lausebande_05-2021

Haustiere ‹ 57 Wie sehr beeinflussten Kenntnisse der Hunde- psyche die Erziehung Ihrer Kinder, gibt es hier eigentlich Parallelen? Prinzipiell lassen sich viele Aspekte der Kinder- mit der Hundeerziehung vergleichen. Konse- quenz beispielsweise spielt in beiden Bereichen eine sehr wichtige Rolle. Es wäre jedoch leicht- fertig, sämtliche Merkmale der Erziehung eines Menschen eins zu eins auf die Hundeerziehung und umgekehrt zu übertragen. Der gravierendste Unterschied ist, dass man bei Kindern durch den Erziehungsprozess eine Selbständigkeit erreichen möchte. Dieses Ziel gibt es bei Hunden nicht, dort muss eine Abhängigkeit zum Halter bestehen bleiben, damit der Hund sich nicht abnabelt und auf sich alleine gestellt ist. Sie haben einmal vor dem Deutschen Kinder- schutzbund zum Thema Kind und Hund refe- riert – was ist denn da bei Kindern anders als bei Erwachsenen? Zunächst einmal denke ich, dass es nichts Schö- neres für ein Kind gibt, als mit einem Hund auf- zuwachsen. Ein Kind lernt dadurch, ein empa- thisches Bewusstsein für andere Lebewesen zu entwickeln. Gleichzeitig müssen gewisse Spiel- regeln eingehalten werden. Es müssen für das Kind und den Hund Rückzugsmöglichkeiten existieren, Tabu-Orte bzw. Situationen, in denen der jeweils andere nichts zu suchen hat. Und beim Zusammenleben von Kind und Hund ist sehr wichtig, dass der Erzieher konsequent ist. Aus diesem Grund muss stets ein Erwachsener in der Nähe sein, um gegebenenfalls reagieren zu können. Daher kann ein Hund auch niemals allein für ein Kind angeschafft werden. Die Eltern haben immer die volle Verantwortung und sind für die Erziehung des Hundes zuständig. Jedoch können die Kinder in die Erziehung mit einge- bunden werden, indem sie kleinere Aufgaben ge- meinsammit den Eltern übernehmen. Gibt es tatsächlich familiengeeignete Hunde – oder ist alles eine Sache der Erziehung? Den Familienhund oder den Anfängerhund gibt es nicht, denn selbst innerhalb eines Wurfes können unterschiedliche Charaktereigenschaften auftreten. Generell eignen sich aber für Familien eher Hunde, die nicht sehr sensibel sind. Fein- fühlige Hunde können nämlich gerade bei Fami- lien mit Kindern zu einem Problem werden, denn Kinder sind im Umgang mit Hunden nicht gerade vorsichtig und zimperlich. Ihre Erfolgsgeschichte begann mit Ihrem ei- genen Erziehungskonzept D.O.G.S. für Hunde im Jahr 1995 – was war daran so neu? Gerade während meiner Anfangszeit habe ich sehr viele schlimme Sachen gesehen, wo Hunde mit Drill und Drangsalierung gefügig gemacht, aber mitnichten artgerecht erzogen wurden. Das ging für mich von Anfang an gar nicht. Mit D.O.G.S. (Dog Orientated Guiding System) habe ich eine Trainingsphilosophie entwickelt, die sich an den individuellen, natürlichen Bedürfnissen des Hundes orientiert – und zwar in leiser, ge- waltfreier und harmonischer Manier. Brüllerei und Stachelhalsband sind bei uns kein Thema. D.O.G.S. ist ein System, das kein System ist! Der Schwerpunkt von D.O.G.S. liegt darin, den Hund einschätzen zu können, um dann ein für den Menschen und seinen Hund ganz individuell zu- geschnittenes Trainingskonzept zu entwerfen. Daher kann es auch passieren, dass ein Mensch- Hund-Team einen Trainingsweg nahegelegt be- kommt, von dem einem anderen Team vielleicht abgeraten werden würde. Wie sieht das in der Praxis aus, müssen Sie da mehr das Herrchen als den Hund erziehen? Definitiv ja. Denn in 99 Prozent ist es nicht der „Problemhund“, der sich ändern, sondern der Mensch, der seine Einstellung und Verhaltens- weisen überdenken muss. Halten Sie Humor für den richtigen Weg, den Deutschen eine gute Hundeerziehung beizu- bringen? Ich glaube, wenn man den Leuten auf humorige Weise den Spiegel vorhält, dann trägt das zum Lernerfolg bei. Ich wiederhole mich da gerne: Alles was ich mache, zielt auf das Vermitteln von Wissen ab, wobei natürlich klar ist, dass ich das in einer Halle vor 4000 Leuten anders mache als bei einem meiner Seminare vor 200 Leuten oder als Referent vor zwölf Doktoranden. Wenn einmal keinHund oder Hundefreund in der Nähe ist, welche Themen treiben Sie noch um? Das kommt ja nicht so oft vor. In meiner Frei- zeit beschäftige ich mich natürlich sehr viel mit meiner Familie. Darüber hinaus bin ich sport- begeistert, spiele selber Tennis und interessiere mich für Fußball. Danke für das Interview

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