lausebande-05-2019
Titelthema :: Seite 61 Bevor sie die Smartphones ihrer Kinder verfluchen, sollten sich Eltern fragen, woher der Nachwuchs die teuren Geräte hat. Oft sind es nämlich die El- tern, die ihre vermeintlich veralteten Geräte den Kindern überlassen oder ihnen ein Neugerät kau- fen. Manchmal spielt dabei auch der Wunsch nach Kontrolle hinein. Denn dank des Smartphones lässt sich leichter überwachen, wo sich das Kind gerade befindet. Natürlich sind die modernen Medien an mancher Stelle auch Segen: in Patchwork-Familien sind Absprachen schneller und unkomplizierter mög- lich. Weit entfernte Großeltern können dank Chat und Videotelefonie am Alltag der Enkel teilhaben. Kinder können ihre Urlaubsbekanntschaften auch nach Ferienende pflegen. Wie es nun um die Folgen der Digitalisierung steht, wissen wir erst in einigen Jahrzehnten sicher. Ei- nes eint Kritiker und Befürworter digitaler Medien im Kinderzimmer: Kinder brauchen auch analoge Erfahrungen, sie brauchen Spielzeug, sie müssen Zeit draußen verbringen, sie müssen sich mit ihren Freunden unterhalten. Die Zeit, die Kinder vor dem Bildschirm verbringen (egal ob Fernseher oder Smartphone), die fehlt ihnen für andere Erfahrun- gen. Daher sollte sie begrenzt sein. Wie stark, das muss jede Familie für sich entscheiden. Feste Hob- bys wie Sport oder Musikunterricht, regelmäßige Ausflüge mit der Familie ins Grüne können helfen, die richtige Balance zu finden zwischen digital und analog. Zum Schluss lassen wir noch zwei Experten mit gegensätzlichen Meinungen zu Wort kommen. Wir haben dem Psychiater Manfred Spitzer und dem Kommunikationspsychologen Markus Appel die gleichen Fragen gestellt. Ihre sehr unterschiedli- chen Antworten lesen Sie auf den folgenden Seiten. rern hat ergeben, dass die Handschrift der Schüler in den vergangenen Jahren immer schlechter ge- worden sei. Die Studie beruht auf der persönlichen Einschätzung der Lehrer. Ob sich die Handschrift in den vergangenen Jahrzehnten tatsächlich ver- schlechtert hat, dazu gibt es bisher keine verlässli- chen Studien. Ganz unwahrscheinlich ist es nicht. Denn den Kindern fehlt vielfach die Routine. Selbst wenn sie Schreibschrift in der Schule lernen, wen- den sie sie im Alltag kaum an. Wer schreibt heute noch Briefe und Postkarten? Fazit: Ist die Digitalisierung Fluch oder Segen? Wie sich im Text schon angedeutet hat, funktio- niert schwarz-weiß-Denken nicht. Natürlich gibt es jene Warner, die sagen, digitale Medien sind für Kinder und Jugendliche ebenso schädlich wie Drogen oder Alkohol oder ebenso komplex wie Autofahren. Und das erlauben wir ihnen ja auch nicht vor der Zeit. Es gibt aber auch die Gegenseite und die sagt: Neue Erfindungen hatten es immer schon schwer, die Fahrt mit der Eisenbahn galt als ebenso gefährlich wie für Frauen das Lesen. Heu- te belächeln wir diese Sorgen. Vielleicht hilft es auch, sich daran zu erinnern, dass man als Kind ebenfalls erbittert mit den eigenen Eltern um die Nutzung von Fernseher, Gameboy oder Nintendo gestritten hat. Schreibschrift oder Druckschrift? In der ersten Klas- se wird die Grundlage gelegt, aus der sich später die individuelle Handschrift herausbildet. Zu diesem Themenkomplex finden Sie ver- schiedene Beiträge und Ratgeber auch unter www.lausebande.de . Im Bereich Titelthe- men sei dabei besonders auf ein Plädoyer aus dem Frühjahr 2015 unter dem Titel „Klick. Bund. Fertig!“ verwiesen, es ist im Bereich Magazin unter den Titelthemen zu finden.
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