lausebande_05-2021
Titelthema ‹ 59 Einmal jährlich lädt die DLRG zu einem eher traurigen Pressegespräch. Anlass ist die Ver- öffentlichung der Badetoten. Vergangenes Jahr sind in Deutschland 378 Menschen ertrunken, die meisten von ihnen beim Baden in Seen oder Flüssen. In Sachsen starben 22 Menschen durch Ertrinken, in Brandenburg 24. Unter den Toten waren bundesweit 23 Kinder im Vorschul- oder Grundschulalter. „Hier ist sicherlich die bereits an sich zurückgehende Schwimmfertigkeit bei den Kindern eine Ursache, was das Corona-Jahr 2020 durch längerfristig geschlossene Bäder leider nur verschlimmert hat“, vermutet DLRG-Präsident Achim Haag, der zugleich beklagt: „Das Jahr 2020 war für die Schwimmausbildung ein verlorenes Jahr. Diese Entwicklung ist alarmierend und hat bereits vor der Pandemie begonnen. Fast 25 Pro- zent aller Grundschulen können keinen Schwimm- unterricht mehr anbieten, weil ihnen kein Bad zur Verfügung steht und ausbildende Verbände wie die DLRG haben lange Wartelisten von ein bis zwei Jahren für einen Schwimmkurs.“ Die Pandemie hat ein ohnehin bestehendes Pro- blem weiter verschärft. Nach DLRG-Angaben ist mehr als jeder zweite Grundschulabsolvent kein sicherer Schwimmer mehr. „Die Anstren- gungen müssen deutlich intensiviert werden, um marode Bäder zu sanieren und Schulunter- richt sicher zu stellen. Sobald die Bäder wieder öffnen können, gilt es, zusätzliche Wasserzeiten für die Ausbildung zu schaffen“, fordert Haag daher. Nach Schätzungen der Wasserretter ist die Zahl der Nichtschwimmer in Deutschland im vergangenen Jahr auf 1 Million Menschen ge- stiegen, 2021 dürfte diese Zahl nochmals deutlich wachsen. Im Vergleich dazu mag die Zahl von 23 ertrunkenen Kindern im vergangenen Jahr noch gering erscheinen. Aber: Die Zahl der Beinahe- Badeunfälle wird nicht erhoben. Jedes Jahr ge- raten Kinder zu lange unter Wasser, können zwar noch gerettet werden, tragen durch den Sauer- stoffmangel aber erhebliche Folgeschäden davon. Die DLRG fordert daher Intensivkurse anzu- bieten, sobald die Schwimmbäder wieder öffnen dürfen, den Schwimmunterricht in Schulen zu stärken und die Bäderkapazitäten langfristig zu sichern und wieder zu erhöhen. In den vergan- genen knapp 20 Jahren mussten in Deutschland 1.400 Bäder von einst 7.700 ihre Türen für immer schließen. Statistisch schließt damit alle vier Tage ein Schwimmbad irgendwo in Deutschland für immer seiner Pforten. Vielen Bädern droht die Schließung, hier wären dringend Sanierungen erforderlich – allein das Geld fehlt. Die Pandemie wird dieses Problemweiter verschärfen. Die dramatischsten Folgen des Bädersterbens sind die steigende Zahl an Nichtschwimmern und ein Vereinssterben, weil einfach nicht mehr genü- gend Beckenkapazitäten vorhanden sind. Allein der Deutsche Schwimm-Verband hat seit Anfang der 2000er-Jahre etwa 80.000 Mitglieder und mehr als 200 Vereine verloren. Mitte März forderte der Deutsche Sportlehrerver- band, die Schwimmbäder für Anfängerkurse Zahl der monatlichen Badetoten 2019 und 2020. Quelle: DLRG Seepferdchen, ahoi! Wie aus Wasserratten sichere Schwimmer werden
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