lausebande_05-2021
32 › Aktuelles Stand 22. April 2021: Regelmäßige Leser bit- ten wir um Verständnis für unsere wieder- holten Anmerkungen zum Einstieg ins monatliche Corona-Update. Da wir immer wieder von Lesern um Kritik und aktuelle Infos zu Eindämmungs- maßnahmen gebeten werden, scheint dies aber wiederum erforderlich. Wir haben uns in unserer Serie zur sich wie ein Kaugummi ziehenden Pan- demie sachlichen Informationen zu Erkenntnissen rund um das aktuelle Coronavirus mit besonde- rem Bezug zur Familie verschrieben. Wir wollen hier keine Meinung machen und auch keine poli- tischen Entscheidungen diskutieren. Da unser Magazin im monatlichen Rhythmus erscheint, ist es auch nicht sinnvoll, sich beständig ändernde Re- geln zu beschreiben, die schon mit Erscheinen des Magazins veraltet sein können. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns auch diesmal auf familien- relevante, neue Erkenntnisse zum Coronavirus aus Wissenschaft, Medizin und praktischer Pandemie- bewältigung sowie auf die besondere Situation der Kinder und Familien bzw. Mütter. Hier wird dies- mal der dringende Hinweis aus unserer letzten Ausgabe untermauert und wiederholt, dass man sich politisch auf Landes- und Bundesebene end- lich um eine Vorsorge für Kinder und Familien mit einer Strategie für jene Zeit bemühen sollte, in der eine ausreichend hohe Impfquote denWeg aus der Pandemie bahnt. Auch in den vergangenen vier Wochen wurde hier einmal mehr jegliche Entwick- lung verschlafen. Familien und Mütter müssenmit Blick auf den beginnenden Bundestagswahlkampf unbedingt lauter werden – sonst dominieren mit Start der sogenannten „neuen Normalität“ wie- der wirtschaftliche Interessen und Politik wie Be- hörden kehren zurück zum realitätsfernen Dienst nach Vorschrift. PIMS – selten, aber wichtig Viele Nachfragen erreichten uns zu unserer kurzen Schilderung des Pediatric Inflammatory Multi- system Syndrome (PIMS) im letzten Corona-Upda- te. PIMS steht für eine seltene, aber auch von sehr schweren Verläufen geprägte Folgeerkrankung einer Coronavirus-Infektion für Kinder und Jugend- liche. Wir führten dazu ein ausführliches Interview mit Prof. Michael Frühwald, das auf den folgenden Seiten zu finden ist. Auch wenn es mehrere tödliche Verläufe für Kinder gab, die an PIMS erkrankt sind, ist Alarmismus hier völlig fehl am Platz. Informa- tion und Aufmerksamkeit für Eltern ist hingegen sehr, sehr wichtig. Denn wer auf Symptome bei Kindern und Jugendlichen achtet und rechtzeitig reagiert, der kann selbst in den selten auftretenden Fällen schwere Verläufe für seine Kinder vermeiden. Um zu unterstreichen, dass dieses Thema keine Ba- gatelle ist: Allein in den USA wurden rund 1.730 an PIMS erkrankte Kinder in einer Studie beschrieben, von denen 45 % auf die Intensivstation kamen und 24 Kinder verstarben. In Großbritannien wurden auf dem Höhepunkt der zweiten Welle pro Woche mehr als 100 Kinder mit PIMS diagnostiziert. Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie hat in diesem Frühjahr 245 Kinder mit PIMS regist- riert, sieben haben bisher Folgeschäden behalten, vor allem am Herzen. Die Schätzungen in der Häu- figkeit von PIMS gehen weit auseinander, hier feh- len einfach noch verlässliche Daten – und da Kinder meist ohne Symptome erkranken, ist im Grunde die Gesamtzahl infizierter Kinder eine große Un- bekannte. Veröffentlichungen reichen derzeit von einem betroffenen Kind je 1.000 infizierter Kinder bis zu einem betroffenen Kind je mehrerer 10.000 infizierter Kinder. In jedem Fall scheint PIMS deut- lich häufiger vorzukommen als die vieldiskutierten Hirnvenenthrombosen. PIMS tritt meist sechs bis acht Wochen nach der Coronavirusinfektion auf, selbst wenn dieses ohne Symptome verlief. Einen Zusammenhang zur Schwere der Symptome der ei- gentlichen Infektion scheint es also nicht zu geben. Ein einfaches Anzeichen: Wenn Kinder plötzlich an hohem Fieber leiden, dass auch mit Antibiotika am zweiten und dritten Tag nicht verschwindet, sollten betroffene Kinder unbedingt einem Arzt vorgestellt werden. Eltern können hier ruhig deutlich auf PIMS hinweisen. Rechtzeitig erkannt, ist PIMS scheinbar sehr gut therapierbar. Wenn Kinder hingegen zu spät den Weg zum Arzt finden, können vor allem Herzschädigungen bis zum Tod führen. Neben ho- hem Fieber zählen akuter Hautausschlag, beidsei- tige Bindehautentzündung, geschwollene Lymph- knoten, Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen sowie Herzprobleme und ein starker Abfall des Blutdrucks zu denweiteren Symptomen der Erkran- Das kleine Corona Update Redaktion: Jens Taschenberger
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