lausebande_05-2021

Mit einer aktuellen Studie schärft das Deutsche Ins- titut für Wirtschaftsforschung (DIW) den Fokus auf die beson- dere, pandemiebedingte Betrof- fenheit von Frauen auch in der Selbständigkeit. Die Erkennt- nisse belegen einmal mehr, dass die Coronakrise nicht geschlech- terneutral wirkt und Ungleich- heiten verschärft. Der Politik gibt sie an die Hand, Selbständige und damit Frauen verlässlicher zu unterstützen. Wir sprachen mit Johannes Seebauer, der die Studie verantwortet hat: Sie sind ein junger Mann am Beginn der Forschungskarriere, wie sind Sie ausgerechnet auf die Betrachtung selbständiger Frauen gekommen? Das ist eine gute Frage. Die For- schungsphasemeiner Promotion „Wir benötigen ein Ende der Unsicherheit für Selbständige“ Interviewmit Doktorand Johannes Seebauer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung e.V. begann Ende 2019. Grundsätz- lichbinichArbeitsmarktökonom und beschäftige mich in demGe- biet mit verschiedenen Themen, habe beispielsweise auch schon zu Mindestlöhnen geforscht. Die Studie zu Selbständigen in der COVID-19-Krise ergab sich dann aus der Pandemie heraus. Dabei hat sich dann in den Daten sehr klar gezeigt, dass es besonders selbständige Frauen richtig er- wischt hat. Das war zuvor in dem Ausmaß nicht zu erwarten – und so hat die besondere Situation das Thema der Studie geschärft. Die prominente Sozialwissen- schaftlerin Jutta Allmendinger sprach in der Pandemie von einer Retraditionalisierung des Frauenbilds zwischen Ho- meoffice, Kinderbetreuung und Haushalt – bestätigt ihre Studie 36 › Corona Update mit der besonderen Betroffen- heit selbständiger Frauen dieses Bild? Grundsätzlich besteht diese Ge- fahr, wenn von der Pandemie besonders betroffene Frauen sich aus ihrer Selbständigkeit zurück- ziehen und sich in diese traditio- nelle Rollenverteilung einfügen. Wenn pandemiebedingte Schlie- ßungen von Schule und Kita Be- treuungsengpässe verursachen, sind es zumeist Frauen, die ihre Arbeitszeit reduzieren. Gerade selbständige Frauen verfügen oft über die Flexibilität, das zu tun. Was kurzfristig als Vorteil er- scheint, kann langfristig für ihre Perspektive in der Selbständig- keit von großem Nachteil sein. Insgesamt ergibt sich aber ein durchaus differenziertes Bild. So haben Untersuchungen von DIW-Kollegen gezeigt, dass die Mehrbelastung durch Sorgear- beit in der Pandemie vor allem in denjenigen Haushalten zu Lasten von Frauen ging, in denen die Sorgearbeit bereits zuvor un- gleich verteilt war. Dies spricht in der Tat für eine Retraditio- nalisierung des Frauenbilds. In Haushalten aber, in denen die Sorgearbeit vor der Krise egalitär aufgeteilt war, haben sich hin- gegen keine signifikanten Än- derungen durch die Pandemie ergeben. Warum sind Frauen nicht nur allgemein, sondern auch in der Selbständigkeit stärker be- troffen alsMänner? Dies liegt unseren Ergebnissen

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