälle registriert. Auch andere Länder verzeichnen stei- gende Unfallzahlen mit Smombies. Doch statt die Smartphone-Nutzung einzuschränken, soll Technik die Misere lösen: In der litauischen Hauptstadt Vil- nius wurde eine eigene Smombie-Spur ausgewie- sen, mit weißen Richtungspfeilen. In Tel Aviv und den Niederlanden werden an Kreuzungen in den Boden eingelassene Ampeln getestet. In Südkorea sollen Benachrichtigungen aufs Handy oder Licht- signale an Straßenübergangen Fußgänger blitz- schnell vor gefährlichen Situationen warnen. Smombies – vom Jugendwort zur Unfallquelle

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