lausebande_05-2021
38 › Corona Update scheidet sich deshalb deutlich von der abhängig Beschäftigter. Deshalb und aufgrund der Tat- sache, dass sie überproportional häufig in stärker betroffenen Branchen tätig sind, halten wir diesen Fokus für wichtig, auch im Hinblick auf Erkenntnisse zu notwendigen Maßnahmen zur Krisenbewältigung. Was bedeutet das für die Ein- dämmungsmaßnahmen einer- seits und staatliche Unterstüt- zungen andererseits? Wir sehen in den Daten, dass selbständige Frauen mit einer rund 60% höherenWahrschein- lichkeit von Eindämmungsmaß- nahmenwie der Regulierung von Öffnungszeiten betroffen sind. Das korrespondiert natürlich mit der Branchenzugehörigkeit und übersetzt sich in Einkommens- verluste. Es zeigt sich klar: Auch wenn bestimmte Maßnahmen epidemiologisch sinnvoll sind, so sind sie dennoch nicht ge- schlechtsneutral. Das muss die Politik imErgreifen solcher Maß- nahmenmitdenken. Es wäre des- halb zu begrüßen, dass staatliche Hilfen an Betroffene möglichst schnell, zeitnah und unbüro- kratisch fließen. Dass die jüngst verabschiedete Neustarthilfe für Soloselbständige jetzt auch die Deckung von Lebenshaltungs- kosten vorsieht, ist ein erster wichtiger Schritt. Das war bei den vorherigen Überbrückungs- hilfen noch ausgeschlossen. Wenn man den Selbständigen insgesamt besser hilft, werden Frauen als überproportional stärker betroffene Gruppe dann auch stärker profitieren. Haben Sie Erkenntnisse, wie stark das auch Mütter mit he- ranwachsenden Kindern und somit ganze Familiensysteme betrifft? Im Familienzusammenhang haben wir uns angeschaut, wie sich Pandemiefolgen auf die psy- chische Gesundheit ausgewirkt haben. Hier sehen wir, dass die Häufigkeit von Depressions- und Angstsymptomen bei selbstän- digen Frauen signifikant erhöht ist – und das umso deutlicher, wenn sie Kinder haben. Bei selb- ständigen Männern finden wir keinen vergleichbaren Effekt. Das deutet darauf hin, dass die Belastung für Mütter auch jen- seits finanzieller Aspekte in der Krise deutlich größer ist. Haben Frauen auch in der Selb- ständigkeit eine schwächere Lobby als Männer – und wenn ja, was sagt das über unsere Ge- sellschaft? Es wurde versäumt, Eltern durch entsprechende Maßnahmen Planbarkeit für Berufstätig- keit, Familie, Schule und Kita zu geben. Eltern wissen mo- mentan nicht, wie viel sie in der kommenden Woche arbeiten können, weil sich Regeln ständig ändern. Das fängt tendenziell die Mutter ab, die ihre Arbeitszeit entsprechend reduziert. Diese Unplanbarkeit führt auch zu psy- chischem Stress – und hier kann man der Politik durchaus einen Vorwurf machen. Die fehlende Lobby würde ich also eher im Zusammenhang des Systems El- tern, Kind, Berufstätigkeit sehen. Machen das andere Länder besser? In der Krise haben wir gesehen, dass in anderen Ländern wie beispielsweise Großbritannien
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